Grötschmanns Katze

An einem windigen, regennassen Tag trug Grötschmann seine Katze zu Grabe.
Grötschmann – Ihr erinnert Euch? In den ersten Jahren waren wir keine engen Freunde gewesen, höchstens Fairway-Gefährten. Heinz Grötschmann hatte damals eine besondere Stellung inne. Er war der einzige offiziell bestallte Zuhörer in einem deutschen Golfclub. Lange bevor wir mit ihm im GC Bauernburg den „Golftherapeutischen Pflegedienst“ gründeten, sammelte er bereits Erfahrungen in der Kunst des Zuhörens.

Golfer-Geschwätz ertragen ist die höchste Form der Vipassana-Meditation. Kaum einer weiß, was Heinz Grötschmann in seiner Zeit als aktiver Zuhörer für seinen Club – und die Menschheit – geleistet hat.

Jesus mag für unsere Sünden gestorben sein, aber Heinz Grötschmann hat alle unsere Sünden mit uns erlitten, egal ob verschlagene Drives oder 15 cm-Putts, die unaufmerksam und leichtfertig am Loch vorbeigeschoben der Mannschaft den Klassenerhalt kosteten. Selbst die lautstarken Siegertypen und Brüllochsen mit Bierschaum vor dem Mund ertrug er gelassen.

Üblicherweise ist es doch so:  Kommt jemand nach einem Turnier und fragt, wie man gespielt hat, will der das doch gar nicht wissen. Sie wollen doch nur selbst erzählen, wie toll oder grauslig sie gespielt haben. Hören kaum einen Moment zu, nicken kurz und fallen dir dann ins Wort. Hat jemand grottenschlecht gespielt, hebt das vielleicht noch die eigene Stimmung, aber sonst – wozu dieses endlose Gesülze? – nein danke. Könnte man sagen.

Aber Grötschmann hat sich alles angehört, hat die Leidenden aufgerichtet und mit einem Wort der Aufmunterung gestreichelt, hat die wirre Verzweiflung der Schwung-Gläubigen zum Weg der Erkenntnis geführt und war stets bereit, auch Gästen zuzuhören, die im Club niemanden kannten, der bereit gewesen wäre, ihren Tragödien und Triumphen zu lauschen.
Zum Ausgleich für diese unsägliche Geduld erhielt Heinz, der es nach seiner Scheidung nicht mehr so Dicke hatte, die Möglichkeit, seinem geliebten Golfsport in diesem Club kostenfrei nachzugehen, so wie dann später bei uns in Bauernburg. Wie ich bereits in ‚Golf Gaga‘ schrieb:

„Für den herzensguten Grötschmann war Golf eine kultische Handlung und er selbst sah sich als Diener einer launischen Göttin, die ohne Unterschied auf Rang und Ansehen belohnte und strafte, was seinem Verständnis von Gerechtigkeit entsprach.“

Ein Geheimnis, das kaum jemand kennt (und das ich auch in den Geschichten vom Golfclub Bauernburg in Achtung Golfer! geflissentlich zu erzählen vermied, betrifft die Existenz von Grötschmanns Katze. Die Katze hieß ‚Semikolon‘, er rief sie Sem. (Nicht Sam!)

Wer länger Golf spielt weiß, dass unser Spiel ein Paradoxon ist.

So wie Schrödingers Katze. Das Paradoxon von Schrödingers Katze besteht darin, „dass dem Gedankenexperiment nach eine Katze mit den Regeln der Quantenmechanik in einen Zustand gebracht werden könnte, in dem sie gleichzeitig „lebendig“ und „tot“ ist, und in diesem Zustand verbleibt, bis die Experimentieranordnung untersucht wird. Die gleichzeitig tote und lebendige Katze würde erst dann eindeutig auf „lebendig“ oder „tot“ festgelegt, wenn man sie beobachtete, also eine Messung durchführte. Das widerspricht der Anschauung und Alltagserfahrung mit makroskopischen Systemen.“ (Wiki)

Meines Wissens wurde das Paradoxon von ‚Schrödingers Katze‘ wissenschaftlich nie geklärt, aber Grötschmanns Katze hat dieses Paradoxon auf wundersame Weise gelebt. ‚Semikolon‘ war da und war nicht da, weshalb sie in „Achtung Golfer!“ auch nicht erwähnt wird – obwohl sie da war. ‚Semikolon‘ hatte eine rotbraune Farbe. Im Film „Inside Llewyn Davis“ spielt sie in einer Nebenrolle die zweite (falsche) Katze, die der Protagonist des Films, gespielt durch Oscar Isaac, irrtümlich eingefangen hatte, um sie den Besitzern zurückzugeben.

