Werde ich ein chinesischer Bauer?

Langsam wird mir bewusst, was es bedeutet, dass ich kein Golf mehr spiele: Ich fühle mich großartig, bin mental gefestigt, habe mich seit Wochen nicht mehr über mein Spiel geärgert, keinen Ball verloren, keine Zeit mit Warten vertrödelt, mich nicht mehr über irgendwen oder irgendwas geärgert. „Einfach häärlisch“, wie Frau Oelmann rufen würde.

Mein alter Freund Tim hat einmal gesagt, der beste Golftipp wäre „zwei Wochen nicht zu spielen, um dann nie wieder anzufangen“. Da ist was dran. Erst durch das Nichtspiel habe ich das Golfsein erfahren dürfen. Das erinnert an den Begriff des „Nichtseins“ im ZEN, den man erst versteht, wenn man die Nichtexistenz des Nichts im Sein erfahren hat, wobei das „Nicht Sein“ keinesfalls mit „nichts sein“ zu verwechseln ist, was wiederum etwas anderes bedeutet, als das buddhistische „Nichts“ und das hat überhaupt gar nichts mit „nichts“, geschweige mit dem „Nichts“ zu tun. Das nur am Rande.

Ich entdecke, dass es ein Leben außer dem Golfspiel gibt. Erstaunlich, wie viel Zeit es jetzt in (m)einem golffreien Universum gibt. Wenn ich mein sommerliches Arbeitspensum rückblickend betrachte, also zum Beispiel den „WEG“ anstatt einer Woche drei Monate lang überarbeiten, nebenher endlos viele Mails schreiben, stundenlange Telefonate, Korrespondenzen, Lesungen und nebenher das Cybergolf-Relaunch und andere offenen Baustellen, dann wundere ich mich, wie ich es geschafft habe, auch noch meinen Job zu machen, abgesehen von den Stunden, die ich täglich auf dem Golfplatz verbrachte.

Das erinnert mich an manchen rasenden Rentner, der sich fragt, wie er früher die Zeit fand, einer geregelten Arbeit nachzugehen. Schwerwiegende orthopädische Probleme sind übrigens ein deutlicher Indikator dafür, dass ich immer mehr zum etablierten Golf-Schreiberling mutiere. Früher, als ich noch jung und böse war, dachte ich, diese Brüder in den Golfredaktionen hätten alle was am Kopf. Heute weiß ich: Sie haben es eher am Fuß. Oder am Rücken. Auf alle Fälle kommen sie kaum zum spielen und dann ist es verständlicherweise wenig reizvoll, sich durch die durchgeknallten Schriften exzessiver Golfer zu quälen.

Je mehr ich selbst schrieb, umso mehr verstand ich, warum Golfjournalisten, besonders wenn sie selbst Bücher publizieren, keine Rezensionen mehr schreiben. Das ist kein Konkurrenzdenken, sondern eher ein Zeichen von Kollegialität, wenn man nichts schreibt. Und so halte ich es auch. Mittlerweile bekomme ich fast alle Golfbuch-Neuerscheinungen zugeschickt, aber bespreche ich die noch? 

Wenn ein saturierter, selbstgefälliger Autor den üblichen chauvinistischen, hundertmal gehörten „Golferhumor“ widerkäut, der alle gängigen Vorurteile gegen Golfer nur bestätigt, dann hätte ich das früher vielleicht in diesem Blog vielleicht zum Thema gemacht. Aber heute? Soll ich meine überflüssige Meinung auf Amazon posten und einen Krieg vom Zaun brechen? Nein. Stattdessen ducke ich mich in meinem Glashaus und hoffe, dass keine Steine fliegen.

Oder nehmen wir diese hübsch gelayoutete Geschenkbücher für Golfer, die alle Zahlen, dummen Witzen und „Golfinfos“ enthalten, die zwei Praktikantinnen in vier Wochen auf der Casting Couch zusammengoogeln können: Das ist für mich keine kreative Arbeit, was ich aber so nie schreiben würde. Zumal es immer noch genug Neugolfer gibt, die solche Bücher einfach köstlich finden. Warum sollte ich denen ihren Spaß verderben?

