Golf-Begriffe, die Sie kennen sollten…

Das Problem: Jeder versteht unter den verschiedenen Begriffen der Golfer-Sprache etwas anderes. Deshalb stelle ich hier die offiziellen und absolut amtlich-eindeutigen Definitionen bzw. Interpretationen der allgemein bekannter Fachbegriffe vor…

Golfplätze, in alten Zeiten zwischen den Dünen am Meer von Gott selbst gebaut, sind heutzutage künstliche, die Umwelt schädigende Freiluftanlagen, auf denen Golfsüchtige wie BSE-kranke Rinder im Kreis laufen.

Der Golfplatz ist die Spielfläche des Geschehens, sozusagen der Ort des Verbrechens und fast jeder, der dort zum Täter wurde, hat den unwiderstehlichen Drang dahin zurückzukehren.

Golfarchitekten (vgl. deSade) erhalten viel Geld dafür, dass sie Plätze bauen, auf denen sie selbst nicht spielen könnten. Golfplatzbewertungen sind Ansichtssache. Das reicht von kinderleicht über fies bis sauschwer.

Eine Golfanlage ist ähnlich der Geldanlage meist ein großer Irrtum mit katastrophalen Folgen, denn Golfanlagen, geplant als Orte der Entspannung, führen meist zur Verspannung, weil sich das Golfspiel auf der Anlage als zu schwierig herausstellt oder zu langsam gespielt wird oder der Golfclub die Golfanlage nicht mehr finanzieren kann.

Entdecken mehrere Golfer ein einsames Stück Land oder Brache, gründen sie einen Golfclub oder Golfverein. Diese haben, ähnlich den Hasenzuchtvereinen, die Zielsetzung, rassige Häschen mit starken Rammlern zu paaren, um diese bei Zuchtleistungsschauen (Offene Golfwochen) zu präsentieren. Diese Golfclubs, bei den feinen Hanseaten auch Golfklubs mit k genannt, sind im Gegensatz zum gut organisierten Verbrechen meist schlecht organisiert, was damit zusammenhängt, dass der Clubvorstand in Machtkämpfe verwickelt ist, der Clubmanager seine Profilneurose pflegt, die Sekretärin einen Weinkrampf hat und die ehrenamtlichen Clubmitglieder die Schnauze voll haben.
In Golfclubs bilden sich häufig Gruppierungen wie die Hard Core Golfer (Golfjunkies), die Geltungssüchtigen (S-Klasse Golfer), die Arbeitsgemeinschaft Steuerhinterziehung und Cliquen wohlstands-verwahrloster Witwen und halbseidener „Geschäftsleute“. Gemeinsam engagieren sie dann einen Golflehrer für ihren Club, der auch PRO(fessional) oder Golf-Gott genannt wird.

Cartoon: Pete Ruge

Wer es auf der Clubterrasse nicht mehr aushält, macht einen Golfurlaub. Man könnte sagen: Die gesamte Kaufkraft, die nicht von zwei Kriegen, Investment Bankern, der Osterweiterung oder der Eurokrise vernichtet wurde, kann in kürzester Zeit auf Golfreisen verjubelt werden. Wir unterscheiden die pekuniäre Golfreise (Devisen ins Ausland bringen oder holen) von der fiskalischen Golfreise (längerer Auslandsaufenthalt, um einen ausländischen Steuersitz zu rechtfertigen), die Junggesellenfahrt oder Singlereise (mit hohem Infektionsrisiko) sowie die Kreuzfahrten zu Eheanbahnung bzw. Abwicklung via „Mann über Bord“. Berüchtigt sind „wohlhabende Ehepaare“ mit hohem Assi- und Meckerfaktor sowie die „Geschäftsreisende mit Fräulein Tochter“ im gemeinsamen Gemach.
Der Golfurlaub erfordert Nerven, denn man wird nicht nur mit wildfremden Menschen bei Golfturnieren, Abendessen oder Feiern zusammensitzen müssen, sondern, wenn man Pech hat, auch mit Berlinern oder Österreichern. Im Golfurlaub muss man zeigen, was man hat, erzählen, wo man schon war und Golfen muss man auch noch. Kurz gesagt: Nur Stress!

