Die Präsidentenwahl

»Auf dieser Runde, so ist es verbürgt, schlug Fahrenbach sein erstes Ass, und von diesem Moment an wusste er die Golfgöttin an seiner Seite«

Im Golfclub Bauernburg sagen wir „Fahrig wie Fahrenbach“ , wenn jemand vergisst, die Fahne ins Loch zurück-zustecken, seinen Trolley in den Bunker mitnimmt oder eine Alarmanlage auslöst, weil er an der falschen Wagentür rumfummelt.

Als mich unser Präsident Fahrenbach in der Garderobe ansprach, wirkte er mal wieder ausgesprochen fahrig. Was verständlich war, denn seine Frau hielt ihn seit einem Jahr ausgesperrt und die Wiederwahl zum Club-Präsidenten stand plötzlich auch in den Sternen, da ein Rechtsverdreher namens Hübele seinen Hut in den Ring geworfen hatte.

Hübele, genannt „Das Übele“, macht in Abmahnungen. Beim Golfen gibt der Brachial-Schwabe den schrägen Spaßvogel, ansonsten ist er ein intriganter Giftzwerg und Unruhestifter, womit man in jedem Club bei gewissen Leuten punkten kann. Fahrenbach dagegen steht für die Traditionen unseres Spiels. 

„Glaubst du, dass dieser Hübele eine Chance hat?“, fragte er mich, während er versuchte, den linken Fuß in den rechten Golfschuh zu zwängen. Die Frage war vorsichtig gestellt; unausgesprochene Gedanken kreisten im Äther. Dass er sich mir gegenüber unsicher zeigte, grenzte an Offenbarungseid. Als Mitarbeiter des Golftherapeutischen Pflegediensts (GTP) hatte ich meine Antwort sorgsam abzuwägen. 

„Einen Anwalt?“, fragte ich rhetorisch. „Anwälte können nicht entscheiden, haben keine Meinung und sagen mal dies, mal das. Und sie können nicht wirklich zupacken!“ 

Fahrenbach, erleichtert, sortierte die Füße zu den passenden Schuhen. 

„Ein Clubpräsident sollte Unternehmer sein, ein Entscheider, der sich auch mal mit jemandem anlegen kann. Und du hast SIE auf deiner Seite!“ 

Mit SIE meinte ich unsere platinblonde Industriellenerbin, die den Pleite-Golfclub Bauernburg vor ein paar Jahren aus einer Laune heraus zum Schnäppchenpreis gekapert hatte, um von Marbella aus ihre hauchdünnen, aber zähen Spinnenfäden zu ziehen. 

Fahrenbach schwieg. Vielleicht überlegte er, wen ich mit „Unternehmer“ gemeint haben könnte. Bis ihn seine Gattin aus Bett und Büro verwiesen hatte, war Fahrenbach als mäßig ambitionierter Frühstücksdirektor der Firma Stellmann hauptsächlich mit der Produktion von Spesen befasst gewesen. Andererseits: Seit sie ihn geschasst hatte, konnte man ihm als Clubpräsidenten einen gewissen Unternehmungsgeist nicht absprechen. 

„Schau, was mit Juristen passiert, wenn sie Clubpräsidenten werden!“, legte ich nach. „Die werden schnell an die Landesverbände weitergereicht und von dort in den DGV entsorgt, damit sich der Schaden für den Club in Grenzen hält.“ 

Fahrenbach schien beruhigt. Ich beschloss, das Thema zu wechseln. „Wie läuft es zu Hause? Hat deine Frau Versöhnung signalisiert?“ 

„Ja, aber nur, weil sie sich in dem großen Haus einsam fühlt. Sie hört nachts Geräusche. Kürzlich hat sie den Nachbarhund angeschossen, als der unter der Hecke nach Kaninchen gebuddelt hat. Sie will, dass ich ins Pförtnerhaus ziehe.“ 

„Na, das klingt doch gut“, summte ich. „Aber ich will kein Pförtner werden, sondern Club-Präsident bleiben“, bekannte er verblüffend ehrlich. Er tat mir leid. Aus sicherer Quelle wusste ich, dass es nicht die Einsamkeit allein war, weshalb seine Gattin Bereitschaft zu Friedensgesprächen signalisierte. Ein Berater hatte ihr vorgerechnet, dass Fahrenbachs sämtliche Marotten zu finanzieren, sie immer noch billiger käme als eine Scheidung. 

„Ich mache mich mal auf die Runde, das klärt den Geist“, sagte er und band seine Golfschuhe zu. 

Auf dieser Runde, so ist es verbürgt, schlug Fahrenbach sein erstes Ass, und von diesem Moment an wusste er die Golfgöttin an seiner Seite. Seine Rede zur Präsidentenwahl war inspiriert vom ‚Spirit of Golf‘, während Hübele nur dumme Witzchen riss. Fahrenbach wurde mit triumphaler Mehrheit wiedergewählt, und in der Garderobe wurde gemunkelt, Frau Stellmann-Fahrenbach, mit ihrem Faible für Siegertypen, habe in trunkener Feierlaune eine gewisse Bereitschaft zum ehelichen Vollzug signalisiert. Aber darüber spricht kein Gentleman wie Fahrenbach, der jederzeit bereit ist, für die Traditionen unseres Spiels seinen Mann zu stehen.

Agnes Flack

»Drei Spieler auf dem Grün winkten und riefen, während der vierte am Boden lag. Brigitte hatte den armen Kerl offensichtlich voll erwischt«

Seit Clubpräsident Fahrenbach in den Büchern des Autors P. G. Wodehouse schmökerte, war er der englischen Golf-Literatur verfallen. Plötzlich trug er Tweed, rauchte Pfeife, trank Tee und experimentierte mit Hickory-Schlägern, was wir vom „Golftherapeutischen Pflegedienst“ als „anglophile Golfneurose“ bezeichnen, die sich bisweilen recht skurril äußert, aber als ungefährlich gilt. 

Mit feinem Humor schildert Wodehouse meist verworrene Liebesbeziehungen mit Happy-End, wobei Fahrenbachs verkümmerte Romantiker-Seele an der Figur der Agnes Flack (die in den Grundzügen wie Popeye der Seemann gebaut war und ihren Ball 240 Yards weit dreschen konnte), besonderen Gefallen fand. Wodehouse‘ subtiler britischer Humor war ganz nach seinem Geschmack – im Gegensatz zu den feisten Teutonen-Witzen, mit denen Versicherungs-Fritzen am 1. Abschlag unter ihresgleichen brüllendes Gelächter erzeugen.

Selbst sein eigenes häusliches Drama schien wie von Wodehouse inszeniert: Seit Frau Stellmann-Fahrenbach einen Lover hatte (was Fahrenbach nicht wusste), zwitscherte sie wie eine Lerche an einem Juni-Morgen. Fahrenbach durfte nach Herzenslust Wodehouse lesen oder Golf oder Präsident spielen – Hauptsache, er war beschäftigt. 

Eines Tages auf der Morgenrunde – seine Gedanken weilten gerade bei Agnes Flack – realisierte er hinter einem Dogleg, dass er mit Dr. Bercelmeyer auf einen Vierer aufgelaufen war. Bercelmeyer fluchte. Er war normalerweise selbst nicht der Schnellste, aber heute pressierte es ihm. Seit einer Stunde hockten seine Patienten im Wartezimmer und konnten von seiner Praxis-Domina Maria Clarius nur mit dem Zauberwörtchen „Notfall“ in Schach gehalten werden.

„Langsames Spiel ist Teil der Golftradition“, erläuterte Fahrenbach seinem verblüfften Hausarzt. „Elendig langsame Golfrunden waren bereits im alten England gefürchtet. P. G. Wodehouse erwähnte ein Quartett golfspielender Krüppel, die den Namen ‚Abbruchkolonne‘ trugen. Andere Figuren nannte Wodehouse ,Väterchen Zeit‘ und ,Der Mann mit der Hacke‘.“

Bercelmeyer verdrehte die Augen. Fahrenbachs neue Sichtweise, nach der Dummrumsteherei ein Stück lebendiger Golftradition sei, nervte ihn. „Im Golfclub Bauernburg ist diese Tradition noch sehr lebendig“, fuhr Fahrenbach fort, „wir haben sogar mehrere Abbruchkolonnen.“ 

Gerade wollte er das berüchtigte Bauernburger Valium-Quartett erwähnen, als jemand hinter ihnen FOORE brüllte. Er riss Bercelmeyer, der die Reaktionszeit eines Panda-Bären hat, mit sich zu Boden, während ein scharfes Sirren über sie hinwegsauste.

„Eine Drohne?“, fragte Bercelmeyer entgeistert. „Nein, das war Brigitte Langer! Sie hat versucht, das Grün carry anzugreifen. 249 Meter vom Damenabschlag über das Dogleg sind für sie kein Problem.“ Plötzlich kam ihm ein Gedanke: Könnte Brigitte, die Kapitänin der Bauernburger Damenmannschaft (und gebaut wie ein Dorfschmied, um Wodehouse zu zitieren), eine Inkarnation der Agnes Flack sein? 

Fahrenbach zitterte bei dem Gedanken, auf welch‘ vielfältige Weise sich der jahrhundertealte Golfgeist in seinem Club manifestierte. Als Brigitte an ihm vorbeitrampelte, zückte er seine Kappe aus Donegal-Tweed und verbeugte sich: „Bitte spielen Sie durch, gnädige Frau. Ihr Spiel ist dem unseren weit überlegen.“ Brigitte grunzte etwas, das Fahrenbach nicht verstand, denn plötzlich hörte man Schreie. Drei Spieler auf dem Grün winkten und riefen, während der vierte am Boden lag.

Brigitte hatte den armen Kerl offensichtlich voll erwischt. Fahrenbach seufzte. Bewundernd blickte er der amtierenden Clubmeisterin hinterher, die mit Dr. Bercelmeyer im Schlepptau Richtung Grün stampfte. Der hatte jetzt tatsächlich einen Notfall. Fahrenbach zuckelte ihnen nach und überlegte, was ihm Wodehouse geraten hätte, um die Gunst der Agnes Flack von Bauernburg zu gewinnen.

Ob er dafür trainieren sollte, einmal in seinem Leben einen „Longest Drive“ zu schlagen…?

(c) by Eugen Pletsch.
(Aus meiner Kolume „Golftagebuch“ in GOLFTIME 8/ 2016)

Die Ruderentenfrage

»Sonst gab es keine besonderen Vorkommnisse, mal abgesehen davon, dass unser Gastronom das Champions-Dinner mit einem Champignon-Essen verwechselt hatte«

In diesem Sommer veranstalteten wir in unserem Club Schwimmkurse und Tauchlehrgänge, um den Herausforderungen des Spielalltags gerecht zu werden. Sonst gab es keine besonderen Vorkommnisse, mal abgesehen davon, dass unser Gastronom das Champions-Dinner mit einem Champignon-Essen verwechselt hatte. Das fiel jedoch nicht auf, weil der Brexit die Diskussion beherrschte.

Der Verfall des britischen Pfunds hatte Präsident Fahrenbach erneut auf die Idee gebracht, einen englischen Golflehrer zu importieren. Auf eine diesbezügliche Anfrage bei der regionalen Handelskammer wurde ihm davon jedoch abgeraten, solange die Ruderentenfrage nicht geklärt sei.

„Was meint die IHK mit Ruderentenfrage?“, wandte sich Fahrenbach an mich. Meine Recherche führte zu einer Meldung der Daily Mail aus dem Jahr 2014, nach der britische Enteriche regelmäßig nach Spanien flogen, um mit weiblichen Weißkopf-Ruderenten zu verkehren. Die britischen Ruderenten-Männchen mit ihren schwarz-weißen Köpfen sind nämlich (ähnlich den englischen Golfprofessionals) für ihren wilden Appetit nach Sex bekannt.

Jedes Jahr fliegen sie nach Südspanien, wo sie mit den weiblichen Exemplaren der seltenen spanischen Weißkopf-Ruderenten verkehren. Diese spanischen Weibchen bevorzugen britische Männchen, ähnlich den deutschen Golferinnen, die sich von englischen Pros gerne zeigen lassen, wie man den Kopf unten hält.

Die britischen Enten mit ihren schwarzweißen Köpfen, so klagte Madrid in dieser Meldung, dürften den spanischen Enten mit den weißen Köpfen nicht die Weibchen wegnehmen, denn die spanischen Weißkopf-Ruderenten seien vom Aussterben bedroht. Die Beschwerde der spanischen Regierung bei den Briten führte zu diplomatischen Verwerfungen. Solange das nicht ausgestanden sei, schloss ich mein Referat, würde die Handelskammer vom Import englischer Golflehrer abraten.

„Ru-der-enten“, murmelte Fahrenbach und machte sich wieder auf den Weg zur Driving Range. Dort übte er jetzt täglich. Um unsere amtierende Clubmeisterin Brigitte Langer mit dem Gewinn eines „Longest Drive“ zu beeindrucken, war er auf der Suche nach maximaler Ballbeschleunigung. Er hatte sogar überlegt, einen Golflehrer aus dem Nachbarclub um Rat zu bitten. Der Gedanke wurde jedoch schnell verworfen, nachdem Fahrenbach beobachtet hatte, wie dessen Opfer auf dem Platz dilettierten.

Da niemand im Club einen ähnlich langen Drive wie Brigitte Langer zu schlagen vermochte, kam Fahrenbach schließlich auf die Idee, die Dame selbst zu fragen. Sie hatte den Ball bereits in ihrer ersten Golfstunde vor ein paar Jahren an die 200-Meter-Marke gedonnert, und nachdem sie sich die Platzreife zusammengeschossen hatte, wurde sie mit Laura Davies verglichen. Nur an der Zielgenauigkeit haperte es noch, weshalb man ihr riet, bei jedem Schlag laut FORE zu brüllen.

Wenn Brigittes FOOORE über die Auen donnerte, säuerte die Milch in den umliegenden Dörfern, gebaren Kühe tote Kälber, verdunkelte sich der Himmel und jegliche Kreatur, die ungeschützt auf dem Platz umherkroch, erzitterte vor Angst. Doch schließlich lernte sie das Zielen und wurde Kapitänin unserer Damenmannschaft.

Der verliebte Romantiker Fahrenbach, der in Brigitte die Inkarnation jener Agnes Flack wähnte, die P. G. Wodehouse in seinen Romanen beschrieb, zitterte, als er sich ihr auf der Driving Range näherte. „Ist der Spieler, den Sie kürzlich mit Ihrem Drive umgenietet haben, aus der Reha zurück?“, begann er das Gespräch etwas ungeschickt. Brigitte schwieg. „Stört es Sie, wenn ich hinter Ihnen trainiere?“ Brigitte, die gerade eine weitere Beule in das 200 Meter Schild gedroschen hatte, hielt inne, betrachtete das dürre Männlein und schüttelte verwundert den Kopf, was Fahrenbach als Zustimmung interpretierte.

Seitdem stand er täglich hinter ihr auf der Driving Range und versuchte ihren Abschlag zu imitieren, was so sinnlos wie aussichtslos war – bis er es mit einem neuen Schwung-Mantra probierte: RU-DER-ENTEN! Da flog sein Ball so enorm weit, dass er an der 150-Meter-Markierung ausrollte, worauf Brigitte sich erstaunt umdrehte und Fahrenbach vor Glück rote Backen bekam.

(c) by Eugen Pletsch.
(Aus meiner Kolume „Golftagebuch“ in GOLFTIME 9/ 2016)

Fahrenbachs Abschied

» Und wo ist mein Gold-Hologramm? Können Sie sich vorstellen, wie man mich behandelt hat? Wie eine Aussätzige! «

Wochenlang hatte Clubpräsident Fahrenbach auf der Driving Range hinter der Clubmeisterin Brigitte Langer gestanden, um ihren unglaublich harten Abschlag zu kopieren – und niemals hatte Brigitte Langer ein Wort an ihn gerichtet. Doch eines Tages drehte sie sich plötzlich um und sagte: „Die Bälle sind fertig.“ „Wie meinen?“ „Die Bälle sind fertig. Alle Dimple sind platt. Ich kann das 250-Meter Schild nicht mehr erreichen.“ „Ich auch nicht“, entfuhr es Fahrenbach. „Die Range geht leicht bergauf, vielleicht liegt es daran?“

„Quatsch, wir brauchen neue Rangebälle“, knurrte Brigitte und drehte sich wieder um, um die letzten Dimple aus den verbliebenen Bällen zu prügeln.

Fahrenbach dachte nach. Auf den Gedanken, neue Rangebälle zu kaufen, war er bisher nie gekommen. Rangebälle waren ihm immer als der sinnlose Luxus neureicher Golfclubs erschienen, denen es nach dem 3. Konkurs gelungen war, ihrer Hausbank ein Ball-Sponsoring als Werbemaßnahme im Gegenzug für verlorene Kredite aufzuschwatzen.

Der Golfclub Bauernburg mit seiner an Konkursen reichen Geschichte zählte sich mittlerweile zu den renommierten Adressen, die ähnlich den schottischen Traditionsclubs weder einen Golflehrer beschäftigen noch irgendeinen Wert auf Übungseinrichtungen legen.

Dafür werfen die Mitglieder gefundene Bälle in eine Kiste und am Ende des Jahres wetteifern jeweils eine Dame und ein Senior (im Team) um den ,Bauernburger Ballermann‘-Preis. Der Senior reicht den Ball, die Dame malt einen roten Ring. Wer nach drei Stunden die meisten Bälle bemalt hat, ist Sieger. Die Senioren müssen die Bälle laut zählen, was zu lustigen Momenten führt, aber, wie unser Dr. Bercelmeyer betont, neurologisch sehr wertvoll ist, um die unter älteren Golfern weitverbreitete ,Score-Demenz‘ in Schach zu halten.

Nun also echte Rangebälle kaufen? Fahrenbach erschauderte. Wie sollte er eine solche Ausgabe gegenüber der in Marbella lebenden Club-Inhaberin verantworten? Die platinblonde Industriellenerbin klang in letzter Zeit ohnehin so wie reiche Leute klingen, wenn sie das Interesse an einem Spielzeug verloren haben. Und das, obwohl ein ausgefuchstes System der Vermarktung von Fernmitgliedschaften gute Einnahmen gebracht hatte. Auch die Regionalwerbung war erfolgreich verlaufen.

Ob sie heute der Anschaffung neuer Rangebälle zustimmen würde? Ihren Besuch hatte sie per Fax avisiert. Ein Blick auf die Uhr, Fahrenbach musste sich sputen. Er lief zum Clubhaus, wo Sekretärin Helga bereits die rote Fahne schwenkte. Fahrenbach riss sich zusammen und trat ein, worauf ihm Flammenschwerter entgegenschlugen.