Sagen wir wie es ist: Um meine Lesergemeinde in diesem Blog wenigstens hin und wieder anzufüttern, habe ich (damals, als ich noch Golf spielte) aus Zeitmangel sogar ältere Texte recycelt, wobei mir und anderen auffiel, dass die allemal besser sind, als das seichte Gefasel, das mir heutzutage immer öfter entgleitet und das, wie der kranke Fuß, ein Indikator dafür ist, dass ich als „Golfautor“ versande. Das alles gibt mir zu denken und ich frage mich wiedermal, ob ich mein Leben nicht generell verändern sollte. Warum nicht? Heuler hat es auch geschafft! Aber ist der Schützenverein für mich wirklich eine Alternative? Sollte ich wieder Straßensänger werden und Bankern auf dem Weg zur Frankfurter U-Bahn Golftipps geben?

Darüber grübelte ich tagelang, bis gestern die Oktoberausgabe des Golfjournals im Kasten lag. Im Golfjournal lese ich am liebsten die „Zahl des Monats“, die mich total fasziniert und die ich manchmal auswendig lerne. Im Oktoberheft (auf Seite 12) war es die stolze Zahl von immerhin 398000 (Yuan). Soviel kostet eine Mitgliedschaft in einem exklusiven Golfclub in der Provinz Zheijang in der Volksdiktatur China. Umgerechnet wären das „circa 44.000 Euro“, ein Betrag, der laut Golfjournal in etwa dem durchschnittlichen Jahreseinkommen  eines chinesischen Bauern entspräche. Ein chinesischer Bauer verdient circa 44.000 Euro im Jahr?


Jetzt wusste ich, was ich schon immer werden wollte: Chinesischer Bauer! Im Regal fand ich meine MAO-Bibel, die ich 1967 im Hyde-Park in London von Roten Garden bekommen hatte. Reisbauer in China! Bis zu den Knien im Wasserhindernis stehen und Kohle scheffeln. Wieder googelte ich das Thema. 398000 Yuan entsprachen mittlerweile einem Betrag von 45388 Euro. Das wird ja immer besser, dachte ich, bis ich dummerweise einen Artikel im Hamburger Abendblatt fand, nach dem Landarbeiter angeblich nur 3255 Yuan (330 Euro) im Jahr verdienen. Das ist etwas weniger als 45tausend Euro.
„Aha,  mal wieder typisch, die Zahlenakrobaten vom Golfjournal“, dachte ich.
Die Sache ist jedoch noch nicht ganz vom Tisch, denn 330 Euro im Jahr sind immerhin 330 Euro mehr, als ich pro Jahr als Blogger verdiene. Aber gut: Jetzt koche ich erst mal einen Topf Reis, dann sehen wir weiter.

(c) by Eugen Pletsch (ca. 2008)

Grötschmanns Katze

An einem windigen, regennassen Tag trug Grötschmann seine Katze zu Grabe.
Grötschmann – Ihr erinnert Euch? In den ersten Jahren waren wir keine engen Freunde gewesen, höchstens Fairway-Gefährten. Heinz Grötschmann hatte damals eine besondere Stellung inne. Er war der einzige offiziell bestallte Zuhörer in einem deutschen Golfclub. Lange bevor wir mit ihm im GC Bauernburg den „Golftherapeutischen Pflegedienst“ gründeten, sammelte er bereits Erfahrungen in der Kunst des Zuhörens.

Golfer-Geschwätz ertragen ist die höchste Form der Vipassana-Meditation. Kaum einer weiß, was Heinz Grötschmann in seiner Zeit als aktiver Zuhörer für seinen Club – und die Menschheit – geleistet hat.

Jesus mag für unsere Sünden gestorben sein, aber Heinz Grötschmann hat alle unsere Sünden mit uns erlitten, egal ob verschlagene Drives oder 15 cm-Putts, die unaufmerksam und leichtfertig am Loch vorbeigeschoben der Mannschaft den Klassenerhalt kosteten. Selbst die lautstarken Siegertypen und Brüllochsen mit Bierschaum vor dem Mund ertrug er gelassen.

Üblicherweise ist es doch so:  Kommt jemand nach einem Turnier und fragt, wie man gespielt hat, will der das doch gar nicht wissen. Sie wollen doch nur selbst erzählen, wie toll oder grauslig sie gespielt haben. Hören kaum einen Moment zu, nicken kurz und fallen dir dann ins Wort. Hat jemand grottenschlecht gespielt, hebt das vielleicht noch die eigene Stimmung, aber sonst – wozu dieses endlose Gesülze? – nein danke. Könnte man sagen.