Golfreisen im Sonderangebot sind Reisen und Kreuzfahrten mit Berlinern, Österreichern und mürrischen Ehepaaren mit dem Ziel, sich so auf die Nerven zu gehen, dass man nach einer Woche richtig zu schätzen weiß, wie gut man es zu Hause hat. Golfferien hat man, wenn man die Schläger in den Teich wirft und ein paar Wochen nicht nachtaucht.

Ein Golfhotel ist meist in lauschiger Atmosphäre inmitten eines Golfplatzes gelegen. Die Pracht vieler Golfhotels wird nur noch von dem Preis übertroffen, der für eine Flasche Mineralwasser verlangt wird. Golfhotels bieten das professionelle Ambiente für harte Arbeitssitzungen mit einer „Assistentin“ oder für den entspannten Urlaub mit den falschen Freunden.

Golfresorts sind größere Anlagen mit mehreren Hotels und Golfplätzen, die eine Menge Einkaufsmöglichkeiten, Bars, Restaurants und natürlich auch Golfkurse bieten. Auch die lieben Kleinen werden in Golfschulen angeleitet oder von Animateuren unterhalten, so dass die Eltern in Ruhe auf dem Golfplatz spielen können. Dort fangen Vater und Mutter wieder zu streiten an, worauf sich der Vater an der Bar im Clubhaus zuschüttet, Mutter Migräne bekommt und sich die Kleinen in der Spielburg verstecken, bis Mutter vor Angst einen Weinkrampf bekommt und der Animateur gefeuert wird (Vater merkt nichts mehr, weil zu blau).
Golfpartner sind:
a) Freunde, die gerne zusammen spielen
b) Leute, die sich nicht leiden können, aber zusammenspielen müssen
c) Liebespaare oder Ehepaare, die auch zusammen Golf spielen, was sie mal besser sein lassen sollten, weil das nur Ärger gibt

Golfkontakte sind meist tiefe zwischenmenschliche Begegnungen im Umfeld der Selbsterfahrungsgruppe „Golfturnier“. Man hat zusammen gelebt und gelitten, vielleicht Momente der Größe ausgekostet, weshalb Golfkontakte meist tiefere Verbindungen schaffen als Ehe oder Partnerschaft. Zu einem Golfkontakt wird man telefonisch sofort durchgestellt, man ist per „du“ und die Beziehung hält meist ein Leben lang, es sei denn, man beschließt einander zu heiraten.

Die Golfetikette ist der Versuch, Vandalen und Banausen zu vermitteln, wie zivilisierte Menschen auf dem Golfplatz miteinander umgehen sollten. Details dazu finden Sie in einem Golffachbuch, worin Golfbegriffe meist auf langweilige und unverständliche Weise erklärt werden, weshalb ich lebendigen, bildhaften Beschreibungen den Vorzug gebe.

Golfschulen unterscheiden sich von Delphinschulen insofern NICHT, als beide von ihren Jägern als „Frischfleisch“ angesehen werden, das es zu Schlachten gilt. Dabei geht der japanische Fischer, der seinen Fisch noch verkaufen oder essen will, meist sensibler vor als mancher Golflehrer, der mit seinem Kurs nur Reibach machen will.

Das Golfspiel selbst ist eine der schwierigsten Sportarten überhaupt. Übung und Spiel ist sehr zeitintensiv und fordern den ganzen Menschen, worauf sich nicht jeder einlassen kann / will / möchte. Um die eigene spielerische Unfähigkeit vor einer Gruppe  zu demonstrieren, bucht man Golfkurse in einer Golfakademie, um festzustellen, dass man hinterher auch nicht viel mehr kann. Insofern ist eine Golfakademie eine Form von Piraterie unter hilflosen Frauen und von Selbstzweifel zermürbten Männern, die an keinen Gott mehr glauben, aber an das, was ein Golflehrer sagt – und das ist mindestens so absurd, wie das Meiste, was in der Bibel steht.

Golfer werden mit der Unterstellung diskreditiert, sie hätten keinen Sex mehr, was Golferinnen häufig bestätigen. Wer es jedoch als Golfspieler ernst meint, dem kann das egal sein, weil er für den Rest seines Lebens mit seinen Selbstzweifeln genug zu tun hat.
 