Da stand sie, die Clubbesitzerin, und keifte: „Was ist das?“ Sie wedelte mit einer mickrigen Pappe. „Ihr Clubausweis?“, stotterte Fahrenbach. „Und wo ist mein Gold-Hologramm? Können Sie sich vorstellen, wie man mich behandelt hat? Wie eine Aussätzige! Ich wollte mit meinen Freundinnen in einem süddeutschen Prominentenclub spielen. Man hat mich als ‚Fernmitglied‘ abgewiesen!“

„Sehr unangenehm“, pflichtete Fahrenbach bei. „Wir hätten Ihnen einen Ausweis mit Hologramm bestellen können“, murmelte er, „aber ich dachte, in Spanien bräuchten Sie keinen Ausweis. Hätte ich gewusst …“.

„Hätte ICH gewusst…!“, unterbrach sie ihn. „Dass dieser Club noch existiert und Sie hier Präsident sind, verdanken Sie allein mir – ist das der Dank? Schicken Sie mir im nächsten Jahr einen richtigen Ausweis, sonst verkaufe ich diesen Club an eine Reifenhandlung in China!“

Fahrenbach schwieg und ließ sie zetern. Er dachte an die neuen DGV-Beschlüsse. Im nächsten Jahr würde die Clubbesitzerin mit einem Ausweis ohne ‚R‘ echte Probleme bekommen. Sie jetzt nach neuen Rangebällen zu fragen, war sinnlos.

„Wer bin ich, warum bin ich hier und warum tue ich mir das an?“, dachte er. Er hatte die Nase voll. Brigitte Langer ließ ihn abblitzen und Präsident des DGV würde er auch niemals werden. „Es reicht“, sagte er sich, um einige Tage später beim Martinsgans-Essen seinen Rücktritt zu verkünden.

„Die Ägide unter Präsident Fahrenbach wird uns allen unvergesslich bleiben“, schrieb Club-Chronist Dagobert Seicht ins Protokoll und wir, die Mitarbeiter des Golftherapeutischen Pflegedienstes, nickten ergriffen.

(c) by Eugen Pletsch. (Aus meiner Kolume „Golftagebuch“ in GOLFTIME 2016)

Arztbesuch

Meine satirischen Kolumnen der Redaktionsgeisha wurden zwischen 2009 und 2012 in einem Heilpraktiker-Magazin veröffentlicht. Seitdem hat sich in der Gesundheitspolitik viel verändert. Damals versuchten die Lobbyisten noch, Minister der Bundesregierung zu beeinflussen. Heute sind die Lobbyisten Minister der Bundesregierung und jede angebliche Verbesserung im Gesundheitswesen wirft nicht die Frage auf, wem sie hilft, sondern wer damit Kasse macht. (ep)

Als Dr. Hubertus Canditus Bercelmeyer geweckt wurde, war es spät – zu spät. Die Sprechstunde hatte längst begonnen. Das Wartezimmer im Erdgeschoss seines Hauses war überfüllt von Patienten, die sich mittels alter Frauenzeitschriften und zerfledderter Kinderbücher am „Virus des Monats“ infizierten. Die rostige Reibeisenstimme der langjährigen Sprechstundenhilfe Maria Clarius hatte ihn aus seinen Träumen gerissen:
„Herr Doktor, könnten Sie bitte runterkommen! Ich habe ihren Steuerberater auf der Eins … und der Herr Sibelius in Kabine 2 behauptet, er würde frieren.“

Bercelmeyer hatte keine Lust. Nicht auf diese Heerschar übergewichtiger Jammerlappen und Simulanten und schon gar nicht auf die Kranken, die ansteckend waren, was eine erhoffte Berufung in die Senioren-Mannschaft des Golfclubs gefährden könnte. Am wenigsten Lust hatte er auf den Sprechanlagen-Terror dieser Praxis-Domina, die ihn jeden Montagmorgen aus seinem liebsten Traum riss: Siegerehrung. Bercelmeyer hofft auf den ersten Preis. Über die Lautsprecheranlage hört er seinen Namen – aber dann es ist doch nur das Kasernenhofschnarren der Maria Clarius: „Dr. Bercelmeyer, könnten Sie endlich runterkommen!“

„Ich hätte dieses Weib damals heiraten sollen“, murmelte er, „dann wäre ich sie längst los.“

Eine frühe Heirat und stattliche Versorgung im Scheidungsfall waren die leider unerfüllten Träume der Maria Clarius gewesen. Dass ihr der dröge Landarzt niemals unter den gestärkten Kittel ging, erklärte sie sich mit dem chronischen Erschöpfungszustand des unsportlichen Bercelmeyer, bis der dann im Spätsommer seines Lebens den Golfweg beschritt. Misstrauisch beäugte sie diese neue Partnerschaft des Herrn Doktor.

Das Golfspiel erweckte in Bercelmeyer überraschenderweise jene Leidenschaft, die zu Erleben Frau Clarius einst ihren jungfräulichen Lenden zugedacht hatte. Zu ihrer größten Verwunderung war der kurzatmige Frosch gewillt und in der Lage, an glühend heißen Sonntagen achtzehn Golfbahnen zu hüpfen, selbst wenn es bedeutete, dass die Montags-Sprechstunde erst am späten Vormittag beginnen konnte.

Der Doktor sei zu einem „Notfall“ unterwegs, sagte sie dann und drehte die Augen bedeutungsvoll gen Himmel. Sie überließ es der Phantasie ihrer Heuschnupfenallergiker, sich ein blutrünstiges Drama auszumalen. Damit waren sie eine Weile beschäftigt, denn ein Notfall war grundsätzlich nicht zu hinterfragen. Selbst wenn es länger dauerte – Maria Clarius ließ in ihrem Wartezimmer keine defätistischen Bemerkungen zu.

Der Notfall verleiht dem Arzt die schimmernde Aura des Mittlers, der zwischen dem Patienten und dem Leben steht, wobei – manchmal steht er da auch im Weg. Nicht jeder Ruf in die ewigen Jagdgründe beruht auf dem unergründlichen Ratschluss unseres allmächtigen Herrn. Mangelnde Hygiene in der Krankenstation, die Übermüdung junger Assistenzärzte, manche Patientenverwechslung und die selbstherrlichen Anweisungen ohnmächtiger Halbgötter ließen schon manche Seele zur Unzeit über dem Jordan verglimmen. Aber nicht in dieser Praxis. Das Wort „Notfall“ machte aus Bercelmeyer jenen Arzt, dem zu dienen sich Maria Clarius einst geschworen hatte. Dabei gab es nur einen wirklichen Notfall: Bercelmeyer selbst. Gegen die schweren Erschöpfungszustände, bedingt durch mangelnde Flüssigkeitsaufnahme während eines Golfturniers und übermäßigem Alkoholgenuss danach half nur ein geruhsamer Schlaf. Deshalb lag Bercelmeyer am Montagmorgen schnarchend im Bett, anstatt seine Patienten ins Jenseits zu therapieren – was diese instinktiv zu schätzen wussten.

„Manchmal dauert es, aber er ist ein guter Arzt“ sagte eine Dame. „Zumindest bringt er niemanden um“, bestätigte eine andere.

Bercelmeyer, dessen Golfspiel unter einem unberechenbaren Ballflug leidet, hat die Heilkunst wahrlich von der Pike auf gelernt. Hinter dem schweren, dunkelbraunen Eichenschreibtisch, der das Sprechzimmer wie eine Trutzburg dominiert, hatte sich schon sein Vater verschanzt, während der kleine Hubertus am Boden saß und versuchte, einer widerspenstigen Katze mit dem Stethoskop Herztöne zu entlocken. Nach einem feuchtfröhlichen Studium und Promotion in Heidelberg hatte ihn der bei Landärzten übliche frühe Tod seines Vaters vorzeitig in die Heimat zurückbeordert.

Die Praxis war damals eine stattliche Pfründe und Bercelmeyer, der die Hungergehälter von Assistenzärzten in der Uni-Klinik mit Schrecken betrachtete, ließ sich nicht zweimal rufen. Irgendwann stellte er dann Maria Clarius ein, die ihn seitdem unglücklich und aufopfernd liebt. Bercelmeyer dagegen liebt nur das Golfspiel.

An einem Freitag hatte ich in der Praxis angerufen und zu meiner Überraschung wurde der Hörer abgehoben. Man teilte mir mit, dass ich am Montagvormittag vorbeikommen könne, ich müsse nur etwas Zeit mitbringen. Das fand ich insofern erstaunlich, als ich in den letzten Jahren die Erfahrung gemacht habe, dass es dank moderner Kommunikationsmittel schier unmöglich geworden ist, eine Arztpraxis zu erreichen und wenn jemand den Hörer abnimmt, ist – zumindest für einen gesetzlich versicherten Lebenskünstler wie mich – kein Termin frei. Insofern war ich von Bercelmeyers Praxismanagement beeindruckt und stand am Montagmorgen rechtzeitig auf der Matte. Nicht, dass ich zur Hypochondrie neigen würde  – nein, ich bin nur so vorsichtig, wie man das in meinem Alter sein sollte. Deshalb messe ich stündlich den Blutdruck, lasse monatlich ein großes Blutbild machen und ernähre mich hauptsächlich von vitaminreicher, biologisch hochwertiger Kost.

Hubi, wie Dr. Bercelmeyer bei uns im Club genannt wird, hatte mich vor ein paar Jahren in die golfpsychiatrische Abteilung[1] einer Suchtklinik überwiesen. In dieser Klinik wurde ich geheilt. Seitdem spiele ich zwar noch häufig Golf, aber nicht mehr mit Suchtcharakter, sondern eher, weil ich es als meine Bestimmung ansehe.

Während ich wartete und Kindern beim Bemalen von Schablonen mit Märchenmotiven zusah, schleppte sich der Zeiger so langsam voran, wie eine Sonntags-Golfrunde bei schönem Wetter. Schließlich wurde ich aufgerufen.
„Na, wie geht es uns?“ fragte Bercelmeyer.

„Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich hatte im Vorjahr Beschwerden am Knie.“

„Oh?“

„Das war im letzten Winter, als ich mich nach einem Sturz verletzt hatte.“

„Und du bist sicher, dass du dir das nicht eingebildet hast?“

„Dass ich gestürzt bin? Wieso sollte ich mir das einbilden?“

 „Ich frage nur. Schließlich musste ich dich seinerzeit in eine psychiatrische Anstalt überweisen

„Hubert, das war zur Kur, ich hatte einen Drehschwindel.“

„Aber du warst dann für Jahre verschwunden. Ich dachte, man hätte dich weggeschlossen.“

„Ich hatte die Gegend verlassen. Jetzt bin ich wieder hier.“

„Und deinem Knie geht es besser.“

„Akupunktur hat gut geholfen.“

„Dieser Chinesenkram? Alles Einbildung, wobei – stimmt – bei dir könnte das funktionieren. Und warum bist du heute hier?“
Ich erzählte lange, bis Maria Clarius auftauchte. Sie schaute Bercelmeyer mit fragenden Augen an und sprach dann das Zauberwörtchen NOTFALL, um ihn aus dem Sprechzimmer zu locken.

Er stand auf, bedeutete seiner Mitarbeiterin, dass er sofort käme und sagte laut: „Wir sollten deinen Kopf röntgen, oder – nein, wir machen besser gleich ein CT, ein MRT und eine neurologische Untersuchung. Der Kollege Wulff hat sich ein neues Gerät zugelegt, das sich amortisieren muss“

Leise sagte er mir: „Komm mal nach der Sprechstunde vorbei, ich möchte die ganze Geschichte hören.“

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[1]             Siehe „Golf Gaga – Der Fluch der weißen Kugel“

Die grüne Minna

LeserInnen, die den „Weg der weißen Kugel“ aufmerksam gelesen haben möchten bisweilen mehr über die wirbelnden Golfderwische von Tao Yin wissen. Dazu sollten fortgeschrittene Adepten des Golfweges etwas von Bodhidharma wissen, der sowohl als Begründer der Chan (ZEN)-Tradition, als auch als Gründer des TAO Yin Klosters im Königreich Shambhala geehrt wird.
Bodhidharma war der 1. Patriarch des ZEN-Buddhismus, der auf der wortlosen Übermittlung der Lehre (Sunflower-Sutra) basiert. Wie man heute weiß, blieb ihm verwehrt, eines gewaltsamen Todes zu sterben, den so viele große Meister (Buddha, Jesus..) aus karmischen Gründen wählten. Was die Grüne Minna damit zu tun hat und wie die kleinen grünen Männchen auf den Mars kommen, erfahrt Ihr in dieser Geschichte. (ep)

Der Tag an dem Bodhidharma nach langen Wanderungen endlich zur chinesischen Grenze kam war für den tibetischen Grenzwächter ein Tag wie jeder andere. Der Himmel leuchtete in dunklem Blau. Ein leiser Wind strich von den Bergen herüber zum Pass auf dem eine kleine Hütte neben der Grenzmarkierung stand. Der Pass war eine mehrere hundert Fuß breite Hochgebirgsebene von ewigweißen Riesen umschlossen.

„Von wegen leiser Wind“, grummelte Bodhidharma, der sich an die Affenkälte der tibetischen Hochplateaus nie gewöhnen würde. Der Wind pfiff ihm durch die weiten Armöffnungen seiner schweren verfilzten wollenen Überkleidung. Die Jahre, die er auf seinem Weg nach Norden von Indien durch Tibet verbracht hatte, begannen an seiner Substanz zu zehren. Er erinnerte sich an die Zeit, als er sein Boddhisattva-Gelübde abgelegt hatte. Es war so heiß, dass er zuerst für alle Wesen betete, die ein Fell trugen. Überhaupt: Damals war es in jeder Hinsicht eine heiße Zeit in Nordindien: Es gab jede Menge verrückter Yogis und Asketen, die sich als direkte Nachfolger des erhabenen Gautama Buddha ansahen und dies jeden wissen ließen, der bereit war, dafür etwas springen zu lassen. Dicke Chapatti-Swamis, in ihren roten Roben kreisend, verkündeten in endlosen Chants die Neuerung der Religion, während die ehrwürdigen Brahmanen-Priester stocksauer über den Unfug waren, den dieser vermeintliche Thatagatha unter die Leute gebracht hatte. Sie nannten ihn verächtlich Siddharta Who? und droschen ihre jungen Priesterschüler bis ihnen Krishnas Flötentöne wie Funken vor den Augen standen. Bildhübsche ascheverschmierte Dakinis strolchten jede Scham verachtend kichernd über die Märkte und erzählten von all den Ehrwürdigen und weisen Saddhus, die oben in den Bergen beim Anblick ihrer nackten Ärsche alle Gelübde vergaßen.

In diesem Sommer als Bodhidharma erwachte, war es grässlich heiß und die Mücken nagten an dem letzten bisschen Hirn, das den Menschen geblieben war. Die schwüle Nachmonsunzeit erschien vielen unerträglich, die gelben Mönchgewänder waren nass und verstunken und juckten auf der Haut. Doch für Bodhidharma war es eine wunderbare Zeit. Der Duft der Erleuchtung erfüllte ihn wie die Blüten des Waldes. Nachts spiegelte sich Shivas Mond silbern auf dem Wasser der Flüsse und  tagsüber schien die goldene Sonne auf Wüsten, Dschungel, Ebenen und Tempel, kleine Städte, und Dörfer.
Seit seinem wunderbaren Moment des Erwachens spürte Bodhidharma seine Liebe zu allen Wesen und Dingen zu Hunden, Affen, Kindern und ihre geduldigen Mütter. Selbst die verrückten indischen Väter, korrupte Brahmanen und nervige „Suchende“ schloss er in sein Gebet ein und sprach das Bodhisattva-Gelübde, welches besagt, dass er solange nicht ins Nirwana eintreten würde, bis alle fühlenden Wesen befreit wären – von Hunger, Gefangenschaft, Unterdrückung, Not und Verblendung, von Ruhelosigkeit, verlogenen Politikern, räuberischen Banken, sowie GEZ-Gebühren für miserable Fernsehprogramme, die er, mit dem Buddha-Auge die unendliche Kette der Kausalitäten vorauseilend, kommen sah.

Kurz darauf passierte dann die Geschichte mit der Grünen Minna. Sie war eines jener hübschen Shiva-Groupies, die in der Spiritual-Szene rumhing und auf große Typen stand. Eines Tages kam sie von einer Tempelorgie ermattet zum dem Bambushain, in dem Bodhidharma zu predigen pflegte. Sie machte einen passablen Eindruck, zeigte sich sehr interessiert und wurde mit der Zeit zu einer glühenden Verehrerin des Buddhismus im Allgemeinen und von Bodhidharma im Besonderen.

Nachdem sie die Lehre des Erhabenen Buddha in ihren Grundzügen begriffen hatte, wurde ihr klar, dass der spezielle ZEN-Schlenker der wortlosen Übertragung des Geistes, den Bodhidharma drauf hatte, ein – wie man heute im Marketing sagen würde – Alleinstellungsmerkmal darstellte, das vernünftig vermarket, ordentliche Gewinne versprach. Während die Mönche über die perfekten Rundungen der hübschen Minna meditierten oder sich Mückenstiche aufkratzen, machte sie sich mit großer Begeisterung daran, das verlotterte Häufchen von Anhängern aufzumöbeln, das Bodhidharma zur damaligen Zeit umgab. Sie fütterte sie mit leckeren Chapatti-Fladen, sorgte dafür, dass sich die jüngeren Mönche auch unter der Vorhaut wuschen, flickte die mit Palmwedeln bedeckten Dächer der Hütten in denen sich die Jünger zur Ruhe betteten und konzentrierte sich ansonsten auf das Management der Gemeinde (Sangha).

Irgendwann eines Morgens, gerade als sie Bodhidharma die Glatze rasierte, spiegelte sich ihr Bewusstsein im Rasierschaum und in einer blitzartigen Satori wurde ihr Folgendes bewusst:
Erleuchtung gibt es nicht. Buddhismus, Befreiung, Rettung – alles Hokuspokus. Da ist nichts, was nicht ist, was nicht schon war oder sein wird, nichts, was nicht wäre oder irgendwie sein könnte, wenn es nicht anders wäre als es ist, weshalb so nicht sein kann und darum auch nichts wird.

Sie schabte den Rasierschaum von Bodhidharmas Haupt, wobei sie so zitterte, dass sie ihm einen ordentlichen Schmiss verpasste, was der Meister, der um seine Buddha-Ohren fürchtete, in stoischer Ruhe aussaß.  Minna rubbelte ihm das erleuchtete Haupt und stürzte dann in die Küche, wo es bald darauf zu einem zweiten Erleuchtungsschub kam: Während sie einen Stapel mit 23 Schalen trug und dabei in die Hände klatschte, wurde ihr vollkommen, absolut und für immer klar wie Kloßbrühe, dass Bodhidharma ein großer Heiliger war, der wie alle großen Heiligen das karmische Recht genoss, durch einen kleinen Anschlag, einen Terrorakt, Giftpfeile oder wenigstens durch eine makrobiotische Diät ums Leben zu kommen. Und ihr, Minna, war die Gnade zuteil geworden, den großen Bodhidharma abzumurksen, damit er in den sieben Himmeln als gerechter und würdiger Weisheitslehrer seinen Platz fände.