(Die erste Katze im Film war eine Katze, die zweite ein Kater, den ‚Semikolon‘ so überzeugend darstellte, dass alle am Set klatschten. ‚Semikolon‘ wurde übrigens zum Casting zusammen mit Marcus Mumford über London eingeflogen, was gewisse Komplikationen mit sich brachte, weil Mumford eine Katzenallergie hat.

Gitarren-Freaks sollten den Film allein schon wegen der 1925er Gibson L1, einer ‚Robert Johnson-Gitarre‘ unbedingt anschauen, die die Coen-Brüder (Produzenten) in ‚Norman’s Rare Guitar‘ gekauft hatten. Für Golfer ist der Film weniger interessant, es sei denn, sie sehen im Golfsport einen Weg der Bewusstseinserweiterung an. Dann könnten sie (Stichwort Ballverluste vermeiden durch ‚Vipassana‘) lernen, wie man Fenster und Türen bewusst im Auge behält, um Katzen am Davonlaufen zu hindern.

Grötschmann hielt es jedoch anders mit ‚Semikolon‘. Sie war eine freie Katze. Sie kam und ging. Man wusste nie, ob sie da war oder nicht. Golfplatzbetreiber erlauben Hunde auf ihrem Platz, aber einen Hinweis, dass Katzen willkommen wären, habe ich noch nie gesehen. Habe ich überhaupt jemals eine Katze auf einem Golfplatz gesehen? Ich kann mich nicht erinnern. Vielleicht sah ich einst eine Katze auf Mäusejagd, da wo sich das Fairway an einem Dorfrand entlang schlängelt, zum Beispiel auf der 12. Bahn des Golfclubs Attighof. Da könnte ich einer Katze begegnet sein, aber der Fuchs, der auf einem Nordhessischen Platz wohnt oder die Waschbären in Lich sind mit präsenter.

Von ‚Semikolon‘ wusste ich, dass sie oft mit Grötschmann auf dem Platz unterwegs war. Oder auch nicht, denn ‚Semikolon‘ war da und nicht da. Kaum eine Sekunde zu sehen, höchstens ein sandbraunes Huschen im Augenwinkel, wenn man sich sicher war, dass sie diesmal NICHT mitgegangen war. Aber habe ich ‚Semikolon‘ jemals gesehen?

„Da oder nicht da, wer soll das wissen?“ antwortete Grötschmann irgendwann auf meine Frage nach der Katze.

„Ist nicht alles, was wir wahrnehmen ohnehin nur ein Gedankenexperiment?“

Und nun ist sie tot. Grötschmann weigerte sich, Semikolon‘ dem Abdecker zu überlassen. Er grub ein Loch, dort auf dem Platz, wo ihr Grab keinen Golfer stören würde. ‚Schrödingers Katze‘ mochte tot oder nicht tot sein, Grötschmanns Katze verstarb an einem windigen, regennassen Tag. Eindeutig, sie war mausetot.

Am Abend saß Heinz Grötschmann im Clubhaus am Kaminfeuer und trauerte. Dann stand er auf um sein Leben zu verändern. Ich ging mit ihm, keine Ahnung wohin.

 (c) by Eugen Pletsch

Wie es bei mir begann..

Mein Weg in die Golfsucht…

Es war an einem Sonntag in Luxemburg vor mehr als 30 Jahren. Kurz nach 12 Uhr muss es gewesen sein, denn wir tranken bereits einen Malt. Jim, mein schottischer beinah-Schwiegervater, stellte sein Glas auf den Gartentisch, nahm einen Golfschläger, setzte einen Ball auf einen kleinen Stift und schlug einen Golfball in Richtung der Wiese hinter dem Haus.
Da war niemand außer ein paar Kühen. Die Kühe schauten nicht mal auf, als Jim den Ball schlug. Offensichtlich wussten sie bereits, dass Jim sie nie treffen würde. Der Ball flog nur ein paar Meter, dann verschwand er im dichten Gras. Jim ärgerte sich und schlug noch einen Ball. Der flog dann etwas weiter und Jim lächelte listig.
Irgendetwas faszinierte mich an dem, was er da machte. Deshalb wollte ich es auch mal probieren. Er gab mir seinen Schläger, zeigte mir wie man ihn hielt und so versuchte ich nach dem Ball zu schlagen. Ich traf ihn nicht. Vermutlich um mir Mut zu machen, sagte Jim, er wäre Linkshänder. Die Schläger wären also für mich falsch rum. Das war mir egal. Es war wirklich egal, denn als ich später Schläger für Rechtshänder bekam, traf ich zunächst auch keinen Ball.