Golfgeschäfte sind:
a) Fachgeschäfte, die mit Golfartikeln handeln oder
b) fiskalisch meist anrüchige Vereinbarungen unter Golfpartnern oder
c) die auf Golfrunden beschlossene illegale Vereinbarung zur Kartellbildung oder zu Bildung krimineller Vereinigungen.

Personalentscheidungen, Fusionen, Änderungen der Staatsform oder Revolutionen werden meist auf Golfplätzen beschlossen. Die niedere Form des Golfgeschäftes ist die übliche Vorteilsannahme oder aktive und passive Bestechungsmethoden von Firmeninhabern, Marketingleitern, Sportlern und „VIPs“ durch „Sponsoren“.  

Das Golf-Fachgeschäft wird auch Golfshop genannt und ist eine Verkaufsfläche, auf der Golfartikel angeboten werden. Wir unterscheiden den virtuellen Golfshop im Internet, den Proshop im Golfclub und den Fachhändler oder Golfdiscouter auf der grünen Wiese. Alle Golfshops leben von dem Irrglauben ihrer Kunden, dass neue Schläger das Golfspiel verbessern könnten.

Im Proshop, Cartoon: Peter Ruge


Diese Golfshops verkaufen ihre Produkte im Internet über Golfauktionen. Die Golfauktion, also die Versteigerung von Golfartikeln, ist der Sinn einer Golfbörse, an der jedoch keine Golfaktien gehandelt werden, sondern Golfgeschenke wie Krüge, Videos, Golfbücher, Erinnerungen und Reliquien aus der guten alten Zeit des Golfsports. Einfaches Golfzubehör, wie Golfhandtücher, Ballmarker, Pitchgabeln, Holztees, Kunststofftees und andere Golfprodukte sind Golfartikel, die es auch in jedem Proshop oder Golfshop gibt. Da liegen häufig auch Golfzeitschriften rum.

Deutschsprachige Golfzeitschriften sind meist Anzeigenmagazine mit redaktionell aufgepeppten PR-Beiträgen auf Glanzpapier. Zielgruppen: Neugolfer, die sich „informieren“, Nichtgolfer, die dazugehören möchten und Altgolfer, die vergessen haben, ihr Abonnement zu kündigen.

Golfautoren schreiben gerne über das Thema Golfcoaching und Mentalgolf. Dafür dürfen sie den Kurs des Veranstalters kostenlos besuchen. Sie beschreiben aber nicht, wie der Golfcoach seine Kunden verlädt, sondern sie verladen den Golfcoach, indem sie ihm vormachen, dass ein Artikel über Golfcoaching dafür sorgen würde, dass jede Menge Bekloppte anrufen, die den Golfcoach mit Geld zuschütten würden.
Der Golfautor glaubt wiederum, dass ihm das Golfcoaching persönlich etwas bringen kann. Danach läuft er los und spielt sein nächstes Golfturnier, bei dem er seine neue Golfausrüstung zeigt. Wenn er viele Golfturniere spielt, entstehen viele Bilder, die in den Golfzeitungen veröffentlicht werden, auf denen auch er zu sehen ist. Deshalb glaubt der Golfautor irgendwann, er wäre auch prominent. Dann dreht er durch und fängt an, ein Buch über Mental-Golf zu schreiben oder beginnt, Golfvideos zu drehen.

Ein Golfvideo ist wie ein Golfbuch auf Rädern. In Golfbüchern kann man alles Mögliche erzählen, solange es jemand glaubt und dafür zahlt. Diese Haltung nennt man zynisch und sie bleibt nicht aus, wenn man lange genug im Golfgeschäft ist. Golfzynismus ist etwas anderes als Golfwitze erzählen.