Minna hatte in ihrer Zeit unter den Shiva-Saddhus vielseitige Diät-Experimente durchgeführt, war aber, seit sie unter den Jüngern des Erhabenen weilte, zur ajurvedischen FDH-Kost übergegangen (Bettelschale voller Reis und Gemüse einmal am Tag).  Mittlerweile war sie jedoch so mit ihren Aufgaben in der kleinen Gemeinde ausgefüllt, dass ihr die Zeit fehlte, um sich ihr Essen zusammenzubetteln. So begann sie, sich einen Trunk aus eingelegten Brennnesseln zu brauen. Das Zeug setzte an und sie wurde immer grüner im Gesicht, weshalb sie bald die Grüne Minna genannt wurde (die später in Tibet als die Grüne Tara verehrt wurde).

Tja – und nachdem sie ihre Bestimmung erkannt hatte, ging sie dem Bodhidharma ans Leder. Bald gab es keine Hütte mehr, die nicht in Flammen aufging, wenn er sie betrat; keinen Elefanten, der nicht von wilden Bienen gestochen lostrampelte, sowie ER zum Verrichten seiner Notdurft im Dschungel verschwand. Wenn ein Ast brach, ein Damm, ein Fels ins Tal kollerte oder Giftpfeile aus dem Wirrwarr des Dschungels zischten, dann war die Grüne Minna nicht weit, Bodhidharma auf jeden Fall ganz in der Nähe.

„Hey, lass das“, sagte er eines Tages zu ihr, als er merkte, wie der Hase lief. „Ich bin kein vollkommen Erwachter. Ich habe noch eine Illusion an der ich hafte, nämlich die, alle Wesen retten zu müssen. Jetzt komme ich zu gar nichts, weil ich ständig damit beschäftigt bin, mich selbst zu retten.“

Für eine Weile ließen die Anschläge etwas nach.  Dafür verschlechterte sich die Ernährungslage drastisch. Die Grüne Minna forcierte ihren grünen Brennessel-Trunk als allein selig machende Sangha-Sangria, wodurch Bodhidharmas Schüler schnell zu einer kleinen Gruppe grüner Hardliner zusammenschrumpfte, die  schon zu viel mitgemacht hatten, um noch einmal das Lager zu wechseln. Außerdem glaubten sie der Grünen Minna, die ernsthaft behauptete mit diesem Brennesel-Trunk unsterblich werden zu können. Nach einer schier endlosen Gruppenmediation beschlossen alle gemeinsam zum Mars zu fliegen, wo ihnen Minna ewiggrüne Brennnessel-Felder versprach, die zwei Vorteile hätten: Erstens würden diese Brennnesseln nicht brennen und zweitens würden sie wie Pizza schmecken. Das klang für die kleinen grünen Männchen so verlockend, dass sie eine Astralreise zum Mars buchten. Eines Tages waren alle grünen Männchen Richtung Mars verschwunden und der Buddhismus galt in Indien für lange Zeit als ausgestorben.  Die Grüne Minna, der es bisher nicht gelungen war, einen Jahrhundertheiligen zu vergiften und die deshalb nicht mitgereist war, schmollte. Schließlich war eine so dicke Luft zwischen den beiden, dass sich Bodhidharma die Faxen dicke hatte und sich entschloss nach Norden zu gehen. In einem geheimnisvollen Seitental fand er das Königreich Shambhala und dort begründete er die Schule der wirbelnden Golf-Derwische von Tao Yin. Schließlich brachte er den Buddhismus, einer letzten Illusion folgend, über Tibet nach China und dann nach Japan, also in jene Länder, in denen der grüne Tee bis heute ein beliebtes Getränk ist.

Doch das kam alles erst später. Jetzt stand Bodhidharma auf diesem kalten Pass im eisigen Wind und der kleine chinesische Zöllner tibetischer Abstammung fragte ihn: Haben Sie etwas zu verzollen?

(c) by Eugen Pletsch

Grüne Tara

Om Ich verbeuge mich vor Ihr, die vor den acht Ängsten schützt.

Ich verbeuge mich vor Ihr, die den Glanz des Glückverheißenden ausstrahlt.

Ich verbeuge mich vor Ihr, die die Tore zu den niederen Bereichen verschließt.

Ich verbeuge mich vor Ihr, die den Pfad zu den höheren Bereichen weist.

Du bist meine ständige Begleiterin.

Beschütze mich immer mit deinem Mitgefühl.

Seniorenclubmeister Dagobert Seicht

Dagobert Seicht, der Mann mit dem tulpenförmigen Oberdeckbiss und dem unglaublichen Gedächtnis taucht in manchen meiner Geschichten auf, z.B. in der Illuminaten-Hommage ‚Die 23‘ (siehe GolfGaga, der Fluch der weißen Kugel).

Von einem breiten weißen Schirm vor der Sonne geschützt, saß der amtierende Seniorenclubmeister Dagobert Seicht in seinem Lehnstuhl aus angeblich nachhaltig erwirtschaftetem Tropenholz.
Dicke Hummeln labten sich an den Blüten des weißen Flieders, der seitlich der Clubhausterrasse wuchs. Der Tag hatte sich trotz der Gewitterwarnung eines geschwätzigen Wetteronkels prächtig entwickelt. Die liebe Sonne lächelte freundlich auf Seicht herab, der mit dämmrigem Blick zwei Spieler beobachtete, die ihre Annäherungsschläge zum Grün mit traumhafter Sicherheit im Teich versenkt hatten. Der amtierende Seniorenclubmeister lächelte, als er daran dachte, wie er dieses gefräßige Wasserloch am Finaltag großräumig umspielt hatte. Sein Spielplan sah ein Doppelbogey vor, was ihm lieber war, eine grässliche 8 zu stümpern, die aus der Gier geboren alle seine Träume zunichte gemacht hätte. Ein Doppelbogey auf der 18 reichte ihm zum Sieg.
Benebelt von warmem Fliederduft glitten Seichts Gedanken zurück zu jenem Tag, als er, sozusagen als Einäugiger unter Blinden, die Seniorenclubmeisterschaft gewann und in euphorischer Stimmung den gläsernen Humpen küsste, den man ihm überreicht hatte. Dass der verkappte Club-Chronist mit dem Überraschung-Schwung die begehrte Trophäe ergattern würde, hatte allgemeines Erstaunen hervorgerufen. Auch Seicht wusste, dass dieser Sieg keinesfalls seinem Spielvermögen zuzuschreiben war, (der Score, mit dem er gewann, war mehr als lausig), sondern vielmehr der Tatsache, dass die besseren Spieler seiner Altersgruppe die reguläre Clubmeisterschaft mitgespielt hatten oder noch in den Ferien weilten. Doch das focht ihn nicht an. Nach der Clubmeisterschaft trug er eine selbstgebastelte Krone aus Goldpappe, bis diese in einem Regenschauer aufweichte. Da ohnehin niemand bereit war, ihn in seiner Königs-Rolle zu hofieren, setze er die nasse Krone ab und beschloss, in aller Stille zu regieren.
Gewöhnlich saß Seicht auf der Clubhausterrasse, träumte vor sich hin und gedachte der guten, alten Zeiten. Wenn sich ein unbedarfter Golf-Rabbit näherte, versuchte Seicht, dem jungen Eleven die gesammelten Weisheiten aus Tausendundeinem Spiel zu erzählen, was jedoch nicht immer auf Interesse stieß.
„Übrigens, hatte ich dir schon erzählt…“
„Ja, Herr Seicht, mehrfach…danke.“.
Dennoch genoss Seicht die Einsamkeit, die er für den natürlichen Aggregatszustand jener Menschen hielt, die Außerordentliches geleistet hatten. Von der hohen Warte der Selbstbetrachtung ging sein Blick zu den Hummeln, die im Flieder ihrer Arbeit nachgingen. Er wartete auf Etbin, der ihm seine Zitronenlimonade bringen würde. Die junge Aushilfe ignorierte er, da sie sich standhaft weigerte, beim Bedienen einen Knicks zu machen, um ihn dann mit Herr Seniorenclubmeister anzusprechen.

Seicht ist ein Mann der Zahlen. Sein unglaubliches Gedächtnis ermöglicht ihm, die Handicaps aller aktiven Spieler im Club aus dem Kopf abzurufen und obwohl der Club die Turnierergebnisse mittlerweile per Computer ermittelte, war Seicht stets auf dem Laufenden. Seine Auswertungen im Kopf galten als schnell und sicher, seine CSA-Vorhersagen hatten eine Trefferquote von 100 %. Seichts Hang zur Mathematik beinhaltete aber auch ein, gelinde gesagt, überspanntes Interesse an der Zahlenmystik der Kabbala und dem Geheimwissen verschworener Bruderschaften, das nicht mehr so ganz geheim war, seit man alle Geheimnisse der Welt im Internet nachlesen konnte. Seichts Hang zu Verschwörungstheorien wurde nur von seinem Interesse an Weltuntergangsszenarien übertroffen.
An meinem Spind in der Umkleidekabine (der zufällig die Nr. 23 trug), hatte ich einen gelben Zettel gefunden.

Heute 15 Uhr. Clubhausterrasse. DS.

Das DS stand offensichtlich für Dagobert Seicht, den es war von einer stilisierten Pyramide ummalt, über der ein winziges Auge schwebte.
Seicht, dessen Fähigkeit zur obskuren Weltbetrachtungen bereits an anderer Stelle geschildert habe, ist einer jener Gestalten, die einem Golfclub diesen Flair von Einzigartigkeit verleihen können, der nur dann entsteht, wenn sich eine kritische Masse an Spielern von der Weisheit zum Wahnsinn bewegt hat.

Als er mich erblickte, nickte mir Seicht leutselig zu und mit einem schwachen Wedeln der königlichen Rechten wies er auf den Stuhl, der ihm den Blick auf den Flieder und die 18. Bahn frei lassen würde.
„Lange nicht gesehen“.
„Ja, schön mal wieder hier zu sein.“
„Lieber Dagobert, darf Ihnen, wenngleich mit sechs Monaten Verspätung, zur Seniorenclubmeisterschaft gratulieren?“
„Oh, hat man davon gehört. Dabei ist das doch nichts Besonderes“.
Seicht wand sich in dem Versuch Bescheiden zu wirken, dabei strahlte er vor Glück und ergriff meine Hand, die ich ihm hingestreckt hatte.
„Ja, das war der größte Moment in meiner Karriere als Golfer,“ platzte es aus ihm hervor. „An 4287 Trainingstagen habe ich mich auf diesen Moment vorbereitet. In 720 Wochen habe ich 2861 Runden gespielt und mein Handicap auf 16,2 reduziert.“
„Donnerwetter!“
„In dieser Zeit habe ich übrigens 861 Bälle verloren, und  917 Bälle gefunden, womit ich auch hier eine positive Bilanz vorzuweisen habe. Alles in allem kann ich sagen, dass der Golfsport gut zu mir war, und ich die verbleibende Zeit genießen werde.“
„Die verbleibende Zeit?“
„Na ja…“. Verdrehte die Augen und schaute verschwörerisch.
„Aber nun mal zu Ihnen.Sie sind hier, um diese GTP-Leute zu unterstützen?“
Seine Hasenschnute zuckte nervös. Janzen, Schunk und diese ganze Truppe waren ihm suspekt.
„Ja, aber auch, um an meinem neuen Buch zu arbeiten.“
„Davon habe ich gehört. Wie interessant! Wann soll es erscheinen?“
„Im Frühjahr 2013.“
„Ob das noch Sinn macht?“
„Wie meinen?“
„Allen alten Überlieferungen und Weissagungen zur Folge wird dieser Planet am 23.12.2012 mindestens einen Polsprung, wenn nicht Ärgeres erleben. Die Welt wird nie mehr sein, wie sie war – wenn es sie dann überhaupt noch gibt.“

„Der Verlag, der meine Werke veröffentlicht, ist ein Traditionshaus, das schon manchen Polsprung überlebt hat. Wären ernstzunehmende Veränderungen von kosmischer Dimension zu erwarten, dann hätte die Abteilung Astronomie für das Herbstprogramm entsprechende Titel angekündigt. Da das nicht der Fall war, gehe ich davon aus, dass sich der Planet auch im Jahr 2013 drehen wird.“

„Die Frage ist nur, in welcher Richtung. Aber gut, wir werden sehen. Worum geht es in Ihrem neuen Buch, oder ist das noch geheim?“
„Nein, Dagobert, das ist kein Geheimnis. Ich will verschiedene Golfer-Typen vorstellen, Menschen, die sich für dieses hübsche Hobby entschieden haben. Freundliche, sympathische Gestalten voller Lebensfreude und Humor und ihre Geschichte erzählen.“
„Na, das hat uns noch gefehlt“, murmelte Seicht. Sein Blick streifte die wogenden Formen einer Spielerin auf dem 18. Grün, die ihrer Lebensfreude gerade freien Lauf ließ, nachdem ihr 4. Putt endlich gefallen war. Der amtierende Seniorenclubmeister räusperte sich:
“Das Golfspiel ist ein Strategiespiel, das Ruhe und eine gewisse Intelligenz erfordert. Die geistigen Anforderungen machen Golf zu einem leisen Sport, bei dem man sich sowohl als Spieler als auch als Zuschauer ähnlich verhält, wie auf einem Schach-Turnier oder bei einem Piano-Konzert. Vielleicht könnten Sie Ihren Lesern das bei der Gelegenheit mitteilen?“
Kaum gesagt, erklang ein gellender Schrei. Frau Langer hatte wiedermal versucht, das 269 Meter entfernte Grün vom 18. Abschlag aus anzugreifen. Ihr Ball raste direkt auf die Clubhaus-Terrasse zu, worauf sich einige Gäste unter die Tische warfen.
„Golfer-Typen.. tz tz..“, sinnierte Seicht. „Dazu habe ich eine Theorie.“
Er nickte wohlwollend, als sich Etbin der Kellner mit einem Glas Zitronenlimonade näherte, während Frau Langers 2. Abschlag mit dem Eisen glucksend im Teich verschwand.
„Eine Theorie?“
Seicht nickte.
„Ich bin der Ansicht, dass jeder Golfer einem Archetypus angehört und sein Schwung genetisch vorprogrammiert ist. Wer C.G. Jung richtig interpretiert, kommt zu dem Schluss, dass Golfunterricht dem jeweiligen Archetypus entsprechen sollte und in einer Traumarbeit erfahren werden muss.“
„An welche Archetypen denken Sie da?“
„Nun, äh…“. Seicht schien überrascht zu sein, dass jemand freiwillig bereit war, seiner Archetypen-These Aufmerksamkeit zu schenken. Er schob ein paar lange graue Strähnen hinter das königliche Ohr, stülpte die Unterlippe vor, als schien er einen Moment nachdenke zu wollen und  schoss dann aus der Hüfte:

Meine Berechnungen haben ergeben, dass es 2179 verschiedene Golfer-Typen gibt, sozusagen die Basismodelle, was sich aus den Sternzeichen, genetischen, psychologsichen, physiologischen und 43 andern Komponenten leicht errechnen lässt. Ich denke, das Sie Ihre Überlegungen zu einem ähnlichen Ergebnis geführt haben.“
„Äh“, ich schluckte.
„ Wenn wir diese 2179 Typen unter golferischen, gesellschaflichen und charakterlichen Gesichtspunkten betrachten, kommen wir zu einer solchen Vielzahl von Typen, dass es einfacher ist zu sagen: der Golfer läßt sich nicht in einem sinnvollen System einordnen.“
Ich atmete auf.
„Das deckt sich mit meinen Beobachtungen.“
Aha! Aber was bleibt uns dann?
Archetypen, die charakterlichen Kriterien in Verbindnung mit dem Totemtier  …
„Sehr interessant. Inwieweit wurde Ihr Gedanke von Golflehrern aufgegriffen?“
„Null Resonanz. Kann sein, dass einige Golflehrer die Worte Archetypus und Traumarbeit nachgeschlagen haben, aber eine Diskussion fand nicht statt. Warum auch? Ärzte leben davon, dass wir krank sind Golflehrer davon, dass wir das Spiel nicht lernen.“
„Ja, die fachliche Diskussion ist hierzulande ein Problem. Ich hatte ein holistisches Golfmandala vorgestellt und meine These war, das jedwede Anleitung zum Golfspiel auf einem Quantenzufall beruht. Deshalb würde es auch ausreichen, wenn man Wurfpfeile auf eine Scheibe wirft, die mit Schwunggedanken vollgeschrieben ist..ich dachte, das würde ein Revolution in der Golfdidaktik auslösen…aber … Pustekuchen.“
„Ich habe Ihre Mandala-Theorie gründlich studiert. Ein sehr interessanter Ansatz, aber der Punkt ist doch der: Selbst wenn Golflehrer mit ihren Anweisungen im Trüben fischen, umgibt sie dennoch ein Mythos der Unfehlbarkeit, der durch Ihre Methode verloren ginge. Das wäre für Golflehrer ein Schuss ins Knie. Andererseits: Welcher Golfer sucht wirklich Lösungen? Wenn ich einen Mitspieler nach mehreren Schlägen ins Wasser eindeutig als „Frosch-Archetyp“ bestimmen konnte, der bei entsprechendem  Hüpf-Training selbst einen Polsprung überleben würde, fand das wenig Interesse …aber … ach, was solls.“
Der amtierende Seniorenclubmeister versuchte zu lächeln, was bei seinem tulpenförmig vorgewölbten Hasenzähnen etwas komisch aussah. In der würdevollsten Haltung, die ihm sein Lehnstuhl aus angeblich nachhaltig erwirtschaftetem Tropenholz einzunehmen gestattete, beschied er:
„Es ist, wie es ist. Eine Golfsaison haben wir noch vor uns und ich werde versuchen, meinen Titel zu verteidigen.  Dem gilt meine Konzentration!“

„Ich werde Ihre Archetypen im Auge behalten“, versprach ich ihm.
Seicht winkte die Bedienung herbei, bat um die Rechnung und verabschiedete sich und Richtung Kurzplatz, um noch ein Stündchen an seinem kurzen Spiel zu feilen.
Ich blieb noch einen Moment sitzen und dachte nach. Das war wirklich interessant. Traumarbeit und Trance ist im Golfcoaching bisher kaum bekannt. Vielleicht sollte ich darüber mit Manni Mulligan sprechen. Gewöhnlich hockte er in seiner Teichhütte an der 14. Aber seit ich in Bauernburg war, hatte ich ihn noch nicht gesehen….
(weiterlesen in „Achtung Golfer! Schlägertypen in Wald und Flur“.