Aber Grötschmann hat sich alles angehört, hat die Leidenden aufgerichtet und mit einem Wort der Aufmunterung gestreichelt, hat die wirre Verzweiflung der Schwung-Gläubigen zum Weg der Erkenntnis geführt und war stets bereit, auch Gästen zuzuhören, die im Club niemanden kannten, der bereit gewesen wäre, ihren Tragödien und Triumphen zu lauschen.
Zum Ausgleich für diese unsägliche Geduld erhielt Heinz, der es nach seiner Scheidung nicht mehr so Dicke hatte, die Möglichkeit, seinem geliebten Golfsport in diesem Club kostenfrei nachzugehen, so wie dann später bei uns in Bauernburg. Wie ich bereits in ‚Golf Gaga‘ schrieb:

„Für den herzensguten Grötschmann war Golf eine kultische Handlung und er selbst sah sich als Diener einer launischen Göttin, die ohne Unterschied auf Rang und Ansehen belohnte und strafte, was seinem Verständnis von Gerechtigkeit entsprach.“

Ein Geheimnis, das kaum jemand kennt (und das ich auch in den Geschichten vom Golfclub Bauernburg in Achtung Golfer! geflissentlich zu erzählen vermied, betrifft die Existenz von Grötschmanns Katze. Die Katze hieß ‚Semikolon‘, er rief sie Sem. (Nicht Sam!)

Wer länger Golf spielt weiß, dass unser Spiel ein Paradoxon ist.

So wie Schrödingers Katze. Das Paradoxon von Schrödingers Katze besteht darin, „dass dem Gedankenexperiment nach eine Katze mit den Regeln der Quantenmechanik in einen Zustand gebracht werden könnte, in dem sie gleichzeitig „lebendig“ und „tot“ ist, und in diesem Zustand verbleibt, bis die Experimentieranordnung untersucht wird. Die gleichzeitig tote und lebendige Katze würde erst dann eindeutig auf „lebendig“ oder „tot“ festgelegt, wenn man sie beobachtete, also eine Messung durchführte. Das widerspricht der Anschauung und Alltagserfahrung mit makroskopischen Systemen.“ (Wiki)

Meines Wissens wurde das Paradoxon von ‚Schrödingers Katze‘ wissenschaftlich nie geklärt, aber Grötschmanns Katze hat dieses Paradoxon auf wundersame Weise gelebt. ‚Semikolon‘ war da und war nicht da, weshalb sie in „Achtung Golfer!“ auch nicht erwähnt wird – obwohl sie da war. ‚Semikolon‘ hatte eine rotbraune Farbe. Im Film „Inside Llewyn Davis“ spielt sie in einer Nebenrolle die zweite (falsche) Katze, die der Protagonist des Films, gespielt durch Oscar Isaac, irrtümlich eingefangen hatte, um sie den Besitzern zurückzugeben.

(Die erste Katze im Film war eine Katze, die zweite ein Kater, den ‚Semikolon‘ so überzeugend darstellte, dass alle am Set klatschten. ‚Semikolon‘ wurde übrigens zum Casting zusammen mit Marcus Mumford über London eingeflogen, was gewisse Komplikationen mit sich brachte, weil Mumford eine Katzenallergie hat.

Gitarren-Freaks sollten den Film allein schon wegen der 1925er Gibson L1, einer ‚Robert Johnson-Gitarre‘ unbedingt anschauen, die die Coen-Brüder (Produzenten) in ‚Norman’s Rare Guitar‘ gekauft hatten. Für Golfer ist der Film weniger interessant, es sei denn, sie sehen im Golfsport einen Weg der Bewusstseinserweiterung an. Dann könnten sie (Stichwort Ballverluste vermeiden durch ‚Vipassana‘) lernen, wie man Fenster und Türen bewusst im Auge behält, um Katzen am Davonlaufen zu hindern.

Grötschmann hielt es jedoch anders mit ‚Semikolon‘. Sie war eine freie Katze. Sie kam und ging. Man wusste nie, ob sie da war oder nicht. Golfplatzbetreiber erlauben Hunde auf ihrem Platz, aber einen Hinweis, dass Katzen willkommen wären, habe ich noch nie gesehen. Habe ich überhaupt jemals eine Katze auf einem Golfplatz gesehen? Ich kann mich nicht erinnern. Vielleicht sah ich einst eine Katze auf Mäusejagd, da wo sich das Fairway an einem Dorfrand entlang schlängelt, zum Beispiel auf der 12. Bahn des Golfclubs Attighof. Da könnte ich einer Katze begegnet sein, aber der Fuchs, der auf einem Nordhessischen Platz wohnt oder die Waschbären in Lich sind mit präsenter.