Die gesamte Golfcommunity oder Golfszene besteht Gruppen unterschiedlicher Interessen, die meist keine Ahnung davon haben, dass die anderen Gruppierungen überhaupt existieren. Wir unterscheiden:

a.) die offiziellen Vertreter des Golfsports, als da wären: Golfsportfunktionäre, Golf-Verbände und Golf-Vereine, die geistig anderen Vereinen, wie den Kaninchen- und Taubenzuchtvereinen, sehr ähnlich sind,
b) die Golfindustrie und ihre Vertreter, die die Welt des Golfsports meist aus der Tunnelperspektive des Gewinnzuwachses betrachtet .
c) die Golfwelt der Prominenten, VIP-Golfer und „Adabeis“,
d) die Wohlstands-, Luxus,- oder Steueroasengolfer,
e) den gemeinen Clubgolfer, auch Zechezahler genannt,
f)  den clubfreien Golfer, auch Hartz IV-, Aldi,- oder Grau-Golfer genann,
und schließlich
g) den ehrenwerten Cross-Golfer, der mit etwas Übung aus 200 Metern in Konservendosen einlocht,
h) X-Golfer – meist berufsjugendliche Eventveranstalter, die ihre Platzreife nicht geschafft haben und deshalb auf alles schießen, was sich nicht trinken lässt.

In Golfforen im Internet treffen verschüchterte Anfänger und Suchende auf Nörgel-Golfer, Stinkstiefel-Golfer, Besserwisser-Golfer, um von ihnen verbissen, vertrieben oder zerpflückt werden. Fundamentalistische Anhänger der reinen Lehre irgendeines Golf-Gurus und Anlageberater sind dort zu finden. Golfforen, in denen wie auch immer kommuniziert wird, sind aber kaum noch zu finden.
Mittlerweile treffen sich Golfer/Innen eher auf Facebook und Instagram, wo sie von „Influencern“ mit seichten Scheißdreck „unterhalten“ werden. Influencer sind der ultimative Bodensatz der schreibenden Zunft und vegetieren statusmäßig noch unter den Golfreise-„Journalisten“.

Aus: Anmerkungen für Golfreisende

Von scheinschwangeren Golfern und schwarzen Löchern

Franziska L. (Schülerin) schreibt: „ (…) Ich lebe in der Nähe eines Golfclubs und sehe deshalb viele Golfer. Warum haben so viele Golfspieler einen dicken Bauch? Macht Golf übergewichtig? Ach, ja und noch eine Frage: Was sind schwarze Löcher?“

(ep): Nun, der Golfsport ist, wie der Name schon sagt, eigentlich ein Sport. Solange man noch laufen und dabei die Arme schwingen kann, was vielen Menschen bis ins hohe Alter möglich ist, kann man dem Golfsport nachgehen. Warum Golfer einen dicken Bauch haben, lässt sich auf den ersten Blick recht einfach beantworten: Während jedes sechste Kind in Deutschland unterhalb der Armutsgrenze lebt und jedes dritte Kind dicht dran ist, haben viele GolferInnen die Möglichkeit, nach Herzenslust zu fressen und zu saufen, weil sie genug Geld haben.
Wobei man natürlich sagen muss, dass sie, wenn Leberschmerzen und das Gewissen zwicken, auch für die Armen spenden. Nicht so viel wie Bill Gates und Jack Nicklaus, aber immerhin.
Dazu macht man ein „Charity Turnier“ bei dem 18 Loch gespielt werden. Danach gibt es eine Tombola, wo tolle Reisen zu gewinnen sind und irgendwelche Dinge versteigert werden. So bekommen Stiftungen Geld, das oft von denen verbraucht wird, die für die Stiftungen arbeiten und man kann alles schön von der Steuer absetzen. So hat fast jeder was davon und wenn Golfer ganz viele Charity Events spielen, bei denen es immer ganz leckeres Essen gibt, bekommen sie irgendwann einen dicken Bauch. So könnte man das erklären.

Cartoon: Peter Ruge

Es gibt aber auch noch eine andere Erklärung:
Golfer, die einen dicken Bauch haben, sind scheinschwanger! 
Dahinter steckt das “Couvade-Syndrom”. Das männliche Schwangerschaftssyndrom, von Psychiatern als “Couvade-Syndrom” (couvade, franz. brüten) bezeichnet, war lange Zeit nur beim Menschen beobachtet worden. Vor ein paar Jahren entdeckten Toni E. Ziegler und Mitarbeiter des Wisconsin National Primate Center und Department of Psychology der Universität Wisconsin-Madison, USA; dass auch Krallenaffenmännchen, die Väter wurden, mehr Gewicht zulegten. Ergebnisse veröffentlichte das Journal “Biology Letters” der Royal Society.