*HolistischesGolfmandala

Endlich erleuchtet!

Erstellt: 21. Juni 2019

Aus unserer Serie „Oldies but Goodies“ heute: Ein kleines Telefonhörspiel aus der Zeit als ich einem bekannten Golfprofessional (Pro) noch regelmäßig mit meinen Anrufen auf die Nüsse ging…

„Tut Tuut“„Tut Tuut“

Pro: Ja bitte?

EP: „Hi, ich bin´s…“

Pro: unterdrückter Seufzer: Oh, prima, na, was kann ich für Dich tun?

EP: Och, wollte mich nur mal melden …

Pro: Das ist nett. Es war schön mit Dir zu reden…

EP: Hey!

Pro: Ja?

EP: Ich bin jetzt endlich erleuchtet!

Pro: (Pause, dann atmet er wieder): Gute Nachricht! Großartig!  Also – es war schön mit Dir zu reden…

EP: Nein, ich meine es Ernst!

Pro: Na prima, endlich. Und seit wann bist du …äh … erleuchtet?

EP: Es fing an, als mir das Eisen 5 auf den nackten Zeh knallte. Das war eine sehr intensive Erfahrung und ich spürte, dass jetzt etwas passieren wird. In der ZEN- Literatur ist das exakt so beschrieben: Es gibt Vorzeichen der Erleuchtung …

Pro: (plötzlich interessiert) Und was passierte dann?

EP: Dann trank ich den Wodka, den ich bei einem Turnier gewonnen hatte. Ich wachte nachts auf, musste kotzen, wurde auf dem Weg zum Klo ohnmächtig, schlug mit dem Kopf an den Schrank und die nächsten Tage war ich vollkommen platt.

Pro: Vom Wodka?

EP: Nein, vom Orangensaft im Wodka. Meine Bioresonanz-Expertin meint, da wäre ein Schimmelpilz drin gewesen …. und weil mein Magenmeridian durch die Verletzung am 2. Zeh ohnehin schon geschwächt war…

Pro: …wurdest Du erleuchtet!

EP: Nein, nicht deswegen. In den folgenden Tagen machte ich eine sehr schwere Zeit durch, so, wie es auch von Eckart Tolle erzählt wird. Ich hatte dermaßen die Scheißerei – schlimm! Nach drei Tagen war ich vollkommen leer, wie Buddha, und dann ERWACHTE ich und merkte, dass ich erleuchtet bin.

Pro: (langsam genervt) Ach ja? Und woran merktest du das?

EP: Schwer zu sagen. Diese selige Leichtigkeit in mir. Dieses Nichtverlangen, zum Beispiel nach Wodka. Und dann natürlich die Allwissenheit.

Pro: Du bist jetzt allwissend?

EP: Tja, scheint so. Kann es selber kaum glauben.

Pro: Ich glaub´ es nicht!

EP: Kannst Du ja testen.

Pro: Wie?

EP: Na, frag mich irgendwas.

Pro: Wie viele Stunden war ich heute auf der Driving Range?

EP: Keine.

Pro: Stimmt. Na gut, das war einfach. (blättert nebenher) Aber: wie heißt der erste Satz im dritten Absatz des Buches Jenseits der Scores?

EP: Du meinst auf Seite auf Seite 57? „Der Weg des Meisters erfordert Offenheit um die eigenen Grenzen zu überschreiten, und den Mut, Misserfolge zu riskieren“. Meinst Du das?

Pro: (erstaunt) Tatsächlich!  Na gut – jetzt: Ken Wilber „Ganzheitlich handeln“ Seite 91 letzter Satz…

EP: „Tiefe Spiritualität beinhaltet eine weite Wissenschaft von den höheren Ebenen menschlicher Entwicklung.“

Pro: Hmpffff (sprachlos).

EP: Also los: Frag mich mal was richtig Schweres!

Pro: OK, OK, mir fällt schon noch was ein… denkt … Also: Ein Mann, 42 Jahre, war 7 Jahre bei der Telekom und wurde dann zu T-Systems strafversetzt. Er sitzt mit seinem fünfjährigen Sohn und seiner Frau, (die eine Schwester in Dortmund hat,) in einem Intercity-Express nach Berlin. Auf der Gegenstrecke bewegt sich ein Güterzug mit halber Geschwindigkeit Richtung Kassel. Dieser Mann, 42 Jahre, mit einem Muttermal am Kinn, steht beim Golfschwung leicht gebeugt, zuckelt von Bein zu Bein, hat eine hohe Anspannung, fasst den Schläger zu fest, holt viel zu schnell aus, kreuzt, dreht sich aber im Durchschwung kaum, verschiebt seine Mittelachse enorm und hat kein Finish. Wie ist sein Ballflug und wann erreicht der Intercity Berlin?

EP: Ballflug kerzengerade und Ankunft 13 Uhr 08!

Pro: Stimmt. Sagenhaft. Diese Pfeife hat gestern jeden Ball kerzengerade getroffen. Ich fragte ihn, warum er zu mir kommt …

EP: … und er sagte, er könne immer nur gerade aus spielen, aber seine Kumpels können auch rechts und links rum und er möchte lernen, wie man einen Slice spielt. Außerdem, sagte er, seine Frau wollte mal einen Tag in Berlin rumbummeln und sein Sohn die Eisbären sehen.

Pro: Donnerwetter. Genau das waren seine Worte.

EP: Tja, ich kann es nicht ändern. Bin halt erleuchtet. Noch ´ne Frage?

Pro: Noch eine: Wer ist der beste Golflehrer der Welt?

EP:  ……….

Pro: Na?

EP: ……….

Pro: Was ist los? Keine Antwort?

EP: Das ist das Schweigen der Buddhas. Es gibt Fragen, die werden mit Schweigen beantwortet. Steht alles in meinem ZEN-Buch.

Pro: Tja, das kann sein. Dabei hätte mich gerade diese Antwort interessiert.

EP: Du musst die Antwort in DIR finden.

Pro: Ja, danke für den Hinweis. Und was hast du jetzt vor?

EP: Da denk ich nicht dran. Lebe ja total im JETZT.

Pro: Klar, hatte ich vergessen. Und  … äh … wie ist es so, wenn man erleuchtet ist.

EP: Nicht schlecht. Lässt sich mit Leben … tja  … also … wollte es dir nur mal erzählt haben.

Pro: Das ist nett. Es war schön mit dir zu reden…

EP: Man sieht sich …

Pro: Klar und erleuchtet …

EP: HA! Guter Zen-Witz. Klar und erleuchtet! Bis denne … ich segne dich, mein Sohn

Pro: Danke. Tschüss.

„Tut Tuut“.

Pros Frau: Wer war das? Wieder dieser Spinner? Wir hatten wegen dem doch extra die Telefonnummer gewechselt.

Pro: Ja, schon wieder dieser Spinner … (murmelt): Aber woher hat er die neue Nummer?

© by Eugen Pletsch, 2008

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Notizen eines Barfußgolfers

Pletsch, Eugen
19,99 € Buch

BeschreibunG

„Notizen eines Barfußgolfers“ ist eine für die Buchfassung überarbeitete Auswahl an Texten, die der Golfautor Eugen Pletsch in seinem renommierten Blog (cybergolf.de) zwischen 2006 und 2018 veröffentlicht hat. Kommentare zu aktuellen Golf-Themen, Szene-sezierende Glossen, Golf-philosophische Betrachtungen, praktische Tipps und stille Hinweise auf das mystische Geheimnis dieses eigenartigen Spiels, dem der Autor in seiner mittlerweile 30jährigen Wanderung (…)

ZUM epubli SHOP

Mein Waterloo

„Sein Waterloo erleben“ gilt als Synonym für eine totale Niederlage. Die Schlacht am Little Big Horn kommt mir aber auch in den Sinn, wenn ich an meine Fronleichnams-Runde mit Frau Oelmann denke….

Dank der mir angeborenen Bescheidenheit hielt ich mich im Zaum. Meine damalige Berichterstattung anlässlich der drei Runden Matchplay gegen Frau Oelmann ließ kaum erkennen, dass sie gegen mein Spiel keine Chance gehabt hatte. Diskret, wie es meine Art ist, vermied ich es, meine emotionalen Ausbrüche und meine „Sieger! Sieger!“- Schreie ausführlich zu beschreiben. Auch meine Freudentänze hinter dem 18. Grün in Winnerod (um nach dem Sprung in den Teich wieder trocken zu werden) erwähnte ich mit keinem Wort.

Nein – meine Berichterstattung war ein Musterbeispiel sportlicher Fairness und voller Respekt gegenüber einer Frau Oelmann, der es in etlichen Jahren nur einmal gelungen war, ein Spiel gegen mich zu gewinnen.

Es ist nun keinesfalls so, dass ich mir nur Leute einlade, bei denen ich sicher sein kann, dass ich sie im Matchplay besiege – aber es stimmt schon, dass ich mir Gäste von extern einladen muss, da ich in meinem Club wegen meinem mürrischen Dauergesabbel – und noch schlimmer – wegen meiner Schwungtipps – ziemlich unbeliebt bin.
An Matchplay-Serien und Turnieren nehme ich längst nicht mehr teil, da ich nicht nur den Mangel an Etikette, sondern auch die allgemeine Verwahrlosung der Sitten verabscheue, insbesondere was die Bekleidung der Spieler/Innen angeht. (Leggins Damengröße 50 und verschwitzte Senioren mit Hemd über der Dreiviertel-Kargo-Hose – mehr sage ich nicht!)

Kurz und gut: Ich bin einer der Korinthenkacker geworden, über die ich zwei Jahrzehnte gelästert habe und werde auch optisch den Karikaturen immer ähnlicher, mit denen Peter Ruge Golfer in meinen Büchern so treffend überzeichnet hat.

Aber wenn sich eine Spielerin wie Frau Oelmann beknien lässt, unsere jährliche Matchplayserie auch in 2018 fortzusetzen, dann kann ich sie natürlich nicht öffentlich mit Häme und dem Spott überschütten. Nein, natürlich nicht. Ergo genoss ich meinen Triumph in Stille … wenn man mal davon absieht, dass ich JEDEM, der nicht schnell genug davon laufen konnte, erzählen musste, wie ich Frau Oelmann an diesen drei Tagen vorgeführt habe.

Schnee von gestern, könnte man meinen, aber dann kam kürzlich – wie alle Jahre wieder – die Idee auf, Frau Oelmann endlich in ihrem Heimatclub zu besuchen. Vor Jahren war ich schon einmal auf Durchreise in ihrem Revier gewesen, damals aber so krank, dass ich sie und ihren fluchenden Spielpartner (Lehrer!) nur über ein paar Bahnen begleiten konnte, ohne selbst zu spielen. Damals hatte ich in meinem Fieberwahn einen 9-Loch-Kurzplatz als Tatort abgespeichert.

Ein Feiertag wird erst dann zu einem echten Feiertag, wenn man sich den Lorbeer auch auf einem fremden Platz auf das schüttere Haupthaar setzen darf und ich hatte keinerlei Bedenken, Frau Oelmann‘s Einladung zu folgen. Gewittergefahr bestand angeblich nicht. Eine Startzeit war auch nicht nötig. Die Sonne prangte am Himmel, es war heiß, aber die Bäume spendeten Schatten. Ja. die Bäume. Der Platz hat Bäume. Meist gewaltige Eichen, aber auch andere Bäume und hinter den Bäumen sind Biotope, was mich aber nicht abschreckt, da ich für meine kerzengerade Spielweise bekannt bin.

Wie üblich werde ich nicht die ganze Runde im Detail erzählen. Das halte ich so, weil meine verehrten Leser die Schilderungen meiner Zauber-Schläge, crispen Wedges und Monster-Putts für Aufschneiderei halten könnten. Auch heute werde ich es so halten, muss jedoch vorsichtig andeuten, dass es diesmal keine Zauber-Schläge, crispen Wedges und Monster-Putts gab.
Dafür gab es Bäume und Biotope und ein winziges Schwungproblem, das dazu führte, dass ich den Ball, so konzentriert ich ihn auch ansprach, grundsätzlich nach links verzog. Links stand gewöhnlich ein Baum, von dem aus der Ball abprallte und ins Biotop sprang.

Frau Oelmann, die ihre Bälle noch vor wenigen Tagen breit über die hessischen Savannen gestreut hatte, schlug dagegen kerzengerade Hammer-Drives, um mir dann bei der Ballsuche zu helfen.

Der beliebte Spruch „Den Zweiten kann jeder“ hatte für mich auf dieser Runde keine Gültigkeit, denn auch der 2. war weg. Nach einigen Bahnen schlug Frau Oelmann vor, dass wir doch auch etwas Golf spielen sollten, denn Bälle suchen könnten wir auch, ohne Greenfee zu zahlen.
Ich verstand den Hinweis und spielte fortan jeden Ball, den ich im Gras fand, darunter sogar Marken, die ich sonst wie die Pest meide (Nike und Vice).

Erst war ich eins down, dann zwei down, dann drei down, dann vier down, dann fünf down, dann sechs down, dann wurde es Frau Oelmann langweilig und sie winkte sich eine Freundin herbei, die gerade die 18 beendet hatte.

Ich kannte die Dame von einer Lesung. Also versuchte ich mich zusammenzureißen und ging prompt auf 7 down. Unsere Mitspielerin hatte am Vormittag bereits 18 Loch in einem anderen Club gespielt, stak dann auf ihrem Heimatplatz neun Loch hinter Anfängern fest und wollte mit uns noch ein paar flotte Bahnen spielen. So sind die Damen im Revier: Unermüdlich – und wetterfest, wie sich bald herausstellen sollte.

Auf dem Weg zum 10. Abschlag befindet sich die Toilette, die ich aufsuchte. Beim Händewaschen sah ich im Spiegel einen Mann mit verzweifelten Gesichtszügen, zerzaust, das durchgeschwitzte Hemd hing über der kurzen Hose aus der zwei dürre, weiße Beinchen ragten. Eine vollkommene Verwahrlosung der Sitten – ich überlegte kurz, ob ich mir selbst einen Platzverweis aussprechen sollte.

Da ich mich in meinem Hochmut darauf eingelassen hatte, von Gelb anstatt von blau zu spielen, hatte ich lange Wege zu rennen, um die Damen einzuholen, deren Abschläge meist 60-100 Meter vor dem Herrenabschlag befindet. Ich rannte so schnell, dass mir Insekten auf die Brillengläser klatschten, nur um dann zusehen, wie die Damen ihre Bälle gnadenlos zwischen den Bäumen hindurch auf die Bahn prügelten.

Frau Oelmann vom Damenabschlag – das ist so, als würde man Dartpfeile kaum aus einem Meter Entfernung auf die Scheibe werfen.

Nur zweimal konnte ich ein Loch gewinnen. Natürlich nicht aus eigener Kraft, sondern weil Frau Oelmann ihre Dartpfeile ins Biotop schoss, vermutlich um mir Hoffnung zu machen. Immerhin hatte ich nach dem Fiasko auf der ersten Neun meine Taktik geändert! Ich zielte direkt auf die Eichen, die gewöhnlich Mitte Fairway stehen, wodurch ich wenigstens zwei Drives auf die Bahn brachte. (Frau Oelmann merkt an, es gäbe nur auf der 14. eine Eiche Mitte Fairway, aber das ist natürlich selektive Wahrnehmung. Nach meiner Erinnerung standen auf jeder Bahn dicke Eichen…).

Auf besagter 14 setzte Regen ein. „Nur eine kleine Wolke“, sagten die Damen und schlugen ab.

Der nachfolgende Guss war zwar nicht mit dem Wolkenbruch zu vergleichen, den ich vor ein paar Tagen in Gießen erlebt hatte, aber im Gegensatz zu früher, als ich das Spiel im Regen noch als eine besondere Kunst und Herausforderung genoss, macht es mir keinen Spaß mehr, mit glitschigen Händen nach einem Balls zu schlagen, der sich dann nur ein paar Meter durch das nasse Gras bewegt.

Frau Oelmann und ihre Freundin bewegten sich wie die Fische im Wasser. Als ich mir nach einem heftigen Regenschauer an der 15 eine Pause erbettelte, musste Frau Oelmann zugeben, dass unser Match längst beendet war. 7 auf 6!

An der 16. Bahn gab es gottlob eine Abkürzung zum Clubhaus. Die Damen wären gerne weitergeschwommen, aber dann sahen sie das hinkende Häufchen Elend, zeigten Erbarmen und führen mich auf dem kürzesten Weg zum Parkplatz, wo wir unsere Sachen verluden. Meine Tränen trockneten und der Regen wich der Abendsonne während Frau Oelmann mit ihrer Freundin besprach, wie man einen Skalp trocknet. (ep)

PS: Dass Frau Oelmann am 2.6. beim Monatsbecher der Damen das 1. Brutto erlegte, verwundert niemanden und sei nur der Vollständigkeit halber vermerkt.

Ho Lin Wan

Ho Lin Wan* begegnete mir in diesem Leben erstmals 1995 in einer Trance. Zu viel Blümchenkaffee und Doxycyclin. Ich war mit einer fortgeschrittenen Borellien-Infektion (Zeckenbiss) direkt von der Open in St. Andrews in die Hautklinik der Uni Gießen verfrachtet worden und die Ärzte rangen um meinen Verstand.

Ein Zimmer mit Blick ins Grüne. Neben dem alten Lederohrensessel stand ein kleiner Tisch. Während der zehn Tage am Doxycyclin-Tropf liebte ich es, hier zu sitzen. Schon seit Jahren hatte ich mir Notizen über meine Erfahrungen beim Golfen gemacht. War es nicht endlich an der Zeit, diesen seltsamen Sport aus der Sicht eines Laien zu betrachten? Während ich von Zeit zu Zeit von meinem Ohrensessel aus in den Park schaute, sah ich vor meinem inneren Auge immer wieder diese Bilder von hohen Bergen unter einem dunklen Himmel. Tibet?
Ein eigenartiger Geruch von Yakdung zog mir in die Nase, als plötzlich eine Gestalt in meinem Bewusstsein auftauchte, die sich mit Ho Lin Wan vorstellte. Er meinte, ich sei Lobsang Dzong, und fragte mich ziemlich unverblümt, warum ich unser Match vermasselt hätte. Ahnungslos, was die Details meiner früheren Inkarnation angeht, war ich reichlich verwirrt.