Von ‚Semikolon‘ wusste ich, dass sie oft mit Grötschmann auf dem Platz unterwegs war. Oder auch nicht, denn ‚Semikolon‘ war da und nicht da. Kaum eine Sekunde zu sehen, höchstens ein sandbraunes Huschen im Augenwinkel, wenn man sich sicher war, dass sie diesmal NICHT mitgegangen war. Aber habe ich ‚Semikolon‘ jemals gesehen?

„Da oder nicht da, wer soll das wissen?“ antwortete Grötschmann irgendwann auf meine Frage nach der Katze.

„Ist nicht alles, was wir wahrnehmen ohnehin nur ein Gedankenexperiment?“

Und nun ist sie tot. Grötschmann weigerte sich, Semikolon‘ dem Abdecker zu überlassen. Er grub ein Loch, dort auf dem Platz, wo ihr Grab keinen Golfer stören würde. ‚Schrödingers Katze‘ mochte tot oder nicht tot sein, Grötschmanns Katze verstarb an einem windigen, regennassen Tag. Eindeutig, sie war mausetot.

Am Abend saß Heinz Grötschmann im Clubhaus am Kaminfeuer und trauerte. Dann stand er auf um sein Leben zu verändern. Ich ging mit ihm, keine Ahnung wohin.

 (c) by Eugen Pletsch

Wie es bei mir begann..

Mein Weg in die Golfsucht…

Es war an einem Sonntag in Luxemburg vor mehr als 30 Jahren. Kurz nach 12 Uhr muss es gewesen sein, denn wir tranken bereits einen Malt. Jim, mein schottischer beinah-Schwiegervater, stellte sein Glas auf den Gartentisch, nahm einen Golfschläger, setzte einen Ball auf einen kleinen Stift und schlug einen Golfball in Richtung der Wiese hinter dem Haus.
Da war niemand außer ein paar Kühen. Die Kühe schauten nicht mal auf, als Jim den Ball schlug. Offensichtlich wussten sie bereits, dass Jim sie nie treffen würde. Der Ball flog nur ein paar Meter, dann verschwand er im dichten Gras. Jim ärgerte sich und schlug noch einen Ball. Der flog dann etwas weiter und Jim lächelte listig.
Irgendetwas faszinierte mich an dem, was er da machte. Deshalb wollte ich es auch mal probieren. Er gab mir seinen Schläger, zeigte mir wie man ihn hielt und so versuchte ich nach dem Ball zu schlagen. Ich traf ihn nicht. Vermutlich um mir Mut zu machen, sagte Jim, er wäre Linkshänder. Die Schläger wären also für mich falsch rum. Das war mir egal. Es war wirklich egal, denn als ich später Schläger für Rechtshänder bekam, traf ich zunächst auch keinen Ball.

Das ist nun mal so. Zumindest bei den besonders talentierten Spielern. Ein weniger talentierter Spieler trifft den Ball meist gleich zu Anfang. Dann denkt er – oder sie – das Spiel wäre ganz einfach, verliert den Respekt und entwickelt sich kaum mehr weiter. Alle guten Spieler haben großen Respekt vor dem Golfspiel, aber auch sie kommen nie wirklich weiter. So geht das bis in die Weltklasse. Irgendwo hapert es immer. Da triffst du endlich deine Eisen, prompt fliegen die Drives ins Aus. Und kriegst du die Drives auf die Bahn, dann verlässt dich dein Putter. Man sagt, das Golfspiel sei unbesiegbar. Niemand hat das Spiel jemals gemeistert. Höchstens Bernhard Langer! Der spielt nach wie vor wie von einem anderen Stern, was mich vermuten lässt, dass er tatsächlich von einem anderen Stern ist. Aber darauf komme ich an anderer Stelle noch zurück.

Dass ich mittlerweile seit mehr als 30 Jahren Golf spiele, wundert mich selbst am meisten, denn eigentlich bin ich ein keltischer Barde. Ich erzähle gerne Geschichten, zumindest so lange, bis man mich an den Baum bindet. Bevor ich Jim traf, war ich Straßensänger. Dass ich weder singen noch besonders gut Gitarre spielen konnte, war kein Problem. Ich hatte trotzdem Geld im Gitarrenkoffer, weil ich den Leuten Geschichten erzählte. Ich begann irgendeinen Song, zum Beispiel einen Talking Blues von Bob Dylan, aber dann quasselte ich über dies und das, über Gott und die Welt. Die Leute schauten, blieben stehen und warfen Geld in meinen Koffer.