Was Golfer so ausbrüten und weshalb sie scheinschwanger werden, ist wissenschaftlich noch nicht abgeklärt. Ich brüte auch viel vor mich hin und habe deshalb auch einen Bauch. Da ich zudem oft Heißhunger habe, launisch bin, gerne Heringssalat mit Nutella esse und angefangen habe, mit alten Socken und Handtüchern ein Nest auszupolstern, bin ich ziemlich sicher, dass ich auch schwanger bin.

Jetzt zu den schwarzen Löchern. Schwarze Löcher, bekannt durch die allgemeine Relativitätstheorie Albert Einsteins, wurden in ihrer möglichen Existenz auch schon von Laplace um 1800 diskutiert, was Du vermutlich längst weißt. Am Rande eines schwarzen Loches wird die Schwerkraft so stark, dass selbst Licht nicht mehr entweichen kann. Eine gute Zusammenfassung zum Thema bietet die Uni München. Schwarze Löcher sind also die schwärzesten Körper, die wir kennen, noch schwärzer als die Seele eines Politikers, der sich an Monsanto verkauft hat. Apropos: Als schwarze Löcher bezeichnet man auch die Erinnerungslücken von Politikern.

Ich hoffe, Deine Fragen sind hiermit beantwortet?

Herzliche Grüße

Eugen Pletsch

Willkommen im Club!

Tropfnass aber glücklich schleppte ich meine Golftasche Richtung Clubhaus. Tropfnass, weil ich die Golftasche in den Teich am 18. Grün geworfen hatte, um kurz darauf, in einem Anfall von Verzweiflung selbst hinterher zu springen.

Und glücklich, weil ich im kalten Wasser schnell wieder zur Besinnung kam und nur zweimal tauchen musste, um die Tasche mit allen Schlägern zu bergen. Nun hielt ich sie liebevoll umschlungen, herzte und küsste meine Schläger und bat um Verzeihung, bis ich bemerkte, dass unser Clubpräsident Herr Fahrenbach hinter mir stand. Sein Lächeln signalisierte Verständnis. Die Versöhnung mit den eigenen Golfschlägern nach einer misslungenen Runde ist immer wieder ein besonderer Moment.

Cartoon: Peter Ruge

„Na? Mal wieder vor Freude in den Teich gesprungen?“
Fahrenbach zwinkerte mir zu.
„Golf ist nun mal das schönste Spiel auf Erden, nicht wahr?“
Das klang besorgniserregend. Wenn Fahrenbach sagte, dass Golf das schönste Spiel auf Erden wäre, dann war etwas faul. Gerade er, für den wir einen jugendfreien Nachmittag eingeführt hatten, damit seine gellenden Flüche beim Nachwuchs keine bleibenden Schäden anrichten konnten.
„Was kann ich für Sie tun?“ fragte ich misstrauisch.
„Nun…äh…“, flötete Fahrenbach „sind Sie nicht ein Mann der Feder? Es heißt, Sie würden lustige Geschichten über unseren Sport verfassen!“

Ich beobachtete eine junge Kröte, die aus meinem Ärmel kroch und dachte nach. Meinte er meine Golfbücher? Lustige Geschichten? Es mag sein, dass meine Dramen von oberflächlichen Lesern als Satiren interpretiert werden, aber was weiß Fahrenbach davon? Der liest keine Golfbücher. Ich schüttelte etwas Schlick und einen Faden Froschlaich aus meiner grauen Künstlermähne.

„Worauf wollen Sie hinaus?“
„Unser Club sucht neue Mitglieder und wir hoffen, dass Sie uns eine nette Geschichte schreiben, die für den Golfsport wirbt.“
„Eine nette Geschichte? Die für den Golfsport wirbt?“
„Genau! Irgendetwas darüber, wie schön das Golfspiel ist. Dem Leser muss das Wasser im Mund zusammenlaufen, damit er sich sofort bei einem Schnupperkurs anmeldet.
„Oder ihr, der Leserin“, fuhr unsere Frauenbeauftragte Frau Willig dazwischen, die dazugekommen war und der die Weiblichkeit in einer ohnehin männerdominierten Welt häufig zu kurz kommt.
„Oder ihr“, stimmte Fahrenbach zu.