Es ist signifikant für Golfer, wenn zwei Stimmen um die Herrschaft im Bewusstsein kämpfen. Tim Gallwey beschreibt dieses Phänomen ausführlich in seinem Buch »Inner Game Golf«. Für einen einigermaßen normalen Menschen, der von diesem ganzen übersinnlichen Kram keine Ahnung hat, ist es jedoch nicht leicht zu akzeptieren, wenn plötzlich ein schlecht gelaunter Tibeter im eigenen Kopf auftaucht. Ich schloss also die Augen, zählte eins, zwei, aber Ho Lin Wan war nicht weg. Er stellte sich breitbeinig in meine Aura, meinte, er sei mein alter Golfkumpel aus Tibet, und begann, mir meine Geschichte zu erzählen:

Wir waren beide Mönche in einem Kloster der medizinischen Fakultät von Lhasa und ziemlich auf Golf abgefahren, das wir von den Engländern kannten, die vor den Toren unserer Stadt spielten. Wir hatten noch einen Gefährten, Lobsang Rampa, der Jahre später nach England flüchtete, dort Apotheker wurde und darüber ein paar Bestseller schrieb*. Es gab nur uns drei Golfmönche in Lhasa und wir waren ein gutes Team. Mit der Zeit galten wir als die Nationalmannschaft von Tibet, denn es gab sonst niemanden.

Bei einem Spiel gegen einige Mönche eines chinesischen Klosters der »Tao Yin«-Tradition, zu dem wir uns an unserer nördlichen Grenze trafen, habe ich, wie mir Ho Lin erzählte, gewisse Regeln missachtet. Ich schlug meinen Ball, ohne die vorgeschriebenen Gebete und Verneigungen zu verrichten und zudem noch out of bounds über die Grenze nach China hinein. Ich traf den chinesischen Offizier mit meinem Yakdungball mitten in die Gosch. Die Schande war groß. Wir verloren das Match, der Offizier sein Gesicht und der Dalai Lama war blamiert, womit seine Position gegenüber Peking zu wackeln begann. Diese Provokation einer »imperialistischen Mönchsnomenklatura« konnte von den Chinesen natürlich nicht hingenommen werden und Scharmützel an der Grenze begannen, bei denen ich übrigens bald darauf erschossen wurde. Der Rest ist Geschichte.

Es ist nachträglich gesehen ein saudummes Gefühl, dass das eigene Land überrannt und geknechtet wird, nur weil man einen Ball nach rechts verzogen hat. Wirklich dumm. Tut mir Leid, Leute. Aber die Chinesen lauerten schon seit Jahren hinter der Grenze und haben nur darauf gewartet, dass ein Ball rüberfliegt, damit sie endlich einmarschieren können. Also, was soll’s.

In vielen vergangenen Leben hatte ich (so glaubte ich zumindest) genügend gutes Karma angesammelt, um im buddhistischen Sinne einem letzten Anhaften gemäß, als zukünftiger OPEN-Sieger in Schottland wiedergeboren zu werden.

Stattdessen bekam ich die karmische Höchststrafe: Ich wurde als Deutscher wiedergeboren und musste für Jahre als clubfreier Golfer mit mittlerem Handicap in der Hölle schmoren – bis mich die Zecke biss!

Während die Ärzte ihre Geschütze gegen die Borrellien auffuhren, begann ich dieses Buch zu schreiben. Ho Lin Wan half mir immer wieder, mich beim Schreiben auf die frei schwingende Zentrifugalebene zu transponieren. Dafür sei ihm herzlich gedankt.

Die Golfderwische von Tao Yin

Wenn ich an Ho Lin Wan denke, überfluten mich Erinnerungen an meine alte Heimat, lebhafte Bilder aus einem vergangenen Leben, eindringliche Farben, der leuchtende Himmel Tibets. Die Linghorstraße raus, Richtung Dechen Dzongnen Dzong, stand das Haus meiner Eltern. Wir liefen als Kinder durch halb Lhasa Richtung Norbu Linga. Wir hatten einen Platz im Juwelenpark, wo wir mit kaputten Schlägern übten, die uns einige Langnasen überlassen hatten. Der Blick von dort zum Potala war atemberaubend.

Cartoon: Peter Ruge

Der Golfplatz Lhasa wurde, wie alles andere auch, während der chinesischen Kulturrevolution zertrampelt, aber einige Golf-Mystiker besuchen diesen Platz nach wie vor. Anhand der alten Lagepläne kann man sehen, dass unser 9. Loch gerade dort lag, wo jetzt die Kassen einer chinesischen Supermarktkette stehen. Hier wird kein Golf mehr gespielt, aber nachts im freien Feld ziehen immer noch stumme Gestalten auf der endlosen Suche nach ihrem Yakdung-Ball über die imaginären Fairways zwischen Nomadenzelten und Stupas. Sie murmeln:

Gate, Gate,

Ball weg,

Rechts raus

Irgendwo im Fluss.

Seinen Weg gehen, den Weg gehen (Sanskrit: Gate) ist eine uralte Metapher aus dem Buddhismus und esoterischen Taoismus. Der historische Gautama Buddha wurde auch als der Tathagata (Sanskrit: der So-Gegangene) bezeichnet.
Der, der diesen Weg ging – der nicht zu benennen ist, wie Laotsesagt. Das Abschreiten eines Golfplatzes, das ständige Kreisen über die gleichen 18 Bahnen ist ein Ritual fernöstlicher Tradition, wobei der Wechsel der Natur in den Jahreszeiten die Wandlung der Dinge symbolisiert. Der Buddha sieht die Ursache allen Leidens im Anhaften. Dies führt zu endlosen Wiederverkörperungen.
Wir sehen die Ursache allen Leidens darin, dass wir den Kopf nicht unten lassen und nicht genügend durchschwingen. Das führt zu endlosen neuen Runden des Leidens. Das Loslassen, das Nichtanhaften im buddhistischen Sinne, gelingt im Golfsport nur mit Hilfe einer Gemeinde (Sangha), die ich bei den Anonymen Golfern fand.

Die Zehn, in der kabbalistischen Mystik die Zahl der Unendlichkeit, wird mit der Acht, der heiligen Zahl der Buddhisten, vereinigt. Der achtfache Pfad und die Unendlichkeit. Die Vision der Vereinigung des euroarabischen Kulturraumes mit der Weisheit des Ostens ist in exoterischen Fragmenten heutzutage in der European Tour erkennbar, die im Fernen Osten beginnt und über Arabien und Nordafrika nach Europa kommt. Das Kreisen der 18 Pfade in die Unendlichkeit drückt auch den Reinkarnationsgedanken deutlich aus.
Das Instant-Karma im Golf gibt unerbittlich sofortiges Feedback auf Handlung und Gedanken. Das ständige Bedürfnis, zum Club zu fahren, um wieder und wieder die »Runde« zu gehen, erinnert an die Seele des Menschen, die sich immer wieder neu verkörpern muss. In der Bergwelt des Himalaja umschreitet der Gläubige die Stupa, eine runde Felsansammlung oder einen Turm, der mit Fahnen und Symbolen des Glaubens geschmückt ist – OM MANI PADME HUM murmelnd – den Blick zu Boden gerichtet, was aus der Zeit stammt, als dabei tatsächlich noch Bälle gesucht wurden. Diese spärlich erhaltenen Fragmente früher golferischer Tradition des Buddhismus sind noch um Lhasa, aber auch in Kathmandu und an manchen Orten in Sikkim und in Bhutan zu beobachten.

»Gate, Gate

so gegangen

findet der Weise

seinen Weg.«

Der Hintergrund fernöstlicher Golflegenden sind die in esoterischen Kreisen bekannten Geschichten von den wirbelnden Golfderwischen von Tao Yin. Sie lebten vor über tausend Jahren nördlich der Provinz Kham in einem verborgenen Seitental des tibetischen Hochlandes, das Shambhala genannt wurde.

Von dort gelangte der »Weg der weißen Kugel«*, der dem Buddha Amitaba geweiht ist, in das heutige Sikkim und Bhutan und dann nach Boulder, Colorado. Das Spiel ist in diesen Hochgebirgsregionen, wo der Ball unglaublich weit fliegt, sehr schwierig. Deshalb wurde mit einem Leichtball aus gepresstem Yakdung gespielt. Es ist vermutlich vollkommen müßig, ungläubigen Langnasen zu erzählen, dass wir damals Yetis als Caddys hatten, die allein durch ihren feinen Geruchssinn in der Lage waren, die Yakdungbälle wiederzufinden. Das Golfspiel war ein Akt der Meditation und der Reinigung. Eine Runde zog sich über Monate hinweshalb es sinnvoll war, in diesen klimatisch extremen Bedingungen mit Zelten, Yaks, Köchen und allem zu reisen, was man in der Einsamkeit der Bergtäler brauchte.

Die Yetis hielten sich fern, tauchten aber immer auf, wenn sie gebraucht wurden, und fanden den Yakdungball auch in irgendeinem Seitental in 5000 Meter Höhe. Dafür ließen sie sich gerne abends Lieder vorsingen, weil sie selbst nicht singen konnten. Sie liebten Weihnachtslieder. »Stille Nacht« und »Ihr Kinderlein kommet«, Gassenhauer in Lhasa und jedem Mönch bekannt, waren besonders beliebt. Die Yetis wurden nach einem Weihnachtslied bisweilen etwas melancholisch, ansonsten waren sie friedlich und verfilzt wie wir. Aber sie spielten selbst kein Golf.

Die wirbelnden Schwungtechniken der Meister von Tao Yin,
die auf der zentrifugalen Bewusstseinsebene entwickelt wurden,
beeinflussen bis heute den Golfsport.

Tai-Chi- und Chi-Gong-Übungen fördern die Balance der inneren Achse, um die der Schwung rotiert. Ich hatte in meiner Jugend die Gelegenheit, unter Anleitung des Tai-Chi-Meisters Gia Fu Feng einige Formen zu üben, die mir halfen, mein Gefühl für meine Mitte zu entwickeln. Diese Übungen sind gut für Körper und Geist. Eine Tanzvorführung des Meisters Al Huang zeigt Balance, Harmonie und Konzentration in höchster Formvollendung.

Die Fähigkeit zur Entwicklung der Konzentration sowie meditative Erfahrungen, wie sie in westlichen Yogaschulen gelehrt werden, haben Golfer von jeher angezogen. Gia Fu Feng – wie auch später Al Huang – arbeiteten Jahre in dem berühmten Esalen Institute, Big Sur, in Kalifornien.
Tim Gallwey erwähnt diesen Ort im Zusammenhang damit, dass er einen der Gründer dieses Institutes, Michael Murphy, zum Golfspiel trifft. Murphy, der Verfasser von Golf und Psyche, erzählte ihm, dass die Konzentration von Nicklaus oder Hogan ihn an die Fähigkeiten großer Yogis erinnere: »Ich habe Hogan oft beobachtet und kann sagen, dass er eine starke Aura hatte, die von vielen im Publikum gespürt wurde. Ich erinnere mich, wie jemand erzählte, dass während der US Open 1955 fast jeder, der ihm (Hogan) zuschaute, das Gefühl hatte, hypnotisiert zu sein. Die Luft um ihn herum konnte man mit dem Messer schneiden. Ohne es zu wissen, war er für die fünftausend Zuschauer, die mit ihm liefen, wie eine Art Meditationslehrer.“

Wo war ich? Ach ja! Tao ist die traditionelle Bezeichnung für den Weg im Laotse’schen Sinne. Der chinesische Philosoph Laotse hat unter dem Titel Tao Te King (übersetzt: Weg des Kings), die erste Elvis-Presley-Biographie schon vor fast 3000 Jahren geschrieben.

Yin ist in seiner Urbedeutung das Wolkige, Trübe. Es bezeichnet die zentrifugale Kraft im Universum, der Gegenpart Yang die zentripetale Kraft. Zusammen symbolisieren sie das duale Prinzip. Himmel und Erde, männlich und weiblich, Plus und Minus, Ball und Schläger, in ihrem ewigen Wandel. Die Erkenntnis vom Lauf der Dinge (was Laotse als Sinn, Weg, oder Tao bezeichnet) führt uns zu unserer inneren Mitte, jenem Dreh- und Angelpunkt, um den sich das Golfspiel dreht. Diese Erkenntnis vom ewigen Gesetz der Wandlung hilft uns das anzunehmen, was uns im Spiel wie im Leben begegnen wird.

Vermutlich wird es den Leser besonders interessieren, dass es schon in den Wendezeiten der Tsin- und Han-Dynastien eine ganze Schule der Yin-Yang-Lehre gab, die »damals viel Aufsehen erregte«. Der Grundgedanke ist die Wandlung.

Wie soll Meister Kung gesagt haben, als man ihm von den Einnahmen des Proshops im Kloster Tao Yin berichtete:

»Alles fließt dahin,

wie dieser Fluss,

Tag und Nacht.«

Tao Yin bezeichnet den Weg der Zentrifugalkraft. »Swing the Clubhead«, wie der Golflehrer Ernest Jones sein Lehrbuch nannte. Die wirbelnden Golfderwische kannten diesen in drei Disziplinen: im Tanzen, der Steinschleuder und in der oben beschriebenen Form des Golfens. Den Begriff Derwisch, der aus dem islamischen Kulturraum stammt, habe ich der Einfachheit halber übernommen. Wie Derwische erleben auch siegreiche Ryder-Cup-Spieler ekstatische Bewusstseinsstufen der Verzückung durch ununterbrochenes Drehen und Tanzen auf dem Grün. (Olazabal!)

Der Geist der Derwische wirkt aber auch in jenen Golfern, die den Ball rechts ins Rough schlagen und dann links im Semirough suchen, weil das Gras dort kürzer und der Ball somit leichter zu finden ist. Ihr Verhalten wird von archetypischen Erinnerungen des kollektiven Unterbewusstseins gesteuert (vgl. C. G. Jung) und erinnert an den berühmten Derwisch Nasruddin, der trunken vom Tanze heimkommt und seinen Schlüssel nicht findet. Er sucht aber nicht im Dunkel, dort wo er seinen Schlüssel verloren hat, sondern da, wo der Mond hinleuchtet … weil er da besser sieht.

(ep)

Fußnote
Im Frühjahr 1998 bestellte ich mir mehrere Bücher über die spirituellen Aspekte des Golfsports, darunter auch Michael Murphys »Golf in the Kingdom«. Wochen später erfuhr ich von einem Bekannten, dass dieses Buch unter dem Titel »Golf und Psyche« erschienen war. Zu dieser Zeit schenkte mir der Maler und Dichter Theo Köppen aus Göttingen den Mitschnitt eines Vortrags, den der amerikanische Zen-Meister Richard Baker Roshi in der Nähe von Kassel gehalten hatte. Zufällig, in einer Lesepause von Murphys Buch, stellte ich den Kassettenrekorder an, und das Band begann exakt an der Stelle, an der Baker Roshi (in einem ansonsten vollkommen golffreien Vortrag) erzählt, wie er von Michael Murphy eingeladen war, um der Präsentation von Murphys neuem Golfbuch »Shivas Irons« beizuwohnen. Murphy hatte einige Aspekte und Gedanken seines mystischen Golfgurus Shivas Irons im Gespräch mit Baker Roshi entwickelt und wollte ihm mit dieser Einladung seinen Respekt erweisen. Nach der gelungenen Präsentation saß die Gesellschaft beim Dinner zusammen und Baker Roshi lernte Scott McCarron kennen. Dieser (damalige) Spitzenspieler der US-PGA-Tour erzählte ihm, dass er aufgehört hat, irgendwelche Technik zu üben. Die Stille des Geistes in seiner Pre-Shot-Routine sei seine Methode, um den perfekten Rhythmus im Schwung zu realisieren, um »in the zone« zu kommen, wie Profigolfer diesen frei schwingenden Zustand von Körper und Geist bezeichnen. Er erzählte von Übungen, die Baker Roshi sofort als klassische Zen-Übungen erkannte, von denen der Pro wiederum bis dato nie gehört hatte. Interessant, nicht?

Auszug aus Der Weg der weißen Kugel (c) by Eugen Pletsch, 1995

Der verschollene Traum

Eine kurze Sequenz aus GOLF GAGA, meiner satirischen “Rosamunde Pilcher-Love Story“ über meinen Aufenthalt in einer Klinik für Golfsüchtige…und eine Erinnerung an das Glauber-Wasser von Bad Bertrich.

Nach dem Mittagessen saß ich im Zimmer und fand in meinem Nachttisch eine Bibel. Ich las in der Offenbarung des Johannes bis mir die Augen zufielen. Ich döste weg und sah Bilder aus einem früheren Leben im alten Germanien:
Mein Name war Garzich, mein Kumpel hieß Berzich. Wir waren zwei alemannische Sklaven. Kohortenführer Darius befahl uns, an der Seite des Talkessels, in dem die Legion lagerte, eine Latrinengrube auszuheben. Wir waren seit Jahren in Gefangenschaft. Ich hatte die Nase voll, aber Berzich war nicht unzufrieden mit seinem Los. Er sagte immer: “Es hätte uns schlimmer treffen können“, womit er die Löwen in Rom meinte.

Wir standen im Schlamm und befanden uns zu diesem Zeitpunkt in einer interessanten Diskussion über das Dasein und das Recht auf Selbstbestimmung im Rahmen unserer Tätigkeit. Fremdbestimmte Sklavenarbeit bringt unweigerlich die Frage nach dem Sinn auf.
Ich schufte, also bin ich, aber reicht das?

Ich fühlte mich in einer Sinnkrise gefangen. Mein Sklavendasein erschien mir sinnlos und leer. Ich suchte die Quelle meiner Kraft, die Quelle des Seins, die alle Dinge mit Wärme füllt.

Berzich, der Ältere von uns beiden, versuchte meine Gedanken in eine positive Richtung zu lenken. Tenor: Sorge dich nicht – grabe!

Berzich: „Versuche, dieses existenzielle Sein – was immer du tust – mit Leben zu füllen. Sei aufmerksam! Erlebe das JETZT. Dieser Moment des bewussten Seins in Verbindung mit einer kleinen Belohnung, wie sie die griechische Psychologen empfehlen, schafft Freude und Zufriedenheit. Es wird für Dich gesorgt, Garzich. Du hast Dein Essen. Niemand schlägt Dich, die Löwen sind in Rom. Die Arbeit kann doch auch Spaß machen! Wir müssen uns alle arrangieren. Also grab weiter.“

Ich zucke mit den Schultern und wir gruben nach dem Sinn. Wir gruben und gruben. Wir hörten gar nicht mehr auf. Unser Graben wurde zur transpersonalen Erfahrung, während sich die Grube mit warmem Wasser füllte. Es war ein exzessives Graben, ein tiefes Graben bis hinab in die Keller unseres Seins. Irgendwann sah ich meine nassen Füße und ein Glückgefühl überkam mich. Warme Füße, der Körper gut durchblutet, den Geist zum Stillstand gebracht. Wenn das keine Erleuchtung war, was dann?

