Die Epigenese des Golfballs

Der Begriff Tao Yin bezeichnet im fernöstlichen Kulturraum eine fast unbekannte esoterische Golftradition wirbelnder Golfderwische.

Der Begriff Tao Yin bezeichnet im fernöstlichen Kulturraum eine fast unbekannte esoterische Golftradition wirbelnder Golfderwische. Japanische Adepten, vorwiegend Mitarbeiter von Elektronikfirmen, die in Zen-Klöstern Hinweise auf diese geheimnisvolle Golftradition erhielten, sprechen in einer westlichen Verballhornung auch von Tao Ping, weil sie es lustig finden und auf eine angebliche Verwandtschaft des Golfspiels zum Tischtennis (Tao Ping Pong) anspielen.

Tischtennis ist jedoch eine entwicklungsgeschichtlich vollkommen andere Sportart. Das trifft auch auf alle Formen von Hockey zu. Diese albernen Theorien vom Golf im Holland des 17. Jahrhunderts, Rasen- und Eishockeyspiele, wo sich verschwitzte Männer schubsen, haben definitiv nichts mit der Entwicklung des Golfsports zu tun. Auf den Müll damit.

Der Golfsport entwickelte sich im Westen aus dem Federballspiel!

Was ich mit der (an dieser Stelle sehr abgekürzten) Epigenese des Balles begründe, die besonders die Biologen unter Ihnen interessieren dürfte.

Eine Frage vorweg: Ist der Pinguin ein Fisch, der zum Vogel wurde, oder ist er ein Vogeltier, welches verfischt?
Sind Delphine und Wale hochintelligente, bewusste Lebewesen, die sich als Säugetiere schon vor Jahrmillionen wieder ins Wasser begeben haben, um hier die Grundsätze grüner Politik zu verwirklichen, die da wären: Basisdemokratie, Gewaltfreiheit, ökologische Lebensweise und kosmisches Bewusstsein.
Oder ist der Wal ein Fisch, den man zu Forschungszwecken fängt, um ihn als Sushi zu fressen? Sie wissen es nicht so genau? Sehen Sie. Keiner weiß es so genau! Kennen Sie diese Fotos von der embryonalen Entwicklung der Geschlechtsorgane des Menschen, die mal in Zeitschriften gezeigt wurden? Wie sich der kleine Unterschied zum Männlein herauswächst oder zum Weibchen entwickelt? Kennen Sie? Gut.

So ähnlich war es auch mit den Federbällen und den Golfbällen. Sie brauchen Leder und Federn. Wenn Sie ein wenig Leder haben und einige Federn, dann machen Sie sich einen Federball, indem Sie eine kleine Lederkugel zusammennähen, an deren Ende einige längere Federn herausstehen. Sie basteln sich Schläger, deren Flächen Sie mit Darmsaiten bespannen, und treiben den Federball vor sich her oder spielen ihn einem Partner zu. Federball
Da Federbälle immer in der Regenrinne einer Garage landen, geht Ihnen langsam das Leder aus und die großen Federn werden knapp. Sie werden also, wenn alle langen Federn weg sind, irgendwann beginnen, eine Kugel zu nähen, in die Sie alle kleinen Daunen, die Sie noch haben, reinstopfen. Man sagt, dass fast ein Zylinderhut voll Daunen in eine kleine Lederkugel gepresst werden kann. Das können Sie sich alles im Golfmuseum von St. Andrews anschauen, wobei man dort die Federbälle nicht zeigt.
Sie sehen die Entwicklung? Leder paart sich mit Feder, kleine Lederkugel mit längeren Federn entwickelt sich im Laufe der Zeit zu einer größeren Kugel mit Federn drin. Kleine Kugel, gestopft mit Federn, braucht keinen breiten saitenbespannten Schlägerkopf. Besser ist eine feste Schlagfläche, um den Ball weiter und flacher im Wind zu treiben. Sinnvoll ist ein Stock mit einem dicken Kopf. So entstand der Golfschläger!

Missionare brachten dann um 1800 ein gummiartiges Material aus Malaysia mit (Guttapercha), das die Featheries ablöste. Coburn Haskell revolutionierte die Golfballtechnologie um 1898, indem er einen Ball aus gewickeltem Gummiband herstellte, den er mit einer Gummihaut überzog.

Irgendwann entdeckte man, dass Bälle mit Kerben und Schrammen weiter flogen, und so wurden Techniken entwickelt, um die Bälle systematisch mit Dimpeln zu versehen, und so ging es weiter, bis der erste Golfball über den Mond flog.

Ballfreaks können endlos über Wicklungen, Haltbarkeit des Covers und die Flugbahn ihres Lieblings fachsimpeln; ähnlich wie Gitarrenfreaks über die Spulenwicklungen ihrer Stratocaster oder Gibson und clubfreie Manta-Fahrer über die Lockenwickler ihrer Freundin.

