Bootcamp für Siegertypen

Wer sich für die nächste Golf-Saison Ziele gesteckt hat, sollte an sich arbeiten und ein Training im Bootcamp für Siegertypen besuchen!

An sich arbeiten heißt jedoch nicht nur, am Schwung und kurzen Spiel feilen oder das Putten perfektionieren. Wer sich in dieser Saison als Sieger – möglichst als Mehrfachsieger – in die Club-Annalen eintragen will, sollte praktizieren, was ich als Visualisierungskonzept zur Entwicklung des Siegertyps bezeichne.

Wie ich dazu kam? Freunde, die mich länger kennen, können sich durchaus noch daran erinnern: Einst war ich ein zitterndes Häufchen Elend und acht bis zehn gestrichene Löcher bei einem Turnier waren schon eines der besseren Ergebnisse. Dann begann ich mit virtuellem Box-Training. Besonders die Sequenz, wenn der Gegner KO am Boden liegt und ich die Arme zum Sieg hochreiße, habe ich häufig trainiert.
Meine Schlägerkopfgeschwindigkeit hat sich dadurch von 75 auf 80 erhöht!
Dieses virtuelle Sieger-Training für Boxer habe ich dann für das Golfspiel adaptiert, was aber in meinem Buch „Endlich einstellig!“ noch nicht erwähnt wird. Darin habe ich nur den „Goldmedaillen-Trick“ vorgestellt, mit dem ich mich einst auf Siegerkurs brachte: Ich hatte mir damals fünf Schoko-Goldtaler gekauft, sowie schwarzrotgoldenes Stoffband, das ich der Grabsch-Kiste eines Sportgeschäftes fand. Mit einem dünnen Draht habe ich die Schokomedaillen durchbohrt und daran die Bänder befestigt. Das Ergebnis waren drei richtig leckere Goldmedaillen.
(Ja, nur noch drei, zwei hatte ich in der Nacht gefressen, aber drei Medaillen reichten vollkommen aus).
Täglich küsste ich die drei Goldmedaillen, was eine beträchtliche Wirkung auf mein Selbstbewusstsein ausübte. Der Rest ist Geschichte: Ich wurde Senioren-Clubmeister und hatte danach noch einige ordentliche Netto-Ergebnisse, bis mich der dauerhafte Genuss von Schokotalern etwas aus der Bahn warf…aber das ist ein anderes Thema.

Es ist also nicht nur die Arbeit am Schwung, am Körper und an der mentalen Verfassung, die uns weiterbringt!
Nach meinem Visualisierungskonzept zur Entwicklung des Siegertyps (in uns) üben wir, uns inder Siegerpose zu sehen!
Wir trainieren den großen Moment, den wir körperlich und akustisch zum Ausdruck bringen.

Wer einen entscheidenden Putt einlocht und seinen Ball dann still und bescheiden aus dem Loch klaubt, wird es nicht weit bringen.

Ein Schrei, wie YES! Tschakka! UHHHAAAA! – oder ein lautes, lang gezogenes JAAAAAAAAA sorgt für Atmosphäre und versetzt unsere Mitbewerber in Angst und Schrecken.

Golfclubs mit fortschrittlichen Trainingsprogrammen bieten bereits Bootcamps für Siegertypen an, in denen man/frau in kleinen Gruppen Siegerposen übt. Acht in Combat-Camouflage gekleidete Senioren, die am Rand eines Grüns gemeinsam JAAAAAA brüllen, sind ein beeindruckendes Schauspiel. Meist wird dazu die triumphierende Faust gehoben – wobei die ausgestreckte Hand bei ausgetrecktem Arm (besonders in den neuen Bundesländern) auch sehr beliebt ist.

Das Aufwärmen beginnt mit zwanzigmal BECKERFAUST pumpen. Dabei stellen wir uns vor, wie der Ball ins Loch läuft, worauf wir aus der schrägen Körperhaltung (Vorsicht Bandscheibe!) die Faust hochzureißen, um sie einem imaginären Gegner (unserem schwachen Ich, unserer Angst) in den Bauch zu rammen. Aus der Tiefe unserer Eingeweide lassen wir dabei ein tiefes raubkatzenartiges JAAAAAA-Grollen ertönen, aber nicht zu tief aus den Eingeweiden, sonst geht der Schuss nach hinten los.Der Siegertyp  Cartoon: Peter Ruge

Sitzt die BECKERFAUST und der Körper ist ordentlich aufgewärmt, trainieren wir die Torero-Stellung, Seve Ballersteros‘ Siegerpose. Dazu reißen wir die Faust nicht nur in die Siegerpose hoch, sondern wir schütteln sie gleich mehrfach, begleitet von einem dreifachen YES – YES – YES. (Danach das Innehalten nicht vergessen, bei dem wir unsere Mitbewerber, zumindest im Matchplay, mit einem Ausdruck der Verachtung strafen)

Als Nächstes folgt der Tanz des José María Olazábal, der sich dereinst beim Ryder Cup auf den Grüns mächtig ins Zeug legte. Die kurzen Tanzschritte der erweiterten Version kann Ihnen jeder erfahrene Golflehrer zeigen, sofern Sie ihn besoffen machen.
Mit dieser Schrittfolge tanzen zum Beispiel auch Neu-GolferInnen zum Sieger-Podest, wenn sie zum 3. Netto der Gruppe C aufgerufen werden.

Schließlich üben wird den Hale Irwin Run, wie er ihn anlässlich der 1990 US Open zelebrierte. (Wer keine Zeit hat etwas über Hale Irwin zu erfahren, kann auf 2:23 vorspulen…). Dieser Rundlauf um das Grün nach einem entscheidenden Putt sollte auf Trainingsrunden immer wieder geübt werden – selbst wenn der Putt nicht gefallen ist!

Vier Spieler, die auf dem Grün im Kreis rennen, vermitteln dem unbedarften Zuschauer jene Ready-Golf-Dynamik, die man im Golfsport bislang vergebens suchte. Das Rennen auf und um die Grüns sorgt außerdem für eine Beschleunigung des Spiels – nachfolgende Flight werden es Ihnen danken. Übrigens: Der Hale Irwin Run ist aber auch nützlich, wenn Sie ein Hund verfolgt – oder (bei Popstars) ein Fan.

Zum Schluss – ganz deutlich für alle – was NICHT geht: Absolut Tabu auf dem Grün – zumindest für SpielerInnen der AK 65 – ist der Miro Klose-Salto!
Und im Matchplay gilt die Blutgrätsche in den Putt des Mitbewerbers als ausgesprochen unsportlich.
Aber diesem Thema werden wir uns ausführlicher widmen, wenn ich mir das demnächst mal wieder das Thema „Etikette“ vornehme …

Mit nahkampfsportlichen Grüßen

Ihr /Euer

Eugen Pletsch