Mir war nicht wohl bei der Sache. Schließlich lautet der meistzitierte Satz aus meinen Schriften:
„Golf macht süchtig, dann eine Weile blöde, dann depressiv.“ Außerdem wurde mir langsam kalt, die nasse Hose klebte an meinen Beinen und die gute Laune war auch dahin.

„Wie stellen Sie sich den vor? Ich meine… den…äh…den Leser? Wer soll diese Geschichte lesen?“
„Ganz einfach“ flötete Fahrenbach, für den alles einfach ist, außer dem Golfspiel selbst:
„Das NRW-Golfjournal hat uns angeboten, einen Artikel zu veröffentlichen. Sie müssen nur schreiben, wie schön das Golfspiel ist und wie glücklich wir sind, Mitglieder in einem Golfclub zu sein. Kann doch nicht so schwer sein! Stellen Sie sich vor: Da sitzt jemand beim Friseur, muss einen Moment warten, blättert in dem Heft und findet Ihren Artikel. Sie müssen natürlich so schreiben, dass der Leser –„… „…oder die Leserin“ fuhr Frau Willig dazwischen – „Genau, oder die Leserin, unbedingt wissen will, was das Besondere ist am Golfspiel. Ganz einfach!“

„Aber das Golfspiel ist nicht ganz einfach“, murmelte unser Vize, Prof. Klausthaler, der sich zu uns gesellt hatte und dem die Schrecken der letzten Clubmeisterschaft noch ins Gesicht geschrieben waren.

„Ich will sagen“, fuhr Fahrenbach unbeirrt fort: „Es kann doch nicht so schwer sein, etwas über unserem spannenden Sport zu erzählen.“
„Spannend?“
Ich dachte an die Fernsehübertragungen von Golfturnieren, bei denen Spieler so langsam über den Rasen schleichen, dass man ihnen dabei die Schuhe besohlen kann. Der eine deutsche Kommentator knurrt dazu hin und wieder ein paar launige Worte, während der andere ständig „Wahnsinn!“ brüllt. „Wahnsinn! Er hat es tatsächlich geschafft, die Kugel aus 30 cm Entfernung einzulochen. Der Hammer! Ja, so ist dieses Spiel, einfach Wahnsinn…!“

Damit will er dem Zuhörer verdeutlichen, dass ein Golfturnier eine wahnsinnig tolle Stimmung haben kann. Kann, wohlgemerkt. Ich werde die Raserei des Publikums bei einem Major Turnier in Schottland nie vergessen, aber normalerweise ist Golf ein ruhiges Spiel. Golf ist Rasenschach, ein strategisches Spiel, das Ruhe und Konzentration erfordert. Wer bei einem Schachturnier „Partystimmung“ erwartet, ist fehl am Platz. Golf ist keine ‚laute‘ Modeerscheinung, zumindest nicht für mich. Aber wie sollte ich Fahrenbach erklären, wie diffizil das Thema ist? Um eine Lungenentzündung zu vermeiden, versprach ich dennoch, mir etwas auszudenken.

So. Mein Haar ist wieder trocken, die Schläger geputzt. Was mache ich nun mit Ihnen, liebe Leserinnen und Leser? Welchen Köder werden Sie schlucken? Dass Golf preislich nur noch leicht über Mucki-Bude rangiert, aber weit unter Ski-Urlaub? Die Zeiten, in denen Golf als „Elite“-Sport verpönt war, sind gottlob auch vorbei. Dass Golf für lebenslange Freizeitgestaltung an der frischen Luft sorgt, wäre ein Argument. Aber dafür könnte man sich auch einen Hund halten. Schwimmen und Tauchen lernen wäre ein Aspekt! Doch dazu muss man nicht in einen Golfclub eintreten. Eine neue Erfahrung zu machen, die so frustrierend wie faszinierend ist – damit kommen wir der Sache schon näher!