Jahre später, als ich das Golfspiel kennenlernte und danach süchtig wurde, reiste ich als Handelsvertreter durch Deutschland. Jeden Abend war ich an einem anderen Golfplatz und lernte so die deutsche Golf-Szene kennen. Zu dieser Zeit waren Golfer meist sportlich ambitionierte Menschen aus gesellschaftlichen Schichten, die als „Establishment“ bezeichnet wurden. Fremde Gäste im Club wurden noch mit Handschlag und einem „Gestatten, Dr. Soundso…“ begrüßt – um in meinem Fall sofort zu erkennen, dass ich weder den Stallgeruch noch das Einkommen hatte, um mir mehr als ein paar Stunden Übungszeit auf der Driving Range zu erkaufen – und selbst für diese Gunst musste ich mit der Clubsekretärin noch heftige Sträuße ausfechten. Die einstigen Gentlemen des deutschen Golfsports, die mich zu mancher Satire anregten, haben mein (mittlerweile etwas abgestandenes) Bild vom deutschen Golfer geprägt – wobei ich den weitgehend niveauvollen Umgang dieser Zeit bisweilen etwas vermisse.

Aber ich trauere dem nicht nach, denn ich war damals ein vogelfreier Barfußgolfer, ein Außenseiter, der um Spielmöglichkeiten betteln musste. Die Erkenntnis, dass ich selbst der Prototyp des neuen Golfers war, wurde mir erst Jahre später bewusst.
GOLF! Ich wollte nur spielen! Intellektuell unbelastet wie eine Tontaube und vollkommen golfverrückt taumelte ich – tatsächlich häufig barfuß – über die Fairways, so man mich ließ.

Schließlich begann ich, über meine Zeit als clubfreier Golfer zu schreiben.
Mein erstes Buch „Der Weg der weißen Kugel“, eine Mischung aus Fakten und Fiktionen, wurde signifikant für meine Art des Schreibens.
‚Surreale Golf-Satire‘ oder wie man das bezeichnen möchte, war eine neue und bis dahin unbekannte Stil-Form im Golf-Genre. Zum Glück wurde „Der Weg der weißen Kugel“ sehr erfolgreich und entwickelte sich im Lauf der Jahre (ähnlich wie Bernhard Langer) zum Klassiker.

Ende der 1990er Jahre ging es dann auch bei mir mit dem Internet los. Auf meiner Website Cybergolf.de veröffentlichte ich regelmäßig eine Kolumne, die zuerst ‚Golf Gaga‘, dann ‚Golfnotizen‘, und später nur noch als ‚Notizen von Eugen Pletsch‘ in der Golf-Szene bekannt wurde.
Es folgten Kolumnen in Golf-Zeitschriften. Ich machte das, was man heutzutage bloggen nennt und war vermutlich Deutschlands erster Golf-Blogger. (…)

Soweit ich aus Zuschriften weiß, sind meine Leser meist Menschen, die von diesem Spiel wirklich fasziniert sind, aber einen anderen als nur technischen Zugang zum Golf suchen. Für diejenigen schreibe ich am liebsten, denn wer sich wirklich mit Golf beschäftigt, entwickelt allein schon als Überlebensstrategie jene Art von Humor, die man braucht, um an meinen Texten Gefallen zu finden.

PS: Der Begriff Barfußgolfer bezieht sich auf den Satz „Wir brauchen viel mehr Barfußgolfer!“ mit dem Jan Brügelmann, 1982 bis 1994 Präsident des Deutschen Golfverbandes (DGV), den Golf-Kommentator Carlo Knauss zitierte. Barfußgolfer im Sinne von volksnah, öffentlich zugänglich, nicht länger elitär. Mittlerweile gibt es viele, auch preiswerte Optionen, dieses sonderbare Spiel zu erlernen.

(c) by Eugen Pletsch

Dieser Text erschien in meinem Buch „Notizen eines Barfußgolfers„, das neben einer Auswahl Golf-philosophischer Betrachtungen und praktischen Tipps auch stille Hinweise auf das mystische Geheimnis dieses eigenartigen Spiels enthält.