„Berzich“, sagte ich, „ich denke, ich habe die Quelle meiner Kraft gefunden, und siehe, sie ist warm. Ich danke Dir, mein Freund!“

Als die Römer sahen, dass wir auf eine Quelle gestoßen waren, durften wir aus der Grube raus und bekamen einen Extraschlag Hirsebrei. So ein Römer ist durchaus erfahren im Fassen von Quellen. Alle krabbelten begeistert in das Warmwasserloch um die Grube auszumauern. Bereits nach wenigen Tagen plätscherte die Brühe in den Wannen und die Römer vergnügen sich mit den Eingeborenenweibchen aus der Region. Aber dann fing das Problem an: Immer, wenn die Römer Wasser schluckten, mussten sie dringend aufs Klo rennen, während die Eingeborenen das Wasser gut vertrugen. Sie hatten ein Enzym im Blut, dass den Römern fehlte, ein Geschmacklos-Enzym. Die Römer suchten deshalb einen Schuldigen, um ihn zu kreuzigen. Sie entscheiden sich für Berzich, den Weisen. „Glück gehabt“, dachte ich.

Dann schwebte ich in meinem Traum über dem Tal und sah, wie aus dem Schlammloch mit dem warmen Wasser ein Ort wurde, an dem es bald kein Römer mehr aushalten konnte, denn die Wohnhöhlen der Eingeborenen hatten Fensterdekorationen von derart schlechten Geschmack, dass die Römer fluchtartig das Land verließen. Damit sie aber weiterhin Tribut erhielten, eröffneten sie ein italienisches Eiscafe, eine Quelle, die bis zum heutigen Tage sprudelt.

(c) By Eugen Pletsch

In GOLF GAGA thematisiere ich besonders die „Mentalen Aspekte des Golfspiels“ sowie die Golfsucht allgemein. Das Buch ist mittlerweile vergriffen, aber wer Interesse an hat, kann von mir ein Exemplar mit Signatur und kleiner Zeichnung für EUR 20.- (Paypal) inkl. Versandkosten per email-Bestellung erwerben. Mehr Infos zum Buch…

Die 23

Auszug aus „Golf- Gaga – der Fluch der weißen Kugel„. Der Kellner Etbin und Dagobert Seicht sind zwei Figuren, die in meinen Büchern mehrfach auftauchen…

Es war viel zu heiß, um zu spielen. Wer an diesen Tagen spielte, hatte einen Schatten. Auch auf der Clubterrasse, wo sonst eine sanfte Brise wehte, war die Luft wie gebacken. Die Sonne prallte von den weißen Wänden des Clubhauses, weshalb ich es an solchen Tagen vorzog, mir im Restaurant ein kühleres Plätzchen zu suchen.

Etbin, der Kellner, trug wie immer ein weißes Hemd zur Weste und schwarze Hosen. Ihm schien die Hitze nichts auszumachen. Er ruhte regungslos im Schatten, aber in dem Moment, in dem ich Platz genommen hatte, stand er bereits mit einer großen Flasche Mineralwasser im Cooler neben mir. Er wusste, was ich bei diesen Temperaturen zu trinken pflegte. Etbin hatte etwas Katzenhaftes, er schlich. Man hört ihn nicht, er bewegte sich wie ein Samurai.

Ich trank mein Wasser und war in Gedanken, als sich Dagobert Seicht näherte. Wir grüßten uns, seitdem ich wieder häufiger in Bauernburg verkehrte, aber der gütige Herr hatte mir das gemeinsame Spiel bisher erspart. Vermutlich hatte die Sekretärin teuflische Angst vor dem, was passieren könnte, wenn zwei besserwisserische Korinthenkacker aufeinandertrafen.

Als wenn nicht genug andere Plätze frei wären, trat Herr Seicht an meinen Tisch und fragte: »Gestatten?« Ich schaute beiläufig auf und nickte, was weder herzlich noch höflich war, aber Seicht nicht abzuhalten schien, sich zu setzen. Er schwieg. Etbin brachte Seicht seine Zitronenlimonade. Ich schwieg auch. Wir schwiegen beide.

Wenn zwei Personen, die den leeren Raum des Universums in wenigen Stunden mit Sprechblasen ausfüllen könnten, einander anschweigen, dann entsteht eine gewisse Spannung. Etwa so, wie wenn ein von Sprechblasen ausgefülltes Universum kurz davor ist, den Urknall zu zelebrieren.

Ich schwieg, Seicht schwieg. Ich spürte, wie auch die wenigen Gäste an den anderen Tischen still wurden. Tiefe Stille. Nur der Koch klapperte in der Küche.

Ein großer Sumsemann, eine Hummel oder Hornisse, flog durch die offene Verandatür in den Raum. In der Stille klang das Brummen wie ein Moped in einer spanischen Nacht.

HnnnnnnmmmmmmmHnnnnHnnnnjääännnnnnggggggzzzzzzzzm ….

Das Geräusch kam näher. Offensichtlich hatte der Sumsemann Seichts Zitronenlimonade auf dem Radar. Wir saßen beide da und schwiegen. Die Gäste im Raum schauten fasziniert zu.

Die Szene vom Showdown zweier Verbal-Pistoleros.

Sumsemann umflog mich, wechselte zu Seicht, konnte sich nicht entscheiden und landete auf meinem Haar, was mir ausgesprochen unangenehm war. Ich verharrte regungslos. Jetzt Angst zeigen, wäre unmöglich gewesen. Ich hatte mir bei manchem Turnier schier in die Hosen gemacht, mit angstvoll zitternden Händen Zehn-Zentimeter-Putts vorbeigeschoben, jetzt blieb ich standhaft.

Sumsemann krabbelte auf meinem Haar. Mein Kopf war der Mond, auf dem das Raumschiff landete, um den Planeten auszuspähen. Der Planet war unser Tisch, auf dem die Zitronenlimonade stand. »Sumsemann«, dachte ich, »es gibt noch ein zweiten Mond, der näher am Planeten steht, mach die Flatter!«

Sumsemann hatte sich in meinem Haar verhakelt. Ich kannte das aus dem Kino. Der Trabant wird angebohrt, um eine Beobachtungsstation zu errichten. Seicht hob sein Glas, um einen Schluck aus seiner Limonade zu nehmen. Ich versuchte unmerklich, mit dem Kopf zu schütteln. Sumsemann schien festzusitzen, aber plötzlich hob er ab. Vielleicht sah er in seinem Insektenradar, dass sich sein Beuteobjekt vom Planeten zum anderen Trabanten verschoben hatte.

Sumsemann ging im Steilflug zum Angriff über und nahm das Glas ins Visier, aus dem Seicht gerade trank. Dessen Reaktion war abrupt. Das Glas mit der rechten Hand am Mund, hob er den Kopf und versuchte mit der linken Hand nach Sumsemann zu wedeln, wobei er den Kopf zurückkippte und ihm sein Gesöff über die Backen schoss.

»Ahhhhgggggrrr …«

Aber Sumsemann konterte mit: »HnnnnnnmmmmmmmHnnnnHnnnnjääännnnnnggggggzzzzzmmm ….

»Ahhhhgggggrrrgggggnnnnn …« Seicht wedelte mit den Armen, das Glas zerschellte am Boden, als ich merkte, dass er offensichtlich ein Eisstück in die Luftröhre bekommen hatte. Sein Kopf war immer rot, seine Augen standen immer vor, aber an seinem Röcheln erkannte ich, dass etwas nicht stimmte.

Ich saß etwas ungünstig, aber ich holte mit dem rechten Arm weit aus und schlug dem armen Seicht mit Wucht auf den Rücken, wobei ihm ein Eisbröckchen aus dem Mund sprang. Im selben Moment hatte der flinke Etbin den Sumsemann mit einem Schlag erlegt. Mit beiden Händen gleichzeitig frei in der Luft erwischt. Es war eine Hornisse. Keine Zeit zum Stechen. Sofort tot. Ich betrachtete das bisschen Insektenmatsch auf den harten, schwieligen Händen des Kellners. Seicht rang um Atem und Fassung. Wir dankten Etbin für seinen Einsatz. Der nickte und verschwand.

»Vielen Dank, das war knapp«, sagte Seicht.

»Kein Thema«, erwiderte ich kurz.

Er blickte auf seine Uhr. »17 Uhr 23. Na klar! Typisch.«

»Was ist typisch?«

»Der Versuch mich umzubringen, 17 Uhr 23, verstehen Sie?«

»Äähhh – nein? Sollte ich?«

»Na, die 23. Müssten Sie doch kennen«.

Seine Stimme wurde leiser.

»Sie wissen doch was ich meine, die D r e i u n d z w a n z i g!«, -wisperte er. »Sie haben das doch alles in Ihrem Buch drin!«

»Wie bitte?«

»Na, hören Sie mal, ich weiß doch wer Sie sind. Sie haben doch dieses Buch geschrieben. Sie sind doch der Autor von ›Der Fluch der weißen Kugel‹?« Ich schaute ihn wohl ziemlich fassungslos an und er fuhr fort. »Das ganze Buch ist doch codiert. Ich habe im Internet Geschichten darüber gelesen und dann recherchiert. Ich bin auch ein Eingeweihter, wissen Sie. Wir können offen sprechen. Ich habe alles herausgefunden.«

»Was herausgefunden?«

»Na zum Beispiel die Geschichte vom ›Golf auf anderen Planeten‹, die deutet doch an, dass sich die Erde bald über außerirdischen Besuch freuen darf, was im letzten Kapitel noch einmal bestätigt wird. «

Seicht öffnete seine Kladde, die auch einige ausgedruckte Texte enthielt.

»Ich darf mal aus einem Newsboard zitieren:

›Also dann, am 23.5. um 11 Uhr‹, ruft mir Mulligan zu. So steht es in der aktuellen Ausgabe, aber in der ersten, mittlerweile verschollenen Originalschrift wurde das exakte Datum der Landung Außerirdischer mit dem 23. 5. 2001 angegeben!

Der Magnat im Kapitel ›Alte Golfclubs‹ wird als jener Adam Weishaupt identifiziert, der am 1. Mai 1776 den Geheimbund der Illuminaten und 1906 den Deutschen Golfverband gründete.

Auf S. 230 (23 und 0!) schreibt er: ›(…) und Sie beginnen, sich für das Geheimnis zu interessieren.‹ Welches Geheimnis meint er, fragen sich manche Leser. Die ›18 Bahnen des Golfsports‹ (S. 226) erklärt der Autor in einem buddhistischen Kontext, was von Verschwörungstheoretikern eindeutig als falsche Fährte angesehen wird, die der Autor legen musste, weil er ahnte, dass er als Medium bereits zu viel verraten hatte. Das Kapitel ›Ein letztes Geheimnis‹, das Golf als Geschicklichkeitsspiel beschreibt, wirkt trivial, gibt aber den Hinweis, dass es ein letztes Geheimnis gibt!«

Seicht schaute mich erwartungsvoll an. Ich schaute zurück.

»Und? Was hat das mit der 23 zu tun?«

Seicht holte tief Luft. Verschwörerisch beugte er sich zu mir.

»Ich weiß doch, in welchem Club ich bin. Ich weiß doch, was der Manni Mulligan treibt. Was meinen Sie, warum ich hier bin? Das Mysterium des Golf enthüllt sich durch die 23. Und wenn es Eingeweihte gibt, dann hier. Ich verstehe nicht, warum Sie so tun, als würden Sie das alles das erste Mal hören?«

»Weil ich es das erste Mal höre. Aber was hat das Mysterium der 23 mit dem Golfsport zu tun?«

»Bobby Jones hat 1923 sein erstes Major, die US Open, gewonnen. Der Golfclub Magdeburg wurde 1923 gegründet. Die erste Swiss Open fand 1923 statt. Miriam Burns gewann 1923 die Women‘s Western Golf Championship im Alter von 23 Jahren! Die Bonzo Dog Zigarettenkarte von 1923 wurde gerade bei ebay für 23,95 versteigert.«

Er schaute mich triumphierend an.

»Ein Birdie und ein Par an einem Par 3 ergibt kabbalistisch eine 23! Unser Platz hat ein Par 72. Drei unter Par, eine 69, ist dreimal 23, klar? Ein reguläres Par 5, aus dem Blickwinkel der Tarotkarte des »Gehenkten« (Bahn vom Grün zum Abschlag betrachtet) besteht aus zwei Putts und drei Fairwayschlägen, das gibt: 23. HA! Die Quersumme aller Golfbälle der Welt ist 23, was auch dem traditionellen Loft eines Eisen 3 entspricht.«

Dagobert Seicht blickte mich mit seinen vorstehenden Augen an. Seine dünnen Künstlersträhnen waren am Schädel angeklebt. Er schnupperte mit der Nase wie eine Ratte. In dem Moment dachte ich, er sei irregeworden.

»Sie schauen mich an, als würden sie denken, ich sei irregeworden. Na gut, was halten Sie hiervon: Der große Förderer dieser Golfanlage, unser Magnat Senator Grösius, behauptet, er würde am 23.10.2006 sterben. 18 gespielte Bahnen und danach fünf Hefeweizen ergibt?«

»Schon klar: 23!«, kam ich ihm zuvor.

»Na, sehen Sie.« Jetzt schaute er mich gütig an, als hätte ich irgendetwas verstanden.

»Gut«, sagte ich, »und was bedeutet das alles für Sie?«

»Ich kann Ihnen das zusammenfassend vortragen.«

Er schlug seine Kladde auf, blätterte einen Moment und fand dann die gesuchte Seite. Seicht begann:

»Golf ist ein Virus, der zu schweren Suchterscheinungen führt und dabei ist, das Wirtschafts- und Kulturleben auf diesem Planeten nachhaltig zu zerstören.

Die Außerirdischen sind bereits gelandet, haben Präsident Kennedy ermordet und übernahmen die Regierung der USA. Natürlich auch die Wallstreet. Diese außerirdischen Plünderheuschrecken, die von einem kleinen Planeten in der Nähe des Sirius stammen, überfallen seitdem ein Land nach dem anderen mit dem Ziel, das Wirtschafts- und Kulturleben auf diesem Planeten zu zerstören.

Die einzige Schwäche, die Plünderheuschrecken haben: Sie spielen gerne Golf (amerikanische Präsidenten!) und sie sind nicht immun gegen den Golfvirus, was eine Chance birgt, den Planeten zu retten, denn Golf macht süchtig, dann blöde und dann depressiv. Damit könnte man sie schlagen. Wir sind nicht alleine. Von irgendwoher kommt Hilfe.«

»Sehr interessant«, sagte ich.

»Nun, was halten Sie davon, Sie haben doch das Buch geschrieben!«

Plötzlich kam mir eine Idee.

»Dagobert, ich darf Sie doch Dagobert nennen?«

Er nickte erwartungsvoll.

»Ein Schlüsselroman ist verschlüsselt, sonst wäre es kein Schlüsselroman.« Ich schaute ihn freundlich an. »Es gibt Mysterien und Geheimnisse, die sich um das Golfspiel ranken. Kennedy und die Monroe sind die beiden bipolaren Koordinaten. Die YabYum-Energie der beiden bekanntesten Amerikaner ihrer Zeit verbannte schreckliche Kräfte in den unterirdischen Gewölben des Pentagon. Beide wurden ermordet. Das Biest wurde entfesselt. Seitdem regiert das große Tier und überzieht die Welt mit Krieg. 666 … Sie wissen schon.«

Ich spürte, wie es Seicht schauderte. Er war dem Geheimnis auf der Spur.

»Ein Schlüsselroman hat einen Schlüssel«.

Er nickte.

»Der ist verborgen«.

»Wo?«

Etbin näherte sich unserem Tisch.

»Etbin, zahlen!«, rief ich, worauf er zur Kasse zurückging.

»Dagobert, ich habe schon zu viel gesagt. Sie wissen schon zu viel.«

Er schob sich dicht an mich heran.

»Sie müssen schweigen«, flüsterte ich, »es ist gefährlich! Schweigen Sie! Das Mysterium ist nah. Warum glauben Sie, haben sich so viele Kräfte in Bauernburg versammelt?«

Er zuckte die Schultern. Etbin war auf dem Weg zu uns.

»Der Teich an der 14 wird von Mulligan bewacht! Tief unten wohnen Geheimnisse, die nicht gehoben sein wollen. Die 14!«, wisperte ich heiser. »Kabbalistische Quersumme fünf! Zweimal 14 ist 28 minus fünf ist?«

»23«, hauchte Seicht fassungslos.

»Genau!«

Etbin stand am Tisch, mit dem Kassenzettel in der Hand.

»Des warren denn de Pasta, wo se gestern nicht bezahlt haben und zwei vonne große Flasche Wasser, macht 18 Euro.«

»Ich übernehme noch die Drinks von Herrn Seicht«, sagte ich.

»Das wärren dann zwei Zitronelimonad, zusamme fünf Euro, macht 23 Euro.«

Ich schaute Seicht tief in die Augen, während ich Etbin 23 Euro in die Hand drückte. »Stimmt so, der Rest ist für Sie!«

Seicht saß stumm da. Sein Mund stand offen. Etbin verbeugte sich. Er hatte meine Art von Humor schon öfter genossen.

Nachdem ich wieder zu Hause war, war ich nervlich bereits etwas angefressen. Aber dann passierte mir die nächste Schote, die mich in jene dramatischen Zustände katapultierte, von denen in diesem Buch die Rede ist.

Liebevoll streichelte ich meine Persimmon-Schläger, dachte nicht lange nach, telefonierte mit dem Club und meldete mich für das Turnier am nächsten Tag an, das trotz großer Hitze stattfinden sollte. Es folgte eine unruhige Nacht.

(c) by Eugen Pletsch 2006

Babbelfisch und Quäknöle

Man wird älter. Meine Haarschneidefachfrau meint, meine Haare werden immer dünner. Und ich immer dicker.

