Ladies Day!

Seit Maria Stuart von Schottland selbst zum Schläger griff, zeugen viele Beispiele von den besonderen Fähigkeiten der Damen im Golfsport.

Golf ist für viele Frauen eine wunderbare Gelegenheit, dem männlichen Geschlecht zu zeigen, dass es nicht um Kraft geht, sondern um Geschicklichkeit, Köpfchen und mentale Stärke. Frauen spielen meist sehr elegant, und mit einem Minimum an Krafteinsatz erzielen sie ein Maximum an Schlägen. Dabei entdecken sie auch die kommunikativen und modischen Freuden dieses Spiels. Golf kann so schön sein, wenn sich frau auf der Runde sechs Stunden lang ungestört unterhalten darf. Ich hatte einige Male den Vorzug, hinter einem Ladies-Day-Turnier spielen zu dürfen, und war fasziniert, wie die Damen selbst schwierigste Lagen immer wieder gemeistert haben. Wenn nicht beim ersten, dann beim nächsten oder übernächsten Schlag. Alles kann, nichts muss, lautet das Credo dieser weiblichen Swinger-Nachmittage. In dem Zusammenhang stelle ich mir oft die Frage, warum sich Frauen immer noch den absurden Golfregeln einer Männergesellschaft unterwerfen? Regeln braucht man vielleicht beim Fußball, beim Golf sind sie vollkommen unsinnig. Warum, zum Beispiel, wird ein Schlag gezählt, wenn der Ball gar nicht getroffen wurde? Viele Frauen machen gerne mal einen Luftschlag. In dieser Bewegung liegt viel Anmut und Ästhetik. Und warum gelten Bälle als verloren, nur weil sie nicht da sind, wo sie sein müssten? Nach Jahrhunderten patriarchalischer Unterdrückung sollte sich eine moderne Frau keinen Strafschlag anrechnen lassen, nur weil ein Ball nicht zu finden ist. Da gilt es, sich vom herrschaftlichen Diktat zu lösen. Ganze Völkergruppen, besonders aus dem asiatischen und romanischen Kulturraum, haben diesen emanzipatorischen Schritt längst vollzogen, lassen kleinkrämerische Erbsenzählerei hinter sich und notieren nur noch die gelungenen Schläge.

Ich plädiere auch für die Abschaffung des Damen-Abschlags, diesem traurigen Relikt einer diskriminierenden Männergesellschaft. Frauen brauchen keinen Damenabschlag, zumal sie beim Golfen erhebliche Vorteile haben: Weniger ausgeprägte Muskeln sorgen dafür, dass eine Frau mehr schwingt und weniger Kraft einsetzt. Da Frauen meist kleiner als Männer sind, können sie besser unter hängenden Ästen herausspielen. Zwar fehlt ihnen etwas Beschleunigungsweg, folglich haben sie auch eine geringere Schlägerkopfgeschwindigkeit, aber dafür fliegt der Ball auch nicht so weit ins Aus. Weniger Kraft in den Unterarmen sorgt dafür, dass frau in schwierigen Lagen den Kopf benutzt, bevor sie zuschlägt.

Cartoon: Peter Ruge

Eine Golflehrerin meinte, dass große Brüste beim richtigen Schwingen behindern, was ein Nachteil wäre: »Die Drehbewegung und der Hub der Arme können hierdurch beeinträchtigt werden und zu Problemen führen, den Golfschwung technisch korrekt auszuführen.« Dazu muss ich sagen: Für uns Männer ist das noch schwieriger! Meine Umfrage unter Golfern ergab, dass 90 % aller Männer nicht mehr in der Lage sind, den Golfschwung technisch korrekt auszuführen, wenn sie Frauen mit großen Brüsten sehen. Deshalb: Weg mit dem Damenabschlag! Logisch, oder?

Übrigens, meine Herren, auf ein Wort: Manche Machos und Alpha-Tierchen unter uns meinen immer noch, hinter einem Damen-Vierer drängeln zu müssen. Ich kann Sie nur bitten, Gentlemen zu bleiben oder endlich zu werden! Es gehört zur Etikette, oder ist zumindest internationale Gepflogenheit, dass sich ein Damen-Flight nicht dann weiterbewegt, wenn alle geschlagen haben, sondern erst dann, wenn der Satz beendet wurde, den eine Spielerin eigentlich noch sagen wollte, bevor sie durch den Schlag ihrer Mitspielerin unterbrochen wurde. Sonst kann frau sich ja überhaupt nicht mehr unterhalten!

Manche Männer bezeichnen eine Damenrunde als »Krötenwanderung« und sind der Ansicht, dass »die Weiber auf dem Platz überhaupt nichts zu suchen haben«.

Aber, aber, meine Herren! Ist das der Ton, den Gentlemen anschlagen? Ich würde eine Dame niemals als vollkommen desorientierte, trainingsfaule und arrogante Ziege bezeichnen, nur weil sie – aus männlicher Sicht – nie trainiert, traumatisch langsam spielt und sich weigert, durchspielen zu lassen. Warum auch?

Zeit ist etwas sehr Relatives – und wir wissen alle, welche der Damen um den Sport bemüht sind und welche Spielpartnerinnen vom Engel der Finsternis gesalbt wurden, um das Fairway, samten glänzend im goldenen Licht der Abendsonne, zu einem verdammten Jammertal werden zu lassen.

Als Kavalier alter Schule darf ich Ihnen, meine Damen, doch einen Rat geben: Wenn Ihr Mann mitspielt und Sie dessen ewige Besserwisserei nicht mehr ertragen können, dann nehmen Sie das Sandeisen, denn es hat die meiste Masse … und dann heißt es: durchschwingen!

Auszug aus: Der Weg der weißen Kugel