Alle Golfballhersteller versprechen einen gefühlvollen Ball, der endlos fliegt, lange rollt, plötzlich bremst und jahrelang hält. Was wir als Anfänger kaum feststellen können – es sei denn, wir finden den Ball immer wieder. Uns ist die ganze Ballkonstruktion erst mal egal. Wir lassen uns unsere ersten drei weißen Bälle schenken, die wir auch nur auf dem Putting-Grün benutzen.

Golfbälle sind eine wunderbare Gelegenheit, um festzustellen, ob Sie noch Freunde haben oder ob Sie als Neugolfer schon die ersten sozialen Ausgrenzungen erleben. Kurz vor Ihrem Geburtstag sollte Ihr persönliches Umfeld wissen, dass Sie Golfbälle als würdigen Liebesbeweis ansehen. Mit der Zeit wird sich Ihre Familie daran gewöhnen, dass auch Golfbälle im Preis sprunghaft steigen, und zwar, wenn Sie zu Weihnachten hoffnungsfroh, aber reichlich verfrüht, vom Two-Piece-Lakeball auf Profi-Bälle umsteigen. 

Der Lakeball wird, wenn die Krokodile schlafen, von Tauchern aus den Seen in Florida herausgefischt, wo sie (ähnlich der Kartoffel, nur im Wasser) zwischen den Wurzeln einer Schilfanemonenart herauswachsen. Diese Bälle haben nur einen Vorzug: Sie sind neben dem gefundenen Ball, den Sie selbst aus einem Teich in Ihrem Heimatclub fischen, am billigsten.

Michael Green, ein kompetenter Sachbuchautor englischer Sprache, empfiehlt dem Spieler besonders Bälle, die Sie »vorzugsweise in einem Wassergraben gefunden haben, in dem sie wenigstens sechs Wochen feucht lagen«. Diese Bälle können Sie dann sehr gut einem Mitbewerber ausleihen, der seinen eigenen Ball verschlagen hat. Green:

»Einen Ball zu schlagen, der anscheinend aus Stein besteht, hat einen Effekt, der gar nicht überschätzt werden kann.«

So viel zu den Wasserbällen.

One-Piece-Bälle, die meist auf der Driving Range eingesetzt werden, bestehen wie Two-, und Three-Piece-Bälle aus Kunstharzmischungen, die patentiert sind, weshalb sich die Ballhersteller ständig wegen Patentverletzungen in den Haaren liegen.
Früher spielten wir Bälle aus Balata, einem Naturkautschukgemisch, das – weich und verletzlich – dafür sorgte, dass die Aktien der Produzenten in der Höhe blieben. Gute Spieler konnten diese Bälle arbeiten, also einen besonderen Spin geben, um bestimmte Flugbahnen zu erreichen. Diese traditionellen Balata-Bälle werden heute nur noch von Hobbygärtnern gezüchtet, wobei wir zwischen konventionellem Ballanbau und biologischem Ballanbau aus 100% Naturkautschuk unterscheiden.

Jedes Jahr werden neue Materialmischungen und Anordnungen der Dimpel entwickelt. Allen Bällen ist jedoch gemeinsam, dass sie nicht mehr als 45,93g wiegen dürfen und einen Mindestdurchmesser von 42,67 mm haben müssen. Exakte Golfwissenschaft. Die Zahl der Dimpel, dieser kleinen, runden Vertiefungen auf der Balloberfläche, die dem Ball Stabilität im Flug geben, beträgt je nach Ballmarke zwischen 392 und 500.Tests ergaben, dass auch neue Bälle in Farbe, Rundung und Qualität voneinander  abweiche alle Bälle anschauen. Ihr Pro wird Verständnis haben, da er die Unwägbarkeiten moderner Industriefertigung kennt.
Besonders bei großen Packen mit 15 Bällen aus dem Sonderangebot sollten Sie die auf der Packung angegebene Dimpelzahl unbedingt bei allen Bällen checken, indem Sie die Dimpel durchzählen! Es geht schneller, wenn Sie jede gezählte Kuhle mit einem Filzstift antupfen und den Pro zur Kontrolle laut mitzählen lassen.

Die angeblich neueste Entwicklung sind Bälle mit einer Balata-ähnlichen, weichen Schale aus lebenden Mikroorganismen, die sich selbst regeneriert. Diese Bälle haben eine unglaubliche Flugweite, weil sie gentechnisch mit Gänsen gekreuzt wurden. Sie lassen sich gut kontrollieren und nehmen nur Backspin an, keinen Sidespin. Diese Bälle passen ihre Flugbahn durch Mikrosensorsteuerung automatisch den Windverhältnissen an. Sie sind gelb und können nicht verloren gehen, entwickeln mit der Zeit eine niedere Form von Bewusstsein und halten sich dann für unentbehrlich.

Auszug aus „Der Weg der weißen Kugel“ (c) by Eugen Pletsch