„Seit einiger Zeit stehen meine Haare so merkwürdig in die Luft,“
„Das macht die trockene Luft und Ihre feinen Spitzen.“
„Manchmal sehe ich schon aus wie der Seehofer, nachdem ihn ein FDP-Mann an den Arsch gepackt hat.“
„Ach“, sagt sie. „Politik schaue ich gar nicht mehr. Man kann ja doch nichts machen.“
Ich nicke, weshalb sie mit der Schere fast mein Ohr erwischt.
„Aber alles wir teuer, besonders das Bauen“, fährt sie fort. „Eine Kundin von mir hat für eine halbe Million gebaut. Und nicht mal unterkellert!“
Über Preise schimpfen – das ist mein Lieblingsthema:
„Seit wir den Euro haben, verdienen wir die Hälfte, zahlen aber für alles das Doppelte…“
„Wobei man doch allgemein sagt, dass das nur gefühlt wäre?“
Sie schüttelt den Kopf, als kämen ihr an diesem Gefühl langsam Zweifel auf. Dann erzählt sie weiter:
„Wir waren in Bad Nauheim zum Essen. Nichts Besonderes, aber das Schnitzel kostete 9,90 Euro! Das sind doch fast 20.- Mark. Das hätte doch früher niemals jemand bezahlt…“.
Wasser auf meine Mühlen.
“Und der kleine Beilagen-Salat, der im Club immer DreiMarkfuffzich gekostet hatte, ist unter vier Euro nicht mehr zu haben!“
Nachdem sie mich von meiner Seehoferschen Rübezahl-Matte befreit hatte, fuhr ich zu meinem Lieblings-Italiener, der ein Türke ist.
Auch der ist auf die Bundesregierung schlecht zu sprechen. In Immobilien in Deutschland zu investieren, wäre ein großer Fehler gewesen, meinte er. Bald wäre nichts mehr irgendwas Wert.
„Und dann die blöden Griechen, die mit 45 in Rente gehen…“.
„Angeblich haben die griechischen Eliten 600 Milliarden unversteuert in die Schweiz geschafft…“,werfe ich ihm genüsslich über den Tresen.
Das regt ihn noch mehr auf und wir haben richtig schöne Weltuntergangsstimmung, während ich meine „Pizza Toscana“ inhaliere.
Bei Cappuccino denke ich nach. Hat mein Leben einen Sinn? Was mache ich?
Soll ich wirklich weiterhin irgendwelchen Blödsinn schreiben, den ohnehin kaum jemand versteht?
Oder sollte ich nicht lieber etwas erfinden, was auch in Krisenzeiten nährt.
Vielleicht sollte ich Hörgeräte verkaufen!
Viele Leute hören schlecht und können Dialoge nicht mehr richtig verfolgen, zum Beispiel wenn sie am Clubtresen stehen.
Mir geht es oft so, dass ich von manchen Leuten schwer verstanden werde. Ich sage etwas, und sie hören etwas ganz anderes. Da wäre es doch besser, wenn sie gar nichts hören würden. Ich will Vieles auch nicht hören. Dummes Gebabbel verklebt die Nervenbahnen, besonders auf dem Golfplatz.
Also müsste man ein Hörgerät haben, das dummes Gebabbel neutralisiert. Das wäre nicht schlecht, oder?
Das Hörgerät müsste so konstruiert sein, dass jedes Mal, wenn gewisse Leute das Maul aufmachen ein kurzer Warnton erklingt und dann setzt entspannende Musik ein, die mit Subliminal-Befehlen unterlegt ist:
„Ich bin ruhig – ganz ruhig – Ruhe. Was immer der da labert – ich bleibe ruhig..“
So was in der Art und dazu schöne Herzschrittmacher-Musik im 4/4 Takt, die Puls und Blutdruck senkt.
Mein Hörgerät wäre so ähnlich wie der „Babelfisch“ aus Douglas Adams „Per Anhalter durch die Galaxis“, der im Ohr wohnt und jedwede Sprache des Universums sofort übersetzt. Ich würde mein Hörgerät deshalb „Babbelfisch“ nennen, weil es dummes Gebabbel ausblendet.
Auch meins. Ja, besonders meins! Ich wette: Mit einem Hörgerät, das mein Gebabbel ausblendet, könnte ich ein Vermögen machen! In unserem Club würden  fast alle Leute sofort zahlen, schätze ich. Ich werde mal darüber nachdenken.

Ansonsten befasse ich mich an diesem windigen, grauen Tag mal wieder meinem Golfer-Bestimmungsbuch.
Ich habe das Thema irgendwann schon mal erwähnt, bin damit aber noch nicht viel weiter gekommen.
Es gelingt mir einfach nicht, alle Schläger-Typen in ein plausibles Ordnungssystem zu integrieren. Zuletzt überlegte ich, Golfer nach ihrer Lautstärke und der Art der Geräusche, die sie von sich geben, zu ordnen. Mittlerweile glaube ich, dass auch der Inhalt des Gesagten, neudeutsch „Soundcontent“, eine Rolle spielt.
Sicher ist: Alles hängt irgendwie zusammen, die Lautstärke, der Klang, der Inhalt und der Schwung. Ein Beispiel gefällig?
Nehmen wir eine „Hanseatische Quäknöle“. Paradebeispiel dafür wäre Spielführer Hein Küppers, Protestant, 53 Jahre, Handicap 12,1, Steuerklasse1 (worüber er sich ärgert, weil ihn die Scheidung genug gekostet hat).
Wie man in allen Klubs (mit K!) zwischen Bremerhaven und Kiel weiß, ist er mit einer nasalen Lautformungsfähigkeit begabt, die seine quäknöligen Kommentare unter jedem Wind durchfliegen lassen.
Noch bevor Spielführer Hein Küppers seinen PS-Dampfer auf dem Clubparkplatz zum stehen gebracht hat, nölt er bereits durch die geschlossene Windschutzscheibe Direktiven über den Platz. Kaum ausgestiegen wird er den Rest des Tages damit verbringen, die akustische Leitfähigkeit der Atemluft bis zum Anschlag auszulasten, denn er weiß nicht nur alles, sondern er weiß es auch besser. Er kann alles, kennt jeden und er ruft sie alle zu sich: Greenkeeper, Pros, Manager, Servicepersonal und die verschreckte Jugend:
„Na, Jung´ komm du mal her, ja du, min Lütten! Hierher, aber flott …!“

Nur wenn er ein geschlechtsreifes Weibchen sieht, verharrt er für einen Moment in der Alphamännchen-Stellung, wobei er seine Brieftasche im Jackett mit dem Brustmuskel vordrückt. Wenn jedoch das Weibchen ein Mobiltelefon zückt, rennt Hein sofort zum nächsten Klo (auch mit K!).
Das ist ein Reflex. Hein kann nicht anders, was damit zusammenhängt, dass er als Kleinkind manchmal auf dem Töpfchen vergessen wurde, weil sich seine Mama am Telefon festgeratscht hatte. So entwickelte Klein-Hein sein Stimmchen zu einem quäknöligen Organ, mit dem er Telefonkabel zerschneiden konnte. Denn sonst säße er heute noch auf seinem Töpfchen. (Womit ich aber im Umkehrschluss nicht behaupten möchte, dass alle Quäknöler auf dem Töpfchen vergessen wurden.)
Weibchen mit Mobiltelefon lösen bei Hein Küppers grässliche, eruptive Reizdarmsymptome aus, da seine gequälte Seele durch die Kabellosigkeit des „mütterlichen“ Telefons einen Zustand vollkommener Hoffnungslosigkeit erfährt.

Der Worst Case war ein Matchplay, bei dem Hein in die Endrunde gelangte. Sie standen auf dem 18. Grün, das Match war „All square“. Hein’s Gegner hatte seine Partnerin als Caddy dabei. Beim alles entscheidenden Putt stand sie am Grün-Rand und zog ihr Smartphone heraus, worauf der Hein den kurzen Putt zum Sieg vorbeischob. Weil er nicht schnell genug zum Klubhaus rennen konnte, hat er sich dann auch noch eingeschissen, der arme Kerl.
Trotzdem: Obwohl Hein quäknölt, ist und bleibt er ein wichtiges Mitglied unserer (Golf)gesellschaft. Meint zumindest sein Therapeut, der meines Wissens kein Golf spielt.

Textauszug aus „Achtung Golfer! – Schlägertypen in Wald und Flur

Rayma – eine Tantra-Golfgeschichte

Golfer sind Mystiker und somit anfällig für die wundersamen Offenbarungen, die sie hinter jedem brennenden Dornbusch vermuten, in den sie ihren Ball geschlagen haben.

In kindlicher Naivität wird jeder Firlefanz ausprobiert, der angeblich dem Schwung dient oder verspricht, das Psychodrama, das sich bei den meisten Golfern zwischen den Ohren abspielt, zu lindern.

Golfgurus mühen sich mit Büchern und Videokassetten, den Untergang des Abendlandes heraus zu zögern und immer wieder dringt die messianische Botschaft von dem einen, neuen ultimativen Driver, der unser Leben verändern wird, in die Umkleidekabinen und erfüllt die Herzen verzweifelter Slicer und dröger Hacker mit neuer Hoffnung.

Geradezu mittelalterlich ist der Aberglaube unter uns Golfern bezüglich Zaubertränken, magischen Ritualen und geheimnisvollen Amuletten und Armbändern. Eine geradezu schmerzhafte Dummheit in der heutigen Zeit der Aufklärung, könnte man meinen. Aber jetzt kommt meine kleine Geschichte vom Rayma-Armband:

Ich begegnete Paul Lawrie bei der 1999 SAP / Deutsche Bank Open und er half mir bei einer kleinen Tombola-Aktion für meinen Heimatclub in den schottischen Highlands, der sich fast alle schottischen Spieler, sogar Monti, und etliche andere Tour Spieler anschlossen.

Als Paul Lawrie 1999 die Open gewann, dachte ich natürlich, es wäre gutes Karma, aber bald begriff ich, daß es etwas mit dem Armband mit zwei goldenen Kügelchen zu tun haben musste, das er am rechten Arm trägt.

Eine weitere interessante Begegnung war Matt. Matt ist Vertreter für Golfartikel. Als ich ihn kennen lernte, war er ein müder, grauer Mann, der auf der verzweifelten Suche nach seinem Golfschwung mürrisch über die Fairways stolperte und dabei eine Menge Eisen seiner Herstellerfirma in Teiche und Wälder warf. Ein Mann, dessen Divots weiter als seine Bälle flogen, kurz: ein Mann, wie du und ich.
Letzten Sommer traf ich Matt wieder: Ein braungebrannter, lebenslustiger Kerl, der mittlerweile in der Clubmannschaft spielte. Auf dem Grün lochte er alles, er schlug seine Bälle lange und gerade, aber noch bemerkenswerter war die etwa 23 Jahre jüngere Dame, die er mir als seine Lebensgefährtin vorstellte. Charmant und lebensfroh stand sie mit Matt auf dem Grün und ich und andere alte Zausel vergingen vor Neid, wenn sie ihren knusprigen, braunen Arm um Matt legte, um ihn vergnügt zu küssen. Am Arm trugen beide dieses Armband mit den Kugeln und ich fing an, mir darüber meine Gedanken zu machen.

Dann war da noch ein Bursche, den ich im Club beim Sommerfest beobachtete. Ein lauter fröhlicher Zecher, der sich noch in komatösen Zuständen das erste Brutto einheimst und seine Drives selten unter 300 Meter lässt. Die junge Dame an seiner Seite war mit Sicherheit nicht seine Tochter. Kein Vater würde seiner Tochter gestatten, derart üppige Formen so provokant zur Schau zu stellen. Er trug dieses Rayma-Armband und irgendwie wollte ich jetzt auch eins haben.

Dieses Rayma-Armband hat etwas mit Magnet-Therapie zu tun. Auf der Internetseite von Rayma erfahre ich, dass niemand genau weiß, wie Magnettherapie funktioniert, darüber aber viel geforscht wird. Es scheint jedenfalls eine magnetische Anziehungskraft auf junge Dinger zu haben. Rayma-Tantra? Es gibt mittlerweile etliche Beispiele dafür, dass Rayma-Träger ihr – nennen wir es – latentes Potential von Biomagnetismus dynamisch entwickeln.

Douglas Bell vom englischen Institut für Magnettherapie erklärt den Boom, den die Magnettherapie derzeit in den USA erlebt: „Jede Zelle des menschlichen Körpers ist ein elektrisches Feld mit magnetischem Potential“. Wie es scheint, erlebt gerade der Golfer, der in die Jahre kommt, sein eigenes Potential in vollkommen neuer Weise, sinniere ich, während ich eine blonde Beauty anstarre, die gerade im Pro Shop mit einem Burschen, der ihr Opa sein könnte, ein hübsches, goldenes Rayma-Band aussucht.

Es war die Firma Rayma, die das Original biomagnetische Armband entwickelte, das Paul Lawrie, Lee Westwood und Matt tragen. Majorsieger Tom Kite hat es übrigens auch und braucht seit dem diese dicke Brille nicht mehr, mit der er immer wie seine Mutti aussah.

Die Hersteller des Rayma-Armbands empfehlen, das Armband entweder auf dem rechten Handgelenk mit den Polen nach oben, oder am linken Handgelenk mit den Polen nach unten zu tragen. Wenn nach einiger Zeit keine positive Wirkung verspürt wird, sollte das Handgelenk gewechselt werden. Zwischen dem Rayma-Armband und seinem Träger besteht eine Interaktion. Daher ist es nicht empfehlenswert, dasselbe Armband abwechselnd mit jemand anderen zu tragen oder ein bereits getragenes zu verschenken. Die elektrische Ladung, die die Wirkung des Armbands ausmacht, verringert sich mit der Zeit, was mich etwas an den Magnetismus mancher Beziehungen erinnert. Von diesen Armbändern, die in Palma de Mallorca in Raymas eigener Fabrik hergestellt werden, wurden bereits weltweit über 12 Millionen Stück verkauft. Die Rayma-Armbänder findet man in Deutschland in ausgewählten Golfläden, Sportgeschäften und Sexshops.

Leute, ich bin Ende vierzig, Single und will nicht wahrhaben, dass es das schon war. Also, um es kurz zu machen: natürlich habe ich jetzt auch so ein Armband.

Zuerst stellte ich fest, dass es auf Microsoft-Produkte allergisch reagiert, aber wer tut das nicht. Dafür bekomme ich, seit ich das Armband habe, keine Kettenbriefe mehr, meine Bücher laufen saugut und ich habe fünf Kilo abgenommen. Ich kann nicht besser Putten, ärgere mich aber nicht mehr so. Den Ball schlage ich nicht länger als früher, aber ich finde ihn schneller im Wald.

Na, und was Sie jetzt am meisten interessiert: Ja, Sie ist 25 Jahre alt, klug, stilvoll und absolut süß. Sie spielt Golf und sie liebt es, mit mir Golf im Fernsehen anzuschauen. „Jede Zelle in unserem Körper ist ein elektrisches Feld mit magnetischem Potential“, könnte man sagen. Am Arm trägt sie ein kleines goldenes Rayma-Armband.

© by Eugen Pletsch, 2001

Der Bajuwarische Bass-Brummler

Ein Bajuware, der eine „schwere Hypothek“ mit sich herumschleppt, wie der Pfarrer Kneipp einst den dicken Wanst zu bezeichnen pflegte, dröhnt, brummt oder brummelt mit einem durchdringenden Bass, der sich auch gegen den Wind durchzusetzen vermag, weshalb er unter Fachleuten als „Bayrischer Bass-Brummler“ bezeichnet wird.

Er könnte aber auch jedem anderen Volksstamm angehören, solange er als signifikantes Merkmal die mächtige Kiepe vor sich trägt, die in der Fachliteratur (nach einem gewissen F.X. Mayr, der die Mayr-Kur erfand) als „Große Kot-Trommel“ bezeichnet wird. Denken wir dabei an Helmut Kohl, der alljährlich die F.X. Mayr-Kur zelebrierte und sich dabei anstatt mit Regierungsgeschäften lieber mit dem Zerkauen vertrockneter Semmeln befasste, die mit einem Löffel Milch eingespeichelt werden.
Wer also mit solchem Resonanzvolumen ausgestattet ist und in seinem Schwartenhals Stimmbänder trägt, die in den unteren Oktaven schwingen, darf als „Bayrischer Bass-Brummler (Typ 1)“ bezeichnet werden, wobei es in den meisten Golfclubs höchstens einen gibt, der die korrekten Merkmale dieser Spezies auf ideale Weise verkörpert.

Der Bayrische Bass-Brummler ist peinlichst darauf erpicht seine Atzung zu festen Zeiten zu sich zu nehmen. Wer den „Bayrischen Bass-Brummler“ im freien Lebensraum beobachten möchte, sollte sich deshalb während der üblichen Fütterungszeiten, wenn der Bass-Brummler im Clubrestaurant schlürft, schlabbert und säuft, im Rough verstecken, auf einem Par 5 idealerweise ca. 170 Meter rechts vom Abschlag, um dort dem Anblick des mächtigen Burschen entgegenzufiebern.

Cartoon: Peter Ruge



Sein Kommen ist bereits aus weiter Entfernung und selbst bei starkem Gegenwind zu hören, denn wenn sich der Bayrische Bass-Brummler mit mächtigem Gehabe auf dem Abschlag aufbaut, klingt es wie das Summen eines wilden Bienenschwarms, der von einem Bären aufgeschreckt wurde. 

Die Kombination von Kraft und Bauch führt dazu, dass der Bass-Brummler seinen Schläger zu schnell und um Bauch herum schwingt, wodurch er einen deftigen Slice erzeugt, der meist nach 179 Meter vom rechten Fairway-Rand ins Rough rollt. Jetzt können wir den Bayrischen Bass-Brummler aus unmittelbarer Nähe beobachten, wobei wir uns absolut still verhalten sollten, da ihn schon das kleinste Geräusch irritiert. Dann wird er wütend wie ein wilder Bienenschwarm, der von einem Bären aufgeschreckt wurde.

(Ganz anders verhält sich übrigens der Schwäbische Bass-Brummler (Typ 2), der von der Statur meist etwas kleiner ausfällt, noch tiefer brummt und dabei vollkommen nervenfrei von gar nichts aus der Ruhe zu bringen ist. Unbeirrt von den mittlerweile drei Flights am Abschlag hinter ihm, sucht er seinen Ball (bei 169 Metern rechts).

