Intro aus Achtung Golfer – Schlägertypen in Wald und Flur
Golf ist ein Zielspiel! Nicht jeder, der ein Golfbuch aufschlägt, weiß das, und selbst Alt-Golfern ist diese Idee nicht immer präsent. Ein Ball wird mit einem Golfschläger von einem Abschlag über das Fairway auf ein Grün getrieben, um ihn dann in ein kleines Loch zu schubsen – das klingt einfach, ist es aber nicht, denn der Golfschwung ist eine äußerst komplexe Angelegenheit.
Obwohl wir theoretisch vierzehn Schläger benutzen dürfen, um die Bälle auf verschiedene Flugbahnen zu schicken, kennen wir Amateure nur zwei Schlaglängen: zu lang oder zu kurz. Zu lang fliegt der Ball in den Wald, zu kurz ins Wasser, was üblicherweise zu Wutausbrüchen und schließlich zu dumpfer Resignation führt.
Der Ball fliegt meist anders als er soll und manchmal fliegt er gar nicht. Nur dann, wenn der Spieler entnervt aufgeben möchte, segelt die weiße Kugel plötzlich wie von Zauberhand durch die Lüfte und lächelt freundlich. Sofort wird der Spieler von einem intensiven Glücksgefühl erfasst und beschließt, seinem Sport treu zu bleiben, woraufhin sich der Ball beim nächsten Schlag in einen Abgrund verabschiedet.
Hobby-Philosophen meinen, der Golfweg erziehe zur Demut, während Psychiater in diesem Zusammenhang eher von Masochismus sprechen. Trotzdem: Irgendwann synchronisieren sich die verschiedenen Schwungfehler zu einer Art Golfschwung. Es gelingt, den Ball häufiger zu treffen, bis der Golfschwung urplötzlich wieder »verloren geht«, was den Golfer dann zu der klassischen golfphilosophischen Frage führt:
»Wer bin ich, warum bin ich hier, und warum tue ich mir das an?«
Da sich das Spiel als unbesiegbar erweist, heißt es, Glück und Unglück lägen in der Hand der Golfgötter. Erfahrene Spieler wissen jedoch, dass es nur einen Golfgott gibt, und der ist eine Frau! Ihren Lieblingen offenbart die Golfgöttin ihr Geheimnis in seiner ganzen Fülle. Wer von ihr erhört wird, findet Erleuchtung und genießt die Freuden dieses Spiels. Aber nur für eine Weile, denn die Golfgöttin ist eine launische Diva, so grausam wie ungerecht. Wer dabei dennoch den Humor behält, behält auch seinen Ball. Zumindest manchmal.
(c) by Eugen Pletsch, Bild: Klaus Holitzka