Das ist nun mal so. Zumindest bei den besonders talentierten Spielern. Ein weniger talentierter Spieler trifft den Ball meist gleich zu Anfang. Dann denkt er – oder sie – das Spiel wäre ganz einfach, verliert den Respekt und entwickelt sich kaum mehr weiter. Alle guten Spieler haben großen Respekt vor dem Golfspiel, aber auch sie kommen nie wirklich weiter. So geht das bis in die Weltklasse. Irgendwo hapert es immer. Da triffst du endlich deine Eisen, prompt fliegen die Drives ins Aus. Und kriegst du die Drives auf die Bahn, dann verlässt dich dein Putter. Man sagt, das Golfspiel sei unbesiegbar. Niemand hat das Spiel jemals gemeistert. Höchstens Bernhard Langer! Der spielt nach wie vor wie von einem anderen Stern, was mich vermuten lässt, dass er tatsächlich von einem anderen Stern ist. Aber darauf komme ich an anderer Stelle noch zurück.

Dass ich mittlerweile seit mehr als 30 Jahren Golf spiele, wundert mich selbst am meisten, denn eigentlich bin ich ein keltischer Barde. Ich erzähle gerne Geschichten, zumindest so lange, bis man mich an den Baum bindet. Bevor ich Jim traf, war ich Straßensänger. Dass ich weder singen noch besonders gut Gitarre spielen konnte, war kein Problem. Ich hatte trotzdem Geld im Gitarrenkoffer, weil ich den Leuten Geschichten erzählte. Ich begann irgendeinen Song, zum Beispiel einen Talking Blues von Bob Dylan, aber dann quasselte ich über dies und das, über Gott und die Welt. Die Leute schauten, blieben stehen und warfen Geld in meinen Koffer.

Jahre später, als ich das Golfspiel kennenlernte und danach süchtig wurde, reiste ich als Handelsvertreter durch Deutschland. Jeden Abend war ich an einem anderen Golfplatz und lernte so die deutsche Golf-Szene kennen. Zu dieser Zeit waren Golfer meist sportlich ambitionierte Menschen aus gesellschaftlichen Schichten, die als „Establishment“ bezeichnet wurden. Fremde Gäste im Club wurden noch mit Handschlag und einem „Gestatten, Dr. Soundso…“ begrüßt – um in meinem Fall sofort zu erkennen, dass ich weder den Stallgeruch noch das Einkommen hatte, um mir mehr als ein paar Stunden Übungszeit auf der Driving Range zu erkaufen – und selbst für diese Gunst musste ich mit der Clubsekretärin noch heftige Sträuße ausfechten. Die einstigen Gentlemen des deutschen Golfsports, die mich zu mancher Satire anregten, haben mein (mittlerweile etwas abgestandenes) Bild vom deutschen Golfer geprägt – wobei ich den weitgehend niveauvollen Umgang dieser Zeit bisweilen etwas vermisse.

Aber ich trauere dem nicht nach, denn ich war damals ein vogelfreier Barfußgolfer, ein Außenseiter, der um Spielmöglichkeiten betteln musste. Die Erkenntnis, dass ich selbst der Prototyp des neuen Golfers war, wurde mir erst Jahre später bewusst.
GOLF! Ich wollte nur spielen! Intellektuell unbelastet wie eine Tontaube und vollkommen golfverrückt taumelte ich – tatsächlich häufig barfuß – über die Fairways, so man mich ließ.

Schließlich begann ich, über meine Zeit als clubfreier Golfer zu schreiben.
Mein erstes Buch „Der Weg der weißen Kugel“, eine Mischung aus Fakten und Fiktionen, wurde signifikant für meine Art des Schreibens.
‚Surreale Golf-Satire‘ oder wie man das bezeichnen möchte, war eine neue und bis dahin unbekannte Stil-Form im Golf-Genre. Zum Glück wurde „Der Weg der weißen Kugel“ sehr erfolgreich und entwickelte sich im Lauf der Jahre (ähnlich wie Bernhard Langer) zum Klassiker.

