Wie es bei mir begann..

Mein Weg in die Golfsucht…

Es war an einem Sonntag in Luxemburg vor mehr als 30 Jahren. Kurz nach 12 Uhr muss es gewesen sein, denn wir tranken bereits einen Malt. Jim, mein schottischer beinah-Schwiegervater, stellte sein Glas auf den Gartentisch, nahm einen Golfschläger, setzte einen Ball auf einen kleinen Stift und schlug einen Golfball in Richtung der Wiese hinter dem Haus.
Da war niemand außer ein paar Kühen. Die Kühe schauten nicht mal auf, als Jim den Ball schlug. Offensichtlich wussten sie bereits, dass Jim sie nie treffen würde. Der Ball flog nur ein paar Meter, dann verschwand er im dichten Gras. Jim ärgerte sich und schlug noch einen Ball. Der flog dann etwas weiter und Jim lächelte listig.
Irgendetwas faszinierte mich an dem, was er da machte. Deshalb wollte ich es auch mal probieren. Er gab mir seinen Schläger, zeigte mir wie man ihn hielt und so versuchte ich nach dem Ball zu schlagen. Ich traf ihn nicht. Vermutlich um mir Mut zu machen, sagte Jim, er wäre Linkshänder. Die Schläger wären also für mich falsch rum. Das war mir egal. Es war wirklich egal, denn als ich später Schläger für Rechtshänder bekam, traf ich zunächst auch keinen Ball.

Das ist nun mal so. Zumindest bei den besonders talentierten Spielern. Ein weniger talentierter Spieler trifft den Ball meist gleich zu Anfang. Dann denkt er – oder sie – das Spiel wäre ganz einfach, verliert den Respekt und entwickelt sich kaum mehr weiter. Alle guten Spieler haben großen Respekt vor dem Golfspiel, aber auch sie kommen nie wirklich weiter. So geht das bis in die Weltklasse. Irgendwo hapert es immer. Da triffst du endlich deine Eisen, prompt fliegen die Drives ins Aus. Und kriegst du die Drives auf die Bahn, dann verlässt dich dein Putter. Man sagt, das Golfspiel sei unbesiegbar. Niemand hat das Spiel jemals gemeistert. Höchstens Bernhard Langer! Der spielt nach wie vor wie von einem anderen Stern, was mich vermuten lässt, dass er tatsächlich von einem anderen Stern ist. Aber darauf komme ich an anderer Stelle noch zurück.

Dass ich mittlerweile seit mehr als 30 Jahren Golf spiele, wundert mich selbst am meisten, denn eigentlich bin ich ein keltischer Barde. Ich erzähle gerne Geschichten, zumindest so lange, bis man mich an den Baum bindet. Bevor ich Jim traf, war ich Straßensänger. Dass ich weder singen noch besonders gut Gitarre spielen konnte, war kein Problem. Ich hatte trotzdem Geld im Gitarrenkoffer, weil ich den Leuten Geschichten erzählte. Ich begann irgendeinen Song, zum Beispiel einen Talking Blues von Bob Dylan, aber dann quasselte ich über dies und das, über Gott und die Welt. Die Leute schauten, blieben stehen und warfen Geld in meinen Koffer.

Jahre später, als ich das Golfspiel kennenlernte und danach süchtig wurde, reiste ich als Handelsvertreter durch Deutschland. Jeden Abend war ich an einem anderen Golfplatz und lernte so die deutsche Golf-Szene kennen. Zu dieser Zeit waren Golfer meist sportlich ambitionierte Menschen aus gesellschaftlichen Schichten, die als „Establishment“ bezeichnet wurden. Fremde Gäste im Club wurden noch mit Handschlag und einem „Gestatten, Dr. Soundso…“ begrüßt – um in meinem Fall sofort zu erkennen, dass ich weder den Stallgeruch noch das Einkommen hatte, um mir mehr als ein paar Stunden Übungszeit auf der Driving Range zu erkaufen – und selbst für diese Gunst musste ich mit der Clubsekretärin noch heftige Sträuße ausfechten. Die einstigen Gentlemen des deutschen Golfsports, die mich zu mancher Satire anregten, haben mein (mittlerweile etwas abgestandenes) Bild vom deutschen Golfer geprägt – wobei ich den weitgehend niveauvollen Umgang dieser Zeit bisweilen etwas vermisse.

