Achten Sie – bei normalen Temperaturen – auf Männer mit roten Köpfen. Die haben ein Laufpensum hinter sich, das der dreifachen Platzlänge entspricht. Achten Sie auf Kratzspuren von Fichtenzweigen oder Himbeerbüschen an den Armen, Blut- und Schlammspritzer an den Beinen, Froschlaich im Haar!
Diese Burschen kommen aus der Hölle und warten darauf, Ihnen genau zu erzählen, wie es dort aussieht. Sie sitzen wie Kraken mit ihren roten Köpfen beim Pils an der leeren Bar. Ihre schleimigen Fußangeln liegen unsichtbar auf die nächsten drei Barhocker rechts und links drapiert. Wenn Sie sich leichtfertigerweise auf einem dieser giftigen Saugnäpfe niederlassen, kommen Sie nicht mehr los. Das fängt dann so an: Der Mann mit der roten Birne wendet sich Ihnen in dem Moment zu, wo Sie Ihr Bier an die Lippen setzen.
»Schon geschpielt?«, fragt er, und seine trüben Tiefseeaugen verengen sich zu Schlitzen.
Mit dem Glas am Mund können Sie nur reflexartig verneinen, wobei Ihnen die Brühe rechts und links über die Backen rinnt.
Mit einem Satz wird der männliche Krake mit einem Lappen, den er zu diesem Zweck hinter dem Tresen bereithält, auf dem Hocker neben Ihnen sein.
Während Sie der nasse Tölpel sind, wischt er schon eifrig an Ihnen rum und meint unschuldig: »Kannema vorkomme.« Und dann: »De Platz is ebbes voll drauße, abber isch muss saache, es schpielt sisch schön!«
Was Ihnen jetzt noch als plumpe Form oberflächlicher Kommunikation erscheint, wie man sie in den USA findet, werden Sie Stunden später, nachdem die Krake Sie mit seinen Geschichten durch alle Wälder, Sandgruben und Gewässer des Platzes geschleift hat, in grauenhafter Erinnerung behalten. Nachdem Sie ihm für seine Hilfsbereitschaft höflich und dumm ein Bier bestellt haben, ist er zwei Schluck später so weit zu sagen: »Tringe mir noch eins? Das geht dann abber uff mich!«
Selbstverständlich protestieren Sie pflichtschuldigst und so wird er bei allen Bierchen, die dann folgen, immer Ihren Deckel hinschieben. Das einzig Gute an der Sache ist, dass Sie ziemlich bald betrunken sind.
Von Ferne hören Sie ihn lallen: »… Ball gepuscht … Rischdung Deisch … isch also nachgelade, aber widder rechts raus. Desgibtsjagaanet! Abber es ging ja um nix! Isch also vor und will dann da drobbe. Abber isch seh mein Ball, wie der uff dere Endeinsel liescht. Du kennst doch die klei Insel da, an der 14, bei dem Deisch, da an der 14, na, wo da des Ökodinges iss, weißt schon! Isch also, Schuh aus und rübber. Da liescht de Ball in dem Scheißdrecksendenest. Habb mir beim Schlaach die ganz Hos mit dene Endeeier versaut. Fett getroffe, abber de Ball e’rübber. Isch liesch gut uffm Färwäi. Da hör ich des Geplärr, also isch hab wohl den Ärbel voll im Rückschwung erwischt und des kreischt, des Vieh, des kreischt …!«
Sie sehen noch seine Hände fuchteln beim Versuch, Ihnen zu zeigen, wie er den Erpel erlöst. Dann, schon nach wenigen Schlägen, erreicht er das Grün des Par 3, aber den Putt verrutscht er, weil ihm das ganze Blut von dem Viech an den Fingern klebt. Endlich hat Ihr Kreislauf Erbarmen und Sie sinken vom Hocker, in ein erlösendes Koma. Der Krake löst die Saugnäpfe, um sie nach einem neuen Opfer auszuwerfen.
Also, meiden Sie die Bar!