Golf kann man in jedem Alter anfangen und wer als Frau auf dem Tennisplatz jahrelang unter der ehelichen Vorhand litt, hat nun die Gelegenheit zur Revanche. Denn Golf erfordert eher Köpfchen als Kraft! Wer Golf an einem „Schnuppertag“ ausprobiert, ist meist tief beeindruckt.
„Hätte nie gedacht, dass das solchen Spaß macht“, heißt es oft und dann im nächsten Satz: „Hätte nie gedacht, dass es so schwierig ist einen Ball zu treffen.“
Genau! Und daran wird sich auch so schnell nichts ändern. Eigentlich nie, denn der Golfschwung bleibt eine lebenslange motorische Herausforderung. Und eine Herausforderung des Geistes! Deshalb sagen selbst die besten Spieler der Welt, dass sie dieses Spiel nie wirklich beherrschen werden. Trotzdem kann auch einem Anfänger ein Traumschlag gelingen, wie ihn kein Profi besser spielen könnte. Wenn sich die weiße Kugel dann plötzlich in die Luft erhebt, fliegt Ihr Herz mit in den Himmel. Wer nun hofft, dass der nächste Schlag noch besser werden könnte, wird meist bitter enttäuscht. Und so beginnt die Suche nach dem mystischen Geheimnis des Golfspiels, die mich seit mehr als 30 Jahren auf Trab hält. Es ist ein verrücktes Spiel, aber wenn Ihre zitternden Hände irgendwann einen 30 cm-Putt zum ersten Turniersieg einlochen, werden Sie wie der Fernsehkommentator ‚Wahnsinn‘ brüllen und in den Teich an der 18 springen.
Golf wird „zwischen den Ohren“ gespielt! Wer gute Nerven hat, hat Vorteile. Hausfrauen, zum Beispiel, die gewohnt sind im größten Stress komplexe Abläufe zu koordinieren. Oder Lehrer, denen die Nervenenden in 30 Jahren Schuldienst komplett verödet wurden. Doch wer zu viel will, dem verpasst dieses Spiel einen Denkzettel, der sich gewaschen hat. Golf ist launig, unbeherrschbar, unerbittlich und unbestechlich. Heute himmelhochjauchzend, stürzen wir uns morgen in den Teich.

Interessanterweise ist das der Grund, warum Spitzensportler jedweder Disziplin irgendwann zum Golfsport konvertieren. Glauben Sie, Oliver Kahn spielt Golf aus gesellschaftlichen Gründen? Oder um eine ruhige Kugel zu schieben? Egal, ob Fußball-Weltmeister oder Wimbledon-Sieger: Sie spielen Golf, weil sie in ihrem Sport alles erreicht haben – und das Golfspiel für sie eine Nuss ist, die sie bis ins hohe Alter nicht zu knacken vermögen. Niemand, egal ob Sportler, Unternehmer, Star oder Sternchen – kann bei diesem Spiel bluffen. Hier kann kein Vorstandsassistent ausbügeln, was der Chef vermasselt hat. Golf ist ein Moment der Wahrheit und manche haben den Charakter, sich dem zu stellen.

Natürlich kann man betrügen, nichts leichter als das. Aber irgendwann werden Sie dem ‚Spirit of Golf‘ begegnen, dieser Jahrhunderte alten Idee von Sportlichkeit, Noblesse und Fairness, die ein Grund dafür ist, warum dieses Spiel weltweit von Millionen Menschen gespielt wird. Mancherorts ist dieser ‚Geist des Golf‘ zu einem Poltergeist verkommen. Dennoch wird es immer Menschen geben, die das Geheimnis dieses Spiels suchen und irgendwann auch finden. Es ist nur ein Spiel – aber was für eins! Ein weiser Mann namens Bagger Vance sagte einst, dass Gott am glücklichsten ist, wenn seine Kinder spielen.
Also spielen Sie! Suchen Sie sich einen schönen Golfclub in der Nähe, nehmen Sie an einem Schnupperkurs teil und genießen Sie, wenn Ihr erster Ball gen Himmel steigt. Willkommen im Club!

(c) By Eugen Pletsch 2016

Erschienen im Sauerland-Golfjournal, KOERDT-Verlag.