Aber ich trauere dem nicht nach, denn ich war damals ein vogelfreier Barfußgolfer, ein Außenseiter, der um Spielmöglichkeiten betteln musste. Die Erkenntnis, dass ich selbst der Prototyp des neuen Golfers war, wurde mir erst Jahre später bewusst.
GOLF! Ich wollte nur spielen! Intellektuell unbelastet wie eine Tontaube und vollkommen golfverrückt taumelte ich – tatsächlich häufig barfuß – über die Fairways, so man mich ließ.

Schließlich begann ich, über meine Zeit als clubfreier Golfer zu schreiben.
Mein erstes Buch „Der Weg der weißen Kugel“, eine Mischung aus Fakten und Fiktionen, wurde signifikant für meine Art des Schreibens.
‚Surreale Golf-Satire‘ oder wie man das bezeichnen möchte, war eine neue und bis dahin unbekannte Stil-Form im Golf-Genre. Zum Glück wurde „Der Weg der weißen Kugel“ sehr erfolgreich und entwickelte sich im Lauf der Jahre (ähnlich wie Bernhard Langer) zum Klassiker.

Ende der 1990er Jahre ging es dann auch bei mir mit dem Internet los. Auf meiner Website Cybergolf.de veröffentlichte ich regelmäßig eine Kolumne, die zuerst ‚Golf Gaga‘, dann ‚Golfnotizen‘, und später nur noch als ‚Notizen von Eugen Pletsch‘ in der Golf-Szene bekannt wurde.
Es folgten Kolumnen in Golf-Zeitschriften. Ich machte das, was man heutzutage bloggen nennt und war vermutlich Deutschlands erster Golf-Blogger. (…)

Soweit ich aus Zuschriften weiß, sind meine Leser meist Menschen, die von diesem Spiel wirklich fasziniert sind, aber einen anderen als nur technischen Zugang zum Golf suchen. Für diejenigen schreibe ich am liebsten, denn wer sich wirklich mit Golf beschäftigt, entwickelt allein schon als Überlebensstrategie jene Art von Humor, die man braucht, um an meinen Texten Gefallen zu finden.

PS: Der Begriff Barfußgolfer bezieht sich auf den Satz „Wir brauchen viel mehr Barfußgolfer!“ mit dem Jan Brügelmann, 1982 bis 1994 Präsident des Deutschen Golfverbandes (DGV), den Golf-Kommentator Carlo Knauss zitierte. Barfußgolfer im Sinne von volksnah, öffentlich zugänglich, nicht länger elitär. Mittlerweile gibt es viele, auch preiswerte Optionen, dieses sonderbare Spiel zu erlernen.

(c) by Eugen Pletsch

Dieser Text erschien in meinem Buch „Notizen eines Barfußgolfers„, das neben einer Auswahl Golf-philosophischer Betrachtungen und praktischen Tipps auch stille Hinweise auf das mystische Geheimnis dieses eigenartigen Spiels enthält.

Mein FALK-Projekt

(Kein Golfbuch!)

Mein FALK-Projekt enthält den bisher unveröffentlichten Text „Die Göhrder Mörder Fahrt“ von Helmut Salzinger (über unsere Wanderung durch den Göhrder Forst), Briefe von Helmut und Mo Salzinger sowie zwei biografische Texte von mir: „Helmut Salzinger – der Mann, der seinen Fernseher aus dem Fenster schmiss“ und  „Den Falk im Nacken“.

Cover: Siggi Demand

Bevor ich Helmut Salzinger persönlich kennenlernte, hatte ich bereits von ihm gehört. Ab 1973 schrieb er unter dem Pseudonym ‚Jonas Überohr‘ Kolumnen für das Hamburger Musikmagazin Sounds, das ich gelegentlich las. In den frühen 1980er-Jahren  zog sich Salzinger dann aus dem Kulturbetrieb zurück, siedelte im Hadelner Land in einem Dorf namens Odisheim und gründete mit seiner Frau MO einen Verlag. Sie zogen in ein altes Bauernhaus auf einem langen Streifen Land und starteten Ihr Projekt ‚HEAD FARM Odisheim‘. Alsbald trafen sich dort Literaten, Philosophen und Künstler, die in den Jahren 1984–87 unter anderem die Literaturzeitschrift FALK erstellten. FALK erreichte auch die Redaktion einer Alternativzeitschrift, für die ich tätig war und ich blätterte gerne in den Heften mit dem erdfarbenen Umschlag. Wir lernten uns kennen und wurden enge Freunde – bis zu seinem Tod.