Schwäb. Bass-Brummer (Typ 2) Cartoon: Peter Ruge


Aber zurück zum Bayrischen Bass-Brummler: Durch die Beobachtung aus unmittelbarer Nähe klärt sich auch die unter Golf-Ornithologen häufig diskutierte Frage, wie es denn sein kann, dass der Bayrische Bass-Brummler seinen Ball im Rough stets wiederfindet. Dabei zählt der suchende Bass-Brummler seine Schritte und nach 200 Schritten (was einer Lauflänge von 179 Metern entspricht), findet er meist seinen Ball. Sollte dieser jedoch durch unglückliche Umstände, Wind oder andere Unwägbarkeiten nicht dort liegen, wo er zu liegen hat, macht sich der Bass-Brummler auf die Suche nach seinem Ball. Dabei brummelt er, ohne dass ihm bewusst wäre, was er so von sich gibt: „Humm, Summ, Brumm. Sakrafixluja. Wo isser denn, der Ball, bist Du da, Ball?“

Sein Brummeln überträgt sich dabei je nach Windstärke mindestens so weit über den Platz, wie das hellere Gequake einer „Hanseatischen Quäknöle“. Während es auch für Hobby-Biologen offensichtlich ist, dass das Geschrei von quäknöligen Alpha-Männchen letztendlich dem Weibchen gilt, wird vermutet, dass es sich beim Brummeln des Bass-Brummlers nicht um einen Lockruf handelt. Im Gegenteil: Der Bass-Brummler lebt meist in einer monogamen Beziehung, wobei das Weibchen in der heimischen Höhle die lautere Stimme hat, weshalb der Bass-Brummler entweder nicht oder nur selten zu Wort kommt. Psychologen sehen deshalb im Brummeln des Bass-Brummlers den Versuch, sich selbst davon zu überzeugen, dass es ihn noch gibt. Gleichzeitig hat er seine eigene Form der Weiblichkeit entwickelt, die sich durch das Gebären eines Balles manifestiert, und das geht so:
Wenn der Bayrische Bass-Brummler lange genug im Rough auf- und abgetappst ist ohne seinen Ball zu finden, hält er inne, räuspert sich und furzt. Sollten sich irgendwelche Mitspieler bei der Ballsuche angeschlossen haben, werden sie spätestens jetzt das Feld gegen den Wind räumen. Mit dem Innehalten und Furzen entspannt sich der Bass-Brummler, worauf ein Zweitball herabfällt.
Diesen Zweitball hält er für jene Momente der Not bereit, in denen ein Ballverlust und somit Strafschlag droht. Durch die Entspannung des Leibes löst sich der Ball, der unter einem Fleischlappen seiner fetten Kiepe versteckt war und fällt dezent unter dem weiten Hemd hervor, das der Bayrische Bass-Brummler grundsätzlich über der Hose zu tragen pflegt.
Während kleingeistige Mitspieler diese Handlung eindeutig als Akt des Bescheißens interpretieren werden, weiß der Psychologe, dass der Bass-Brummler seine versteckte Weiblichkeit sucht. Der Bauch zeigt deutlich, dass er den unbedingten Wunsch hat zu gebären und sei es einen Golfball.

Die Zufriedenheit und das Glück im Gesicht des Bass-Brummlers, der seinen frisch geborenen Zweitball freudig begrüßt, können nur mit dem Antlitz einer Mutter verglichen werden, die neuem Leben eine hoffnungsfrohe Zukunft schenkt.

Textauszug aus „Achtung Golfer! – Schlägertypen in Wald und Flur“ von Eugen Pletsch

Das große Zittern

Nachdem Karl-Heinz Schröck anlässlich der Seniorenclubmeisterschaft im GC Bauernburg  von seinem Mitbewerber Max Donar als „breitärschiger Fettsack“ bezeichnet wurde, überkam ihn am alles entscheidenden 18. Abschlag das große Zittern, was sich als kontraproduktiv für den weiteren Spielverlauf herausstellen sollte.
Der in jeder Hinsicht fiese Max Donar konnte die Clubmeisterschaft auf diese Weise für sich entscheiden.

Merke: Bist Du böse und gemein, bringst du die beste Runde rein!
 

Cartoon: Peter Ruge

© by Eugen Pletsch, 2011

Der golferische Offenbarungseid

Nach Corona hat auch die Inflation die Golfclubs erreicht. In den Hungerküchen der Clubrestaurants stehen die Spieler nach dem Turnier Schlange. Jugendliche im Titleist-Styling spielen statt einem ProV1x immer öfter gebrauchte ALDI-Bälle; der Greenkeeper wurde durch ein Schaf namens „Emma“ ersetzt.

Auf dem Bild sehen wir Ex-Banker Dr. Ernst Rombacher, der sich im brutalen Wettbewerb der Vermögensvernichtungsorganisationen verschlissen hatte und Opfer einer „Umstrukturierung“ wurde.

Cartoon: Peter Ruge

Als freier Finanzberater lag er mit seinen Empfehlungen so daneben, wie mit dem Lesen seiner Puttlinien, weshalb er sich entschloss, am Morgen der Clubmeisterschaft öffentlich den golferischen Offenbarungseid zu leisten.

Sein Scotty-Cameron-Putter, sein Cobra-Driver, seine Ping-Eisen und sogar seine Brille stehen zum Verkauf: „Ich kann auch ohne Brille sehen, wo das alles enden wird“, meinte er lakonisch zu seinem Freund Joachim (ehemaliger Ex-Deutsche Bank, Ex-Dresdner Bank, Ex-Commerzbank-Vorstand), als der ihm „um der alten Zeiten willen“ für einen Euro und fünfzig Cent ein paar Tees und einen fast neuen Ball abkaufte.

Frau Luise Rombacher, der schon vor Jahren die Villa, die Limousine, der Porsche, die Wohnung in Marbella und nicht unbeträchtliche Vermögenswerte überschrieben wurde, sieht die Weltlage positiver. Sie hat sich just in dem Moment dem Golfsport zugewandt, als ihr Mann die Waffen streckte.

Zugang zu den Freuden dieser Randgruppensportart verschaffte ihr der südafrikanische Golflehrer Joost Van Deen, der jahrelang alles gevögelt hatte, was nicht schnell genug auf den Bäumen war und der es jetzt etwas ruhiger angehen möchte.

„Luise isse coole Schnecke. Se hat Kohle, große Hütte un ihr Kerl war so ne Golfspinner wo jez Pleite is und abtaucht. Is wie ne große Loos für ne Pro in Deutschland“, wird Joost VanDeen von seinen Freunden zitiert.

Na dann, Luise und Joost, viel Glück, ihr beiden!

© by Eugen Pletsch
 

Lustreise in einen Proshop

Nachdem Finanzoberinspektor Arno Buchmacher dank der stadtbekannten Domina Elke Machnitzke die süßen Qualen eines Masochisten kennen und schätzen lernte, führte sie ihn als Höhepunkt einer gemeinsamen Lustreise in einen Proshop, um die Utensilien ultimativer Demütigung zu erwerben.

Cartoon: Peter Ruge


Arno Buchmacher kannte das Golfspiel bisher nur vom Hörensagen. Rechnungen von als „Charity-Events“ getarnten Golfer-Orgien hatte er bisher stets als nicht absetzbar zurückgewiesen. Die Unverfrorenheit, mit der sich gehobene Einkommensgruppen bei ihren Sauf- und Fressgelagen als Wohltäter feiern ließen, erschütterte den Menschen und Staatsbeamten in ihm zutiefst, zumal er anhand der Abrechnungen sehen konnte, wie wenig tatsächlich für den guten Zweck übrigblieb.
Seine humanistische Weltsicht wurde ihm jedoch von Elke Machnitzke mit wenigen Hieben auf den Allerwertesten ausgetrieben.
„Arno, du wirst jetzt Golf lernen“, befahl ihm Elke. „Irgendwann lassen wir die feinen Pinkel wissen, dass du bei der Steuerfahndung bist. Dann haben wir sie bei den Eiern und wir lassen es uns richtig gut gehen, ja?“
Das rhetorische „Ja?“, das Frau Machnitzke an das Ende ihres Satzes gestellt hatte, konnte Arno Buchmacher nur durch ein kurzes Nicken beantworten, da er zum Zeitpunkt des Gespräches gefesselt und geknebelt war.

© by Eugen Pletsch, 2011

Der Choleriker

Der städtische Verwaltungsbeamte Lothar Uhl war allgemein als gutmütiger Zeitgenosse bekannt. Er war kein Mann der großen Worte. Seine Fähigkeit, während eines Telefonats tief und fest einzuschlafen, betrachteten seine Vorgesetzten als Zeichen besonderer Ausgeglichenheit.

Unruhige Kollegen, zum Beispiel der Kämmerer, der in Anbetracht der Haushaltslage kaum noch Schlaf fand, schauten gerne mal bei Lothar vorbei, „um sich eine Mütze Schlaf abzuschauen“, wie es allgemein hieß.

Bei aller Gemütsruhe galt Lothar Uhl jedoch als Innovator. Seine auf scharfsinnigen Beobachtungen basierende Empfehlung an die Busfahrer der Stadtwerke, erst loszufahren, wenn alle Fahrgäste eingestiegen sind, reduzierte die Unfälle unter Rentnern und sorgte für zusätzliche Einnahmen durch Fahrgäste, was der Nachtruhe des Kämmerers gut tat.

Lothar Uhl hatte ein Hobby, nämlich die Stallhasenzucht. „Der geile Erwin“, wie sein Rammler unter Mitzüchtern respektvoll genannt wurde, war sein ganzer Stolz. Mit dem auf vielen Zuchtleistungsschauen prämierten Erwin verbrachte er einen Großteil seiner Tage und Nächte. Dann, eines Tages – es geschah in Rheda-Wiedenbrück auf einem Rammler-Symposium – brach Erwin aus seinem Reisekäfig aus und sprang in ein Streichelgatter, wo er unter den entsetzen Blicken junger Familien eine Häsin namens Helga bestieg. Helga, die große Hoffnung des Verbandsvorsitzenden Jupp Grösewitz, war die schönste Häsin von Niedersachsen. Man hatte große Zuchtpläne mit ihr, die der geile Erwin gründlich verdarb. Er rammelte das Weibchen derart durch das Streichelgatter, dass die Tauben aufflogen und sich die Meerschweinchen vor Angst im Stroh verkrochen. Und so kam es zum Eklat!
Erwin wurde von künftigen Leistungsschauen gesperrt und Lothar Uhl, der von Erwin menschlich sehr enttäuscht war, setzte den Rammler im Wald aus, woraufhin Erwin bald im Kochtopf einer Familie landete, die sehr hungrig war, weil weder das ARGE-Callcenter noch der für ihren Antrag auf Sozialleistungen zuständige Sachbearbeiter erreichbar waren.

Wie viele andere vereinsamte Gestalten wandte sich Lothar Uhl dem Golfsport zu. Er wähnte darin eine Individualsportart, die er ungestört von Fremdeinflüssen ganz für sich ausüben könnte.

Cartoon: Peter Ruge


Lothar, der schon als kleiner Junge darauf bestanden hatte, im städtischen Sandkasten entweder ganz allein oder gar nicht zu spielen, musste jedoch feststellen, dass ein Golfplatz auch von anderen Spielern genutzt wird. Seiner Gemütsruhe beraubt und durch die Trennung von Erwin verbittert, trat schließlich der dunkle Schatten des Cholerikers aus ihm hervor, der sich all die Jahre hinter seinem bräsigen Wesen verborgen hatte.
Bald war Lothar Uhl bei allen Clubmitgliedern wegen seiner Wutausbrüche gefürchtet. Auch auf der Arbeit wurde seine innere Wandlung besorgt registriert.
Als Lothar Uhl nicht mehr zu halten war, bot man ihm eine Weiterbildung zum Busfahrer an, die er gerne annahm. Jetzt fährt er die Linie vom Stadtzentrum raus, die am Golfplatz vorbeiführt.
Lothar Uhl wurde wie viele andere Golfer depressiv. Seine einzige Freude besteht darin loszufahren, wenn gerade jemand einsteigen will. Die Bustür zu schließen, wenn junge Mütter den Kinderwagen gerade mal halb in den Bus heben konnten, ist seine Spezialität. Dann gluckst er leise, was sein Therapeut gerne als „emotionalen Durchbruch“ bezeichnet.
 

© by Eugen Pletsch, 2011

Der oberhessische Dummbabbler

Seit Aristoteles mit seinem Wanderstab auf dem Weg nach Athen das Gewölle einer Eule ins Meer schlug, die als Begleiterin der Göttin Athena bereits in den Fabeln des Äsop für ihre Klugheit gelobt wurde, gilt die Welt der Golfer als letzte Bastion humanistischer Bildung, was wir bereits in mehreren Folgen unserer kleinen Reihe der „Golfethnologischen Betrachtungen“ ausgeführt haben.

Heute werden wir uns dem „Oberhessischen Dummbabbler“ zuwenden, der sich häufig in kleinen Rudeln von bis zu vier Männchen oder Weibchen aus den Regenwäldern des oberhessischen Berglandes hervorwagt, um – meist friedlich – in den Auen nach Bällen zu suchen, oder um in umliegenden Clubhäusern Atzung zu finden. Sofern sie unter sich sind, babbeln die Männchen dieser interessanten Spezies gerne über ihre Paarungswünsche mit besonders gut entwickelten Weibchen.  Sind jedoch eigene Weibchen im Rudel, meiden die Männchen Gespräche über Paarungsrituale, um die Weibchen nicht auf dumme Gedanken zu bringen.
Sind oberhessische Dummbabbler-Weibchen allein in einem Rudel unterwegs, babbeln sie gerne über gut entwickelte Männchen und andere Weibchen, die nicht dabei sind.
Beim Lauschen der Lockrufe und Balzpfiffe können wir feststellen, dass der „Oberhessische Dummbabbler“ gerne kommuniziert. Dabei scheut er sich nicht, seine Werbung über das Nachbar-Fairway zu schicken, denn schließlich ein gepflegtes Zusammenseins Grundlage jeder Golf-Gemeinschaft.
Das nachfolgende Gespräch wurde von einem Golf-Ethnologen aufgezeichnet, der zwei Dummbabbler sowie einen Bass-Brummler belauschte, den wir bereit in einer früheren Folge vorgestellt haben.
Wie unter Golfern üblich, beginnt das Gespräch am 1. Abschlag mit allgemeinen Befindlichkeiten, um sich dann im Spielverlauf dem mangelhaften Platzzustand zuzuwenden. Spätestens an der 3. Bahn ist geklärt, wer am heutigen schlechten Spiel schuld ist (Greenkeeper, Pro, DGV, Job oder Ehepartner). Ab der 6. Bahn sind die Spieler bereits von Verzweiflung ergriffen und auf der 8. Bahn von vollkommener Resignation erfüllt, weshalb sie auf der 9. Bahn nur noch dem 1. Schoppen am Halfway-House entgegenfiebern können.
Ab der 11. Bahn, nachdem die 3. Flasche geleert wurde, werden die Dialoge enthemmter. Die Dummbabbler-Männchen phantasieren dann häufig vom „Einlochen“ und besonders gut entwickelten Weibchen – wie gesagt – sofern keine eigenen Weibchen im Rudel sind. Leider konnten wir das Gespräch dieser Feldstudie nicht über die ganze Runde verfolgen, da unser Golf-Ethnologe die Arbeit leider nach der 1. Bahn aus gesundheitlichen Gründen abbrechen musste.

Es folgt die Aufzeichnung des Gespräches:
„Moin, die Herrn.“
„Ei Schorsch, lang ned gesehn!“
„Isch konnt wesche meine Hämmoridde lang nät spiele.“
„Ei nee, Hämmoridde soll mer ned uff die leischte Schulder nehme. Und? Iss besser?“
„Des war kein Spass. Isch musst auch bein Neurologe…“
„Wesche Hämoridde bein Neurologe? Ei mach‘ Sache…“
„Der sollt gucke, ob mein Juckreiz nervlich bedingt iss.“
„Hämmoridde nervlich bedingt, was all gibt. Mein Slice is auch nervlich bedingt. Und dann?“
„Jetz hamse wo was abgeschnibbelt. Es juckt halt noch e bissi.“
„Na, dann lasse ma jucke… um was spiele mer heut?“
„Um en Schoppe?“
„Also Männer: wer schläächt ab?“
„Immer der der frääscht“
„Na gut. Jetz klatsch ich die Murmel dorsch de Schallmauer!“

Kalli geht aufs Tee. In einem umständlichen  Bewegungsablauf, der an einen antiken Schlangentanz erinnert, versucht Kalli, die Fragmente eines Rituals zu zelebrieren, das ihm einst von seinem Golflehrer als Pre-Shot Routine eingebläut wurde. Plötzlich, auch für den Ball vollkommen überraschend, schlägt er zu. Selbst Kalli ist überrascht, besonders als er den Himmel erfolglos nach seinem Ball absucht.

Cartoon: Peter Ruge


„Ui, ne? Was warn dess? Wo issnderhin?“
„Ei Kalli, der iss im Wasser.“
„Meinste ned, dass der nochema reingekomme iss?“
„Von wo rein? Ausm Wasser nomma raus, oder wie?

Jetzt schlägt Schorsch. Es folgt ein langer gerader Drive Mitte Fairway, dem er ungläubig hinterherstarrt:

„Wass wa‘n dess? Was hab‘ben ich ebbe falsch gemacht? Hab dir den gesehn? Kerzegrad!“
„Ei wo gibt’s dann sowas? Hast vielleicht schepp gestande? Ist eigentlich gar net dein Schlasch, so gradaus uffs Fairway.“
„Unn, was iss, Heinz? Wird das heut noch was?“

Behäbig erklimmt der Brummler den 1. Abschlag. Sein Blick sucht am Horizont nach einem angemessenen Ziel. Es folgt ein wuchtiger Hieb, der den Ball scharf nach rechts ins Gekräckel treibt. Dorthin zieht es auch die Prostata des Bass-Brummlers und nachdem Kalli seinen 3. Ball gespielt hat geht jeder seiner Wege, was von Lautmalereien in allen Lagen begleitet wird.

„Was suchst‘n?“
„Ei, mein Ball.“
„Isch glab, so lang war der net.“
„Der muss hier doch lije.“
„Lieschter abber net. Gugge ma da hinne“.
„Ei, so kurz.“
„Haste mein gesehen.“
„Vielleicht im Bunker.“
„Schau dir dess ema an: Hamm de Bunger net gerecht und dafür zahl ich das viele Geld.“
„Na, die Grüns sin doch noch schlimmer. „
„Da sind die Greenkeeper dran schuld, die aale Faulenzer. Da resch ich mich schon gar net mehr auf.“ „Gugge mal, wie die da am Schubbe hocke und grinse. Die sinn doch all besoffe.“
„Ne, des is doch de Achmed und de Hammed. Die derfe doch net saufe, die Mullahs.“
„Das sinn doch alles Schläfer von de alKaida. Seit die unser abendländisch Grün mähe, geht bei mir kein Ball mehr rein.“
„Da kann ebbes dran sein.“
„Wo issn de Heinz?“
Laut: “Wo steckste dann, Heinz!“
Es dröhnt ein basstiefes Fluchen aus dem Wald.
Zum Schorsch: „Alles klar, de Heinz brummt – de Heinz lebt“.

Endlich erreichen sie das Grün, wo sich der Bass-Brummler bei seinem Putt schließlich so verliest, dass sein Ball aus acht Metern ins Loch fällt. Die Begeisterung ist groß:

„Ei guggde ma, jetzt zieht uns de Heinz des Tangahös‘sche stramm…!“

Bei dem Gedanken, dass einer der Herren einen String-Tanga tragen könnte, kollabierte der Golf-Ethnologe und musste seine Aufzeichnungen beenden. Durch das Club-Sekretariat konnte jedoch rekonstruiert werden, dass Heinz, Schorsch und Kalli nicht viel länger als fünfeinhalb Stunden unterwegs waren, weshalb sie in ihrem Club als „Der flotte Dreier“ bezeichnet werden.


 
© by Eugen Pletsch, 2011