Ende der 1990er Jahre ging es dann auch bei mir mit dem Internet los. Auf meiner Website Cybergolf.de veröffentlichte ich regelmäßig eine Kolumne, die zuerst ‚Golf Gaga‘, dann ‚Golfnotizen‘, und später nur noch als ‚Notizen von Eugen Pletsch‘ in der Golf-Szene bekannt wurde.
Es folgten Kolumnen in Golf-Zeitschriften. Ich machte das, was man heutzutage bloggen nennt und war vermutlich Deutschlands erster Golf-Blogger. (…)

Soweit ich aus Zuschriften weiß, sind meine Leser meist Menschen, die von diesem Spiel wirklich fasziniert sind, aber einen anderen als nur technischen Zugang zum Golf suchen. Für diejenigen schreibe ich am liebsten, denn wer sich wirklich mit Golf beschäftigt, entwickelt allein schon als Überlebensstrategie jene Art von Humor, die man braucht, um an meinen Texten Gefallen zu finden.

PS: Der Begriff Barfußgolfer bezieht sich auf den Satz „Wir brauchen viel mehr Barfußgolfer!“ mit dem Jan Brügelmann, 1982 bis 1994 Präsident des Deutschen Golfverbandes (DGV), den Golf-Kommentator Carlo Knauss zitierte. Barfußgolfer im Sinne von volksnah, öffentlich zugänglich, nicht länger elitär. Mittlerweile gibt es viele, auch preiswerte Optionen, dieses sonderbare Spiel zu erlernen.

(c) by Eugen Pletsch

Dieser Text erschien in meinem Buch „Notizen eines Barfußgolfers„, das neben einer Auswahl Golf-philosophischer Betrachtungen und praktischen Tipps auch stille Hinweise auf das mystische Geheimnis dieses eigenartigen Spiels enthält.

Der Weg der weißen Kugel (Tao Yin)

Zur Erinnerung, warum wir auf dem Golf-Weg tun, was wir tun…

Golf ist eine Wanderung, alleine oder mit Freunden, ein Weg zur Wahrnehmung dessen, was hinter den 1000 Dingen liegt. 

Golf ist nichts Besonderes.
Aber wir können etwas Besonderes daraus machen, bis wir merken,
dass wir nichts Besonderes brauchen.
Golf ist ein Geschicklichkeitsspiel an der frischen Luft.
Gut für die Gesundheit.

Zielspiel
Der Golfball wird mit einem Schläger zu einem Ziel geschlagen.
Dabei fliegt der Ball nicht immer so, wie er sollte.
Doch selbst Anfänger können höchste Freuden erfahren,
wenn ihnen das Glück einen Treffer gewährt.

Anfangen
Es ist nicht die Kraft, die den Ball fliegen lässt.
Das Geheimnis liegt im Rhythmus und der Leichtigkeit.
Um das zu verinnerlichen können Monate vergehen. Oder Jahre.
In dieser Zeit fliegt der Ball selten und häufig nicht an die gewünschten Stelle.
Aber bereits ein Zufallstreffer genügt und die Seele jubelt in stolzer Herrlichkeit.

Lernen
Wen das Spiel will, den holt es sich.
Wer das Spiel achtet, den ehrt es.
Golfspieler darf sich nennen,
wer die Wiederholbarkeit eines Schlages in die gewünschte Richtung
mehrfach unter Beweis gestellt hat.
Den Golfschwung vermittelt ein Golflehrer.
Wenn der gut ist, vermittelt er auch das Golfspiel.
Es gibt auch sehr gute Golflehrerinnen!

Demut
Der Ritt auf dem schäumenden Wellenkamm des Glücks
ist meist nur von kurzer Dauer.
Bereits der nächste Schlag kann den Ball in den Abgrund
und den Spieler zur Verzweiflung treiben.
Deshalb meinen nicht nur Philosophen, Golf erziehe zur Demut.

Rhythmus
Ein gelungener Golfschlag ist eine fließende Bewegung.
Sie nährt den Spieler erfüllt sie/ihn mit Energie.
Doch eine Golfrunde kann nicht immer fließen.
Gehen, stehen, schlagen, bewegen, warten.
Manchmal lange warten.
Es ist, wie es ist. Entspannung hilft, wenn der nächste Schlag gelingen soll.
Alles hat seinen Rhythmus, auch wenn es nicht so scheint.

Die Etikette
Es gibt eine Golf-Etikette.
Sie regelt das Verhalten der Spieler auf dem Platz.
Die Etikette gilt für alle.
Sie erfordert Disziplin und Aufmerksamkeit.
Eine gute Konzentrationsübung.

Regeln
Es gibt Regeln, die definieren, wie man das Spiel spielen kann.
Kann, nicht muss.
Faustregel: Wer im Alltag alles geregelt hat,
sollte es aus „Privatrunden“ mal ohne Regeln probieren.
Wer nichts geregelt bekommt, dem bieten Golfregeln eine Struktur.

Die Ausrüstung
Jeder tut, was er tun muss:
Der Jäger ölt seine Büchse,
der Fischer ordnet die Schnüre,
der Reiter bürstet sein Pferd.
Der Golfer putzt seine Schuhe
und reinigt seine Schläger.

Nerven
Gelingt es schließlich, den Ball häufiger zu treffen,
melden sich prompt die wirren Stimmen des Geistes.
Das Spiel wird dann zu einer Frage der Nervenkraft.
Es reift die Erkenntnis, dass Golf „zwischen den Ohren“ gespielt wird.
Wer diese Hürde nimmt, begreift, dass Golf ein Strategiespiel ist.

Rasenschach
Die Bahnen auf dem großen Freilandschachbrett
sind mit möglichst wenigen Zügen zu meistern.
Den Finten und Fallen der Golfplatzarchitekten auszuweichen
erfordert Mut, Glück und spielerisches Geschick.
Wer Schach nicht mag, treibt seinen Ball einfach nur vor sich her
und freut sich, wenn er ihn wieder findet.
Wer sucht, lässt andere durchspielen.

Annehmen
Das Spiel macht, was es will. Es lässt sich nicht besiegen.
Manchmal gelingen Golfschläge, meist gelingen sie nicht.
Die Natur sorgt für zusätzliche Dramen.
Die Annahme dessen was passiert,
ist der Schlüssel zur Freude am Spiel.
Wer sich lieber ärgert,
darf den Tag trotzdem genießen.
Golf hat für alle eine Überraschung parat.

Drei Chancen
Die Chance zu scheitern ist groß, sich zu ärgern noch größer.
Wer dennoch bereit ist, „den Ball zu spielen, wie er liegt“,
bekommt eine Ahnung von dem,
was die alten Schotten den „Spirit of the Game“ nannten.
Das ist die dritte Chance!

Aufmerksamkeit!
Eine von Respekt geprägte Wahrnehmung des Spiels
und der Mitspieler (Etikette),
sowie das „Schnuppern der Blumen am Wegesrand“
sind essenzielle Bestandteile des Golfspiels.

Die Kunst des Scheiterns
Wem die Golfgöttin einen perfekten Treffer gewährt,
der erfährt höchste Wonnen.
Doch nur selten ist uns mehr als ein solcher Schlag pro Runde vergönnt.
Auch tausendfach geübte Schläge werden immer wieder misslingen.
Dann ist das Ergebnis zu akzeptieren.
Mit dem Scheitern zu wachsen,
daran geht kein Weg vorbei,
wenn er weiter gehen soll.

Klarheit
Golf braucht klare Gedanken und Entscheidungen.
Die innere Unruhe des Spielers besänftigt sich im Ritual des „Ballansprechens“.
Rechts der Wald, links das Wasser, vor uns die Bahn.
Wie liegt der Ball?
Von welcher Stelle lässt sich das Grün optimal anspielen?
Mit welchem Schlag, mit welchem Schläger und wohin genau?
Für Fortgeschrittene wird das Spiel zum stillen Präzisionshandwerk.

Loslassen
Der Spieler nimmt den Stand ein,
greift den Schläger und richtet sich auf das Ziel aus.
Alle äußeren Einflüsse werden ausgeschaltet,
„wenn und aber“ sind vergessen.
Aus der Ruhe fließt der Schwung, fliegt der Ball.
In einer flüssigen Bewegung „geschieht“ der Schlag
und manchmal ist es der richtige.

Selbstvertrauen
Golf „passiert“, wenn unser Wünschen und Wollen verebbt.
Wer sich zurücknimmt und seinem Schwung vertraut, kann zulassen.
Echtes Selbstvertrauen erwächst, indem wir unserem Selbst vertrauen.
Dadurch entstehen Fragen:
Wer bin ich, warum stehe ich hier
und was ist mein Ziel?

Jetzt
Das Fairway ist der Weg, das Grün Ziel,
das Golfspiel eine Erfahrung des Seins.
Doch sein wahres Wesen ist kein Mythos.
Es ist und bleibt ein Geschicklichkeitsspiel an der frischen Luft,
gut für die Gesundheit.

Nachwort
Nicht jede/r sieht im Golf einen Erkenntnisweg.
Wer nur Spaß will, oder sich ärgern will
oder beides will, kann auch ALLES haben!

Unser Mantra:
Bunker rechen, Pitchmarken ausbessern, Divots zurücklegen, flüssiges Spiel – das ist der Weg der weißen Kugel!

(c) by Eugen Pletsch