Nachdem Salzingers Buch „Der Gärtner im Dschungel“ im Frühjahr 2019 neu veröffentlicht wurde, spukte mir der Gedanke durch den Kopf, ein bisher unveröffentlichtes „Logbuch“ aus seiner Feder (über unsere gemeinsame Wanderung durch den Göhrder Forst) zu veröffentlichen. Theo Köppen hatte „Die Göhrder Mörder Fahrt“ einmal bei einer Lesung an der Kalten Buche  vorgetragen, ansonsten ist der Text weitgehend unbekannt. In meinem Archiv fand ich außerdem noch ein paar Postkarten und Briefe von Helmut und MO.

Dieses Material habe ich um zwei biografische Texte ergänzt: Der Text Helmut Salzinger – der Mann, der seinen Fernseher aus dem Fenster schmiss war bereits in dem Buch HUMUS veröffentlicht worden, einer Hommage seiner Freunde an Salzinger, die nach seinem Tod erschien.

Und in der Zeitschrift querFALK hatte ich vor Jahren einen Beitrag mit dem Titel Den Falk im Nacken veröffentlicht. Dieser längere biografische Text handelt von meiner Odyssee durch die Subkultur der Jahre 1960 bis 1990 und zum Ende hin von meiner Begegnung mit Helmut Salzinger und der Gruppe 60/90, weshalb ich diese zwei Texte am Anfang und am Ende des Buches nochmal vorstelle, selbst wenn sich inhaltliche Überschneidungen ergeben.

Das war der Stand der Dinge im Frühjahr 2020. Dann kam Corona. Eine große Pause folgte, bis mir die Hessische Kulturstiftung ein Stipendium gewährte, das es mir ermöglichte, dieses Projekt unter dem Titel „Mein FALK-Projekt“ zu veröffentlichen.

Wer das Büchlein (Softcover) kaufen möchte, kann es für EUR 9,99 im Buchhandel oder direkt bei ePubli bestellen.

Die Redaktionsgeisha

Nicht unbedingt ein Golfbuch, aber….

„Die Redaktionsgeisha“ ist die von Peter Ruge illustrierte Fassung meines vergriffenen Buches „Banalanga„, einer surrealistische Satire aus der Welt der Naturheilkunde. Die Texte „dieser vergnüglichen Lektüre für Golfer und Nichtgolfer“ entstanden zwischen 2009 und 2012 als satirische Kolumnen für ein Heilpraktiker-Magazin und schildern die seltsamen Erlebnisse eines Golfers in der geheimnisvollen Welt eines Naturheilkunde-Verlages.

Schließlich habe ich in der Branche ca. 10 Jahre gearbeitet…
Es ist kein „Golf-Buch“ (wobei sich das Thema Golf dezent durch die Kapitel zieht), ist aber auch keine Verarsche der Naturheilmittel-Branche, deren bester Kunde ich bin.

Das Buch ist insgesamt ziemlich schräg. Wenn manche Leser meinen Humor nicht kapieren oder von mir Fachbücher zum Golfspiel erwarten, dann muss ich damit leben. Aber „surreale Grotesken“ heißt: Keine Wissenschaftsabhandlung, weder über die Naturheilkunde noch über den Golfsport!
Nein, die Kapitel bestehen meist aus Dialogen mit der Azubine Anke, der einzigen Person in dem Verlagshaus, die den ziemlich durchgeknallten Protagonisten leiden kann und mit ihm redet.

Zum Inhalt: 
Ein Golfspieler, der in seiner Jugend zu viele psychedelische Substanzen geschluckt hat und nun glaubt ziemlich erleuchtet zu sein, leidet unter „Boreout“. Um unter normale Menschen (Nicht-Golfer) zu kommen und um seiner kompletten Verblödung als Golfer vorzubeugen, folgt er der Empfehlung seiner esoterischen Nachbarschaftsberaterin Frau Liebeseel und betritt das ungewohnte Terrain geregelter Arbeit. In einem von Frauen dominierten naturheilkundlichen Verlagshaus bewirbt er sich als „Marketingspezialist“, mutiert aber schnell zum Haus-Faktotum und wird schließlich die REDAKTIONSGEISHA.

Meine Satire „Die Redaktionsgeisha“ (BOD  ISBN: 9783750417014) wird bei Bestellungen direkt bei BOD versandkostenfrei verschickt! Ansonsten überall im Online,- und Buchhandel erhältlich, Preis: EUR 14,99, als eBook für EUR 5,99. 228 Seiten, mit 10 Farb-Illustrationen